Venizelos kritisiert IWF-Chefin:"Lagarde hat die Griechen beleidigt"

Der Vorsitzende der griechischen Sozialisten ist verärgert - über Christine Lagarde. Die Chefin des Internationalen Währungsfonds hatte in einem Interview angegeben, nur wenig Mitleid mit dem hochverschuldeten Land zu haben. Die Französin solle ihre kritischen Äußerungen zur Steuermoral der Griechen überdenken, fordert Evangelos Venizelos. Tausende wütende Kommentatoren auf Facebook sehen das ähnlich.

Der Vorsitzende der griechischen Sozialisten hat die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, für ihre Äußerungen zur Steuermoral seiner Landsleute scharf kritisiert. Lagarde habe damit "die Griechen beleidigt", sagte Sozialisten-Chef Evangelos Venizelos laut einem Fernsehbericht am Samstagabend. "Ich fordere sie auf, zu überprüfen und zu überdenken, was sie sagen wollte", fügte er hinzu.

Auch der Chef der Radikalen Linken, Alexis Tsipras hatte der IWF-Direktorin widersprochen. "Die griechischen Arbeiter zahlen ihre Steuern", sagte Tsipras.

Lagarde hatte die Bürger im hoch verschuldeten Griechenland in einem am Samstag im britischen Guardian veröffentlichten Interview aufgefordert, ihre Steuern zu zahlen, um das Land aus der Krise zu führen. Später erklärte Lagarde den Griechen zwar ihr Mitgefühl angesichts der einschneidenden Sparmaßnahmen. Zugleich verwies sie aber auf die Notwendigkeit einer gerechten Lastenverteilung in der Krise. Insbesondere reiche Griechen rief sie zur Einhaltung ihrer steuerlichen Pflichten auf.

Mit ihren Äußerungen hat Lagarde nicht nur den Ärger griechischer Politiker auf sich gezogen: Auf dem Facebook-Account der IWF-Chefin hinterließen Tausende wütende Kommentare. "Sie sollten das den Angehörigen der 3000 Griechen sagen, die Selbstmord begangen haben, und den Millionen arbeitslosen Griechen", schrieb etwa ein Nutzer sarkastisch. "Wir glauben an die Aufrichtigkeit, an harte Arbeit und Leistung, ich verbitte es mir, dass wir mit Dieben verglichen werden", ärgerte sich eine andere Nutzerin.

Später zeigte Lagarde sich reumütig. Sie habe "große Sympathien für das griechische Volk", postete sie als Antwort auf die Kritik.

Die griechische Wirtschaft befindet sich das fünfte Jahr hintereinander in der Rezession. Im Gegenzug für Milliardenkredite der Europäischen Union und des IWF hatte sich die Anfang Mai abgewählte griechische Regierung aus Sozialisten und Konservativen zu einem drastischen Sparprogramm verpflichtet. Nach der Wahl, bei der besonders die Parteien großen Zuspruch erfuhren, die den Sparkurs ablehnen, kam keine neue Regierung zustande. Deshalb soll am 17. Juni erneut gewählt werden.

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