Volkswagen auf Youtube:"Bischoff, da scheppert nix"

In einem angeblichen Amateur-Video widmet sich Volkswagenchef Martin Winterkorn ausgiebig einem kleinen Hyundai - und stellt dann den Designer des VW-Golfs zur Rede. Das Video wird zu einem Hit auf Youtube. Doch ist das wirklich ein Zufallsgag?

Thomas Fromm

Auf den ersten Blick ist es eines dieser klassischen Handy-Videos, die irgendein Unbekannter ins Netz gestellt hat. Wackelige, schlecht ausgeleuchtete Bilder, dumpfer Ton. Ort: Der Hyundai-Messestand bei der Frankfurter IAA Mitte September. Immer im Bild: VW-Chef Martin Winterkorn, der den Golf-Rivalen i30 mit Taschenlampe und Zentimetermaß inspiziert.

Vier Minuten Wackel-Sequenzen, und ein VW-Boss, der zusehends ungemütlicher wird. Als er das Hyundai-Lenkrad in der Höhe verstellt, wird er sauer. "Bischoff, da scheppert nix", sagt er zum Golf-Designer Klaus Bischoff, der neben ihm sitzt. "BMW kann's nicht. Wir können's nicht." Ja, warum können es dann die Koreaner? Auch Bischoff weiß nicht weiter. Ja, da habe man auch mal eine gute Lösung gehabt, aber die sei zu teuer gewesen. Irgendwann blendet sich die rätselhafte Dokumentation dann aus.

Hoch-Zeit für Video-Exegesen: War das eine grandiose Werbung für Hyundai? Oder ging es einfach nur darum, Szenen aus dem Alltag des peniblen Technikfanatikers Martin Winterkorn einer Öffentlichkeit zu zeigen? Möglich wäre noch eine dritte Option: Das Winterkorn-Video als geschickt in Szene gesetzte Botschaft. Eine auf den ersten Blick schwer zu erkennende Form des viralen Marketings à la Volkswagen.

Seit Monaten warnen die VW-Vorstände ihre Mitarbeiter: Nicht Toyota oder GM seien die gefährlichen Gegner, sondern der aggressive Aufsteiger aus Korea. Nun also zeigt Winterkorn am konkreten Beispiel, warum Hyundai so gefährlich ist. Und Bischoff, der Mann auf dem Beifahrersitz, steht für die ganze VW-Mannschaft. Pars pro toto.

Bestätigen will VW nicht, dass es sich um virales Marketing handelt. Dementieren aber auch nicht. Stattdessen heißt es sybillinisch: "Es gibt viele Wege, den hohen Qualitätsanspruch bei VW unter Beweis zu stellen." Einer davon: Virales Marketing, jene subtile Art, hintergründige Botschaften in sozialen Netzwerken zu platzieren. Auftritte im Internet, die erst mal mehr Fragen aufwerfen als zu beantworten - und gerade deshalb schnell die Runde machen. VW gilt als Meister dieser Marketing-Technik. Legendär ist der Internet-Clip, in dem sich ein Junge als Star-Wars-Figur Darth Vader verkleidet und den VW des Vaters fernsteuert.

Bei den Koreanern freut man sich über den Erfolg des IAA-Videos. "Es ist eine Auszeichnung für uns", heißt es bei Hyundai Deutschland. Allerdings sei man "sehr überrascht" gewesen, als Winterkorn und seine Leute zur Stippvisite kamen. Und noch überraschter, als das Ganze dann auch noch bei Youtube zu sehen war.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: