Verdacht der Insolvenzverschleppung:Anton Schlecker soll vorgesorgt haben

Der Verdacht der Insolvenzverschleppung gegen Anton Schlecker verdichtet sich. Er soll nach einem Medienbericht bereits Anfang 2009 die drohende Zahlungsunfähigkeit seiner Drogeriekette geahnt haben. Bereits damals habe es erste "verdächtige Vermögensübertragungen" an die Familie gegeben - etwa in Form eines exorbitanten Gehaltes an die Ehefrau.

Bereits drei Jahren vor der Pleite seiner Drogeriemarktkette soll Firmengründer Anton Schlecker einem Bericht des Spiegel zufolge mit der drohenden Zahlungsunfähigkeit seines Unternehmens gerechnet und sie billigend in Kauf genommen haben.

Schlecker-Markt

Ausverkauf in der Schlecker-Filiale in Hodenhagen bei Bremen: Kurz vor der Schließung am 27. Juni 2012 bot die Drogeriemarktkette ihre Restposten zu Schleuderpreisen an. Im Januar 2012 hatte Schlecker Insolvenz angemeldet, doch der Unternehmensgründer Anton Schlecker soll schon Jahre davor mit dem Zusammenbruch des Discounters gerechnet haben.

(Foto: dpa)

Angesichts der schon 2008 und 2009 dramatisch einbrechenden Umsätze habe Schlecker erkannt, "dass die Zahlungsunfähigkeit drohte", zitierte das Magazin am Sonntag aus dem Durchsuchungsbeschluss der Stuttgarter Staatsanwaltschaft. Sie hatte Mitte Juli Wohn- und Geschäftsräume der Familie Schlecker und zehn weiterer Verdächtiger durchsuchen lassen.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Anton Schlecker und weitere Verdächtige wegen des Verdachts auf Bankrott, Untreue und Insolvenzverschleppung. Laut Durchsuchungsbeschluss begannen Anfang 2009 "verdächtige unentgeltliche Vermögensübertragungen auf Familienangehörige": etwa die Übertragung des Familienanwesens in Ehingen im Wert von angeblich 20 Millionen Euro oder das "überhöhte Gehalt an Ehefrau Christa", wie der "Spiegel" weiter zitierte. Sie soll monatlich 60.000 Euro erhalten haben. Dies sei "angesichts der Ertragssituation nicht angemessen" gewesen.

Die Staatsanwälte kritisierten laut Bericht auch die "besondere Art der Unternehmensfinanzierung": Schlecker hatte demnach außergewöhnlich lange Zahlungsfristen, der Erlös aus bereits verkaufter, aber noch nicht bezahlter Ware diente zur Unternehmensfinanzierung. Dies sei eine Art "Schneeballsystem".

Schlecker hatte im Januar Insolvenz angemeldet, nachdem das Unternehmen schon über Jahre Verluste angehäuft hatte. Allein im Jahr 2011 machte Schlecker laut Insolvenzverwaltung mehr als 200 Millionen Euro Minus. Anfang Juni stimmten die Gläubiger für eine Zerschlagung der Drogeriekette. 25.000 Beschäftigte verloren ihren Arbeitsplatz.

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