Tesla:Musk bekommt einen Aufpasser

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Autos darf Elon Musk auch künftig noch präsentieren, aber er darf nicht mehr allein über alles entscheiden. (Foto: Susana Bates/AFP)

Elon Musk hat zu viel getwittert. Jetzt hat die amerikanische Börsenaufsicht seine Macht beschnitten.

Von Max Hägler, München

Elon Musk ist bislang ein so einfallsreicher wie mächtiger Mensch. Er ist Begründer des Elektroautobauers Tesla, des Raumfahrtunternehmens Space-X und der Tunnelbohrfirma The Boring Company. Ein nimmermüder Macher, der die meisten kleinen und großen Weichenstellungen - Raketenstarts oder Autopremieren, Eigentümerwechsel oder Grillabende - höchstpersönlich über den Kommunikationskanal Twitter in die Welt versendet, vorbei an allen Firmengremien.

Ein besonders einschneidendes Ereignis hat der 47-Jährige bisher hingegen nicht abgebildet. Obwohl es vor allem die Folge seines so ungezügelten Getwitters ist, das Aktionäre immer wieder auch verwirrt: Am Freitagabend hat ihn die US-Börsenaufsicht (SEC) entmachtet. Zumindest zu einem Teil und in einem Maß, das für ihn, der sich wohl als Alleinherrscher fühlt, höchst unangenehm ist. Musk muss innerhalb von 45 Tagen als Chairman zurücktreten, so nennt sich in den USA der Vorsitzende des übergeordneten Verwaltungsrates.

Ein US-Verwaltungsrat ist vergleichbar mit einem Aufsichtsrat eines deutschen Börsenunternehmens - aber es gibt zwei Unterschiede: Ein Chairman spricht mehr mit in der kurzfristigen Unternehmensstrategie als ein Aufsichtsratsvorsitzender. Und zugleich wäre in Deutschland die mächtige Doppelfunktion ausgeschlossen, die Musk bisher innehatte: Das Aktiengesetz verbietet, dass ein Vorstandsmitglied zugleich auch im Aufsichtsrat ist.

Musk bleibt nun zwar CEO, Vorstandschef, aber seine Macht ist beschnitten. Er kommentiert das öffentlich nicht. Auf Twitter hat er nur ein paar Bilder von seinem Traum vom Flug zum Mars versandt - leichte Kost im Vergleich zu den Tweets Anfang August, als er den Plan kundtat, Tesla von der Börse zu nehmen, um nervigen Spekulanten zu entkommen: Er wolle den diversen Anteilseignern 420 Dollar bieten; die Finanzierung für diese Aktienaufkäufe sei "gesichert". Einen Monat später blies Musk den Plan dann wieder ab. Am Donnerstag hat die Börsenaufsicht Musk wegen des Hin und Her verklagt, wohl auch mit dem Ziel, ihn komplett abzusetzen. In der Klageschrift wird ihm Wertpapierbetrug vorgeworfen, weil er Kernelelemente des Plans, darunter etwa den Preis, mit Investoren weder besprochen noch verabredet habe. Musk habe die Aktionäre in die Irre geführt - ein Vorwurf, gegen den er sich heftig wehrt: "Ich habe stets im besten Interesse von Wahrheit, Transparenz und der Investoren gehandelt", betonte er. Die in den Stunden danach ausgehandelte Einigung - so sie von der US-Justiz abgesegnet wird - erspart ihm zwar einen Prozess und die völlige Entmachtung. Und weder die Firma noch er müssen ein Fehlverhalten einräumen. Aber auch in der entschärften Form kann ihm das nicht gefallen.

Tesla muss nun eben nicht nur einen "unabhängigen" Verwaltungsratschef berufen. Musk dürfte den Job erst in drei Jahren wieder übernehmen. Der Autobauer muss zudem zwei weitere unabhängige Verwaltungsräte in das Gremium berufen. Um den Rechtsstreit beizulegen, hat die SEC weiterhin sowohl die Firma als auch den Vorstandsvorsitzenden zu einer Zahlung von jeweils 20 Millionen Dollar Bußgeld verdonnert. Schließlich muss Tesla ein Kontrollgremium schaffen, "um die Kommunikation von Musk zu kontrollieren", heißt es in der Behördenmitteilung. Sicher besonders schmerzlich für Schnellschreiber Musk. Die Lösung sei jedoch "im besten Interesse unserer Märkte und unserer Anleger, auch der Anteilseigner von Tesla", erklärte SEC-Vorsitzende Jay Clayton. Das sieht Frank Schwoppe von der Nord-LB ähnlich. Der Börsenanalyst schreibt, Musk habe sich vom Tesla-Zugpferd zu einer Belastung entwickelt. Die Debatte um die Tweets überdecke, dass der Autobauer seine Ziele verfehle: Statt 500 000 Wagen würden in dem Jahr höchstens 270 000 Autos ausgeliefert. Er rechne deshalb nicht damit, so Schwoppe, dass Tesla in diesem oder im nächsten Jahr Gewinne mache. Und: Neue Verantwortliche könnten noch "weitreichendere Probleme" bei Tesla offenbar werden lassen.

© SZ vom 01.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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