Manager:Ghosn tritt als Renault-Konzernchef zurück

Carlos Ghosn. (Foto: AFP)
  • Carlos Ghosn, der wegen Verdachts auf schweren Finanzbetrug in Japan in U-Haft sitzt, ist als Renault-Konzernchef zurückgetreten.
  • Renault dürfte noch am Donnerstag über eine Nachfolge entscheiden. Dabei läuft es auf ein Führungsduo aus dem bisherigen Chef von Michelin und dem jetzigen Interimschef bei Renault hinaus.

Der langjährige Renault-Chef Carlos Ghosn, der wegen Verdachts auf schweren Finanzbetrug in Japan in Untersuchungshaft sitzt, ist von seinem Amt als Konzernchef zurückgetreten. Das bestätigte der französische Finanzminister Bruno Le Maire am Rande des Weltwirtschaftsgipfels in Davos.

Über die Nachfolge Ghosns wird der Renault-Verwaltungsrat am Donnerstag entscheiden. Dabei läuft bislang alles auf eine Art Doppelspitze hinaus. Der bisherige Michelin-Chef Jean-Dominique Senard soll als neuer Renault-Verwaltungsratschef Ruhe in das französische Unternehmen bringen. Interimschef Thierry Bollore soll dem Vernehmen nach Vorstandsvorsitzender werden.

Die französische Regierung hatte den Rücktrit vehement gefordert

Von seinen Posten bei Nissan und Mitsubishi, die mit Renault eine Auto-Allianz bilden, war Ghosn bereits zuvor abberufen worden. Die Aktionäre von Renault hielten lange an ihm fest. Doch inzwischen ist klar, dass der Manager nicht so bald aus der Haft freikommen und nach Paris zurückkehren dürfte.

Die Ablösung Ghosns in Frankreich kam nicht überraschend. Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire hatte zuvor mit deutlichen Worten eine Nachfolge gefordert. Es müsse eine neue Etappe geben, wenn Ghosn dauerhaft verhindert sei. Der Staat ist bei Renault ein wichtiger Spieler, er hält 15 Prozent der Anteile.

Erst am vergangenen Freitag war bekanntgeworden, dass Ghosn unerlaubt Millionenbeträge von einer niederländischen Tochterfirma kassiert haben soll. Ghosn habe von dem niederländischen Gemeinschaftsunternehmen Nissan-Mitsubishi B.V. (NMBV) ohne vorgeschriebene Absprache mit den beiden anderen Vorstandsmitgliedern, Nissan-Chef Hiroto Saikawa und Mitsubishi Motors-Chef Osamu Masuko, rund 7,8 Millionen Euro Entschädigung erhalten, wie die beiden Renault-Partner bekanntgaben.

© SZ.de/AFP/dpa/jps - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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