Sinkende Spritpreise:Inflation in Deutschland wieder unter zwei Prozent

Herrscht hierzulande "Inflations-Alarm"? Tatsächlich geht die Teuerungsrate nun zurück. Sie liegt sogar erstmals seit eineinhalb Jahren wieder unter der wichtigen Marke von zwei Prozent. Doch in anderen Länder in der Euro-Zone ist die Inflation noch niedriger.

Wenn es um steigende Preise geht, ist man hierzulande besonders empfindlich. "Die Deutschen reagieren auf Inflation sensibler als andere Europäer", sagt Rolf Bürkl von der Gesellschaft für Konsumforschung. "Inflations-Alarm", titelte vor kurzem die Bild.

Die neueste Statistik gibt ein wenig Entwarnung fürs deutsche Gemüt: Die Teuerungsrate fällt erstmals seit Dezember 2010 wieder unter die symbolische Marke von zwei Prozent. Waren und Dienstleistungen verteuerten sich im Mai um durchschnittlich 1,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, teilte das Statistische Bundesamt mit.

Grund dafür sind vor allem die fallenden Spritpreise, die im März und April noch für Inflationsraten von je 2,1 Prozent gesorgt hatten. Im Vergleich zum Vormonat fielen die Preise im Mai um 0,2 Prozent, weil nach den Osterferien nicht nur Reisen billiger wurden, sondern auch Mineralölprodukte. "Erstmals in diesem Jahr sanken die Kraftstoffpreise gegenüber dem Vormonat", schrieben die Statistiker. "Heizöl wurde bereits im dritten Monat in Folge günstiger."

Die Marke von zwei Prozent ist deshalb so wichtig, weil sie gemäß Definition der Europäischen Zentralbank (EZB) stabile Preise gewährleistet. "Für Verbraucher und Konjunktur ist der Rückgang eine gute Nachricht", sagte Bürkl.

Kosten werden "auf breiter Fronst steigen"

Experten warnen allerdings, dass die Inflationsrisiken nach wie vor groß sind. "Die Preisstabilität wird nicht von Dauer sein", sagte Commerzbank-Ökonomin Ulrike Rondorf. "Die Löhne und Gehälter steigen in Deutschland wegen der guten Konjunktur und der geringen Arbeitslosigkeit spürbar. Die Unternehmen werden versuchen, die steigenden Kosten auf die Verbraucher abzuwälzen." Sie rechnet deshalb damit, dass die Kosten für die Lebenshaltung "bald auf breiter Front stärker steigen".

Als weitere Risiken gelten der schwächelnde Euro, der vor allem die Importe vieler Rohstoffe verteuert, sowie die Niedrigzinspolitik der EZB. Die hatte unter der Führung von Mario Draghi zuletzt etwa eine Billion Euro in den Markt gepumpt - und das fast zum Nulltarif für die Banken.

Bislang stand Deutschland, was Preissteigerungen betrifft, vergleichsweise gut da in der Euro-Zone. Der Prognose von Sal. Oppenheim-Expertin Ulrike Kastens zufolge, werden die deutschen Verbraucherpreise künftig aber deutlicher zulegen als die des gesamten Währungsraums. "Unsere Konjunktur läuft besser als anderswo, und auch die Löhne steigen bei uns schneller", sagte Kastens. 2013 dürften die Preise hierzulande wie schon in diesem Jahr um durchschnittlich rund zwei Prozent zulegen, in der Euro-Zone insgesamt dagegen nur noch um 1,7 Prozent.

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