Trikotwerbung:Bundesliga-Sponsoren stoppen Telekom

Es sollte eine gute Sache werden: Die Bundesliga wollte an einem Spieltag auf allen Vereinstrikots für mehr Toleranz werben. Doch Hauptsponsor der Aktion ist ausgerechnet die Telekom, für die Bayern München auf den Trikots wirbt. Die Konkurrenz wittert eine Farce - die Telekom knickt ein.

Sabrina Keßler

Die Bundesliga-Sponsoren sind verärgert. Dabei geht es eigentlich um einen guten Zweck: Am dritten Spieltag sollen die 18 Erstligisten auf ihre Trikotwerbung verzichten und stattdessen mit dem Slogan "Geh' deinen Weg" auflaufen - eine Aktion gegen Fremdenfeindlichkeit, die von der Deutschlandstiftung Integration ins Leben gerufen wurde. Sie soll für mehr Toleranz und ein Wir-Gefühl in Deutschland werben, schreibt der DFL-Präsident Reinhard Rauball in einem Schreiben an die Vereinsvorstände der Bundesliga, aus dem das Handelsblatt zitiert.

SpVgg Greuther Fuerth - FC Bayern Muenchen

Viele Bundesliga-Sponsoren ärgern sich über den Trikto-Sponsor des FC Bayern München, die Deutsche Telekom.

(Foto: dapd)

Doch so schön die Kampagne auch klingt, ein wichtiges Detail hat Rauball verschwiegen: Hauptsponsor der Deutschlandstiftung Integration - bekannt durch die Plakatkampagne "Ich spreche Deutsch" - ist nämlich die Deutsche Telekom. Pikant: Das Telekommunikationsunternehmen selbst ist Trikotsponsor des FC Bayern München.

So werde die Wohltätigkeitsshow zu einer Farce, mokieren die anderen Bundesliga-Sponsoren: Sie alle sollen am dritten Spieltag, dem 15. September, auf ihre eigene Werbewirkung verzichten - und gleichzeitig das Projekt eines anderen Unternehmens unterstützen. Im Falle des Mobilfunkers Otelo, dem Sponsor von Fotuna Düsseldorf, sogar die eines Konkurrenten.

Die Unternehmen sind dementsprechend sauer. "Mir war gar nicht bewusst, dass die Telekom dahinter steckt", sagte ein Sprecher des Hoffenheim-Sponsors Suntech dem Handelsblatt. Tui hingegen will nun nur noch teilnehmen, solange kein anderer Verein abspringe. Und Volkswagen finde die Aktion zwar grundsätzlich begrüßenswert, habe aber noch nicht über eine Teilnahme entschieden. Gänzlich boykottieren werden die meisten Konzerne die Kampagne dennoch nicht.

Der Deutschen Telekom ist ihre Aktion mittlerweile peinlich. Sie bestreitet, an der Idee zur Kampagne beteiligt gewesen zu sein: "Wir haben mit dem Aktionstag der Bundesliga nichts zu tun, außer dass wir an diesem Tag auf unsere Trikotwerbung verzichten, wie andere Unternehmen auch", sagte ein Sprecher dem Handelsblatt.

Ursprünglich sollte laut Handelsblatt das Logo der Telekom unter einer Dankesanzeige an die Clubs und Sponsoren prangen. Die Telekom will das Logo aber nun entfernen lassen.

Welche Trikotsponsor zahlt welchen Bundesliga-Verein wie viel? Das Ranking

Die Trikotsponsoren sind für die Vereine der Fußball-Bundesliga seit vielen Jahren eine wichtige und verlässliche Einnahmequelle. 1973 genehmigte der DFB die Werbung, nachdem Günter Mast (Jägermeister) als Erster mit dem Logo des Spirituosenherstellers auf den Trikots von Eintracht Braunschweig geworben und eine neue Marktlücke entdeckt hatte.

Welcher Bundesligaverein verdient wie viel durch die Trikot-Werbung? Die jährlichen Einnahmen der 18 Clubs durch ihre Hauptsponsoren in der Saison 2012/2013 im Überblick.

Bayern München: Deutsche Telekom, 30,0 Millionen Euro

VfL Wolfsburg: VW, 20,0 Millionen Euro

Schalke 04: Gazprom 16,0 Millionen Euro

Borussia Dortmund: Evonik, 12,0 Millionen Euro

VfB Stuttgart: Mercedes-Benz Bank, 7,0 Millionen Euro

Hamburger SV: Emirates, 7,0 Millionen Euro

Werder Bremen: Wiesenhof, 6,5 Millionen Euro

Bayer Leverkusen: Sunpower, 6,0 Millionen Euro

Eintracht Frankfurt: Krombacher, 5,5 Millionen Euro

Borussia Mönchengladbach: Postbank, 5,0 Millionen Euro

1899 Hoffenheim: Suntech, 4,5 Millionen Euro

FSV Mainz 05: Entega, 4,0 Millionen Euro

1. FC Nürnberg Nürnberg: NKD, 3,5 bis 4 Millionen Euro

Hannover 96: TUI, 3,5 Millionen Euro

Fortuna Düsseldorf: Otelo 3,0 Millionen Euro

SC Freiburg: Ehrmann, 2,5 Millionen Euro

FC Augsburg: AL-KO, 1,8 Millionen Euro

Greuther Fürth: Ergo Direkt, 1,5 Millionen Euro

Die Summen basieren auf Informationen der Nachrichtenagentur dpa. Sie stützt sich auf offizielle Vereinsangaben oder Schätzungen.

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