Strategische Reserven:Frankreich und USA wollen den hohen Ölpreis drücken

Barack Obama will unbedingt verhindern, dass ihm der steigende Ölpreis im Präsidentschaftswahlkampf zum Verhängnis werden. Deshalb verhandelt die US-Regierung mit Großbritannien und Frankreich über eine Freigabe ihrer strategischen Reserven, um mehr Öl auf den Markt zu bringen. Doch Marktbeobachtern zufolge ist die Angst vor rasant steigenden Ölpreisen ohnehin übertrieben.

Frankreich plant einem Zeitungsbericht zufolge zusammen mit Großbritannien und den USA möglicherweise eine Freigabe der strategischen Ölreserven, um den Ölpreis zu drücken. Dies sei "eine Frage von Wochen, nicht Tagen", berichtete die Zeitung Le Monde unter Berufung auf einen Insider im Präsidialamt. Eine offizielle Bestätigung gab es zunächst nicht.

Der französische Energieministers Eric Besson hat der Financial Times zufolge erklärt, sein Land sei von den USA zu diesem Thema kontaktiert worden. Frankreich begrüße diesen Schritt, sagte Besson.

Zuvor hatte es aus Kreisen in Großbritannien geheißen, London stimme sich mit den USA über eine Freigabe der strategischen Reserven in den kommenden Monaten ab. Barack Obama möchte so vermeiden, dass der hohe Ölpreis das Wirtschaftswachstum in den USA vor der Präsidentenwahl abwürgt.

Deutsche Regierung will Reserven nicht anzapfen

Eine französische Regierungssprecherin sagte: "Frankreich, Großbritannien und die USA unterstützen Freigabe-Verhandlungen mit der Internationalen Energieagentur (IAE) mit dem Ziel, die Spekulationen auf den Rohstoffmärkten einzudämmen." Außerdem wolle man die produzierenden Länder davon überzeugen, mehr Öl auf den Markt zu bringen. Allerdings wolle man den Bericht der Energieagentur abwarten, bevor man über die Verwendung der strategischen Reserven entscheide.

Deutschland will seine strategischen Ölreserven nach den Worten von Wirtschaftsminister Philipp Rösler nicht einsetzen. "Die nationalen Ölreserven können nur freigegeben werden bei einem echten physischen Mangel", sagte Rösler. Sie seien ausdrücklich kein Mittel der Preisstabilisierung. Dies sei nicht nur die Lesart der Bundesregierung, sondern Gesetzeslage.

Spekulationen lassen Ölpreis fallen

In den vergangenen Monaten war der Ölpreis stark gestiegen. Hintergrund sind die wieder anziehende Weltkonjunktur sowie die Sorge um eine Eskalation des Atomkonflikts mit dem Iran. Das Land hatte damit gedroht, den Persischen Golf abzuriegeln - eine der wichtigsten Transportrouten für Rohöl.

Derzeit liegt der Ölpreis für kurzfristige Lieferungen bei etwa 125 Dollar. Allerdings sind die Preise angesichts der Spekulationen um die Freigabe der strategischen Reserven am Mittwoch deutlich gesunken. Im Mittagshandel kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Mai 124,40 US-Dollar. Das waren 1,14 Dollar weniger als am Vortag.

Der langfristige Lieferpreis für Öl liegt sogar deutlich unter 100 Dollar. Wer sich im Dezember 2018 beliefern lasse, zahle aktuell 95 Dollar, berichtet die Financial Times. Demnach lägen die langfristigen Preisen und die aktuellen so weit auseinander wie noch nie. Die langlaufenden Verträge, Futures genannt, gelten als Indikator für den künftigen Ölpreis.

Machtbeobachter erwarten nach dem Bericht der Financial Times in den kommenden Monaten steigende Lieferungen aus Brasilien, Irak, Kanada und den USA. Die derzeitigen hohen Ölpreise sähen Experten als nicht gerechtigfertigt an - zumal auch Saudi-Arabien höhere Förderquoten angekündigt hat.

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