Profiteure des Lufthansa-Streiks:Buhlen um die Gestrandeten

Bei der Lufthansa wird ab Montag gestreikt und die Passagiere schauen nach Alternativen. Die Konkurrenz frohlockt - und ein Autovermieter will die Liegengebliebenen zum Umstieg bewegen.

T. Dorfer und H. von der Hagen

Verdi hat sich viel vorgenommen. Bereits in der kommenden Woche will die Gewerkschaft den Lufthansa-Flugverkehr möglichst vollständig lahmlegen. Das Boden- und Kabinenpersonal wird ab Montag um 0 Uhr die Arbeit einstellen - und bei Verdi freut man sich bereits: "Es wird zu erheblichen Störungen des Flugbetriebes kommen", sagte Verhandlungsführer Erhard Ott.

Profiteure des Lufthansa-Streiks: Von Montag an wird bei der Lufthansa gestreikt - und die Konkurrenz frohlockt.

Von Montag an wird bei der Lufthansa gestreikt - und die Konkurrenz frohlockt.

(Foto: Foto: AP)

Viele tausend Flugpassagiere werden das freilich nicht so witzig finden, denn sie müssen mit massiven Verspätungen rechnen. Viele Flüge werden ganz ausfallen, das hat die Lufthansa bereits angekündigt. Spekulationen, sie wolle 75 Prozent des Flugplans umsetzen, wollte die Lufthansa nicht bestätigen. Es sollten "so viele Flüge wie möglich" durchgeführt werden, sagte eine Sprecherin lediglich.

Sowohl Lufthansa auch Verdi wollen sich also nicht in die Karten schauen lassen, daher ist die Unsicherheit bei den Reisenden groß. Die Konkurrenz reibt sich die Hände - und will den verunsicherten Lufthansa-Passagieren Alternativen bieten.

Flexible Flotte

Besonders die zuletzt krisengeschüttelte Air Berlin könnte vom Lufthansa-Streik profitieren. Die Airline ist außer der Lufthansa der einzige Anbieter, der in großem Stil innerdeutsche Flüge anbietet. Und tatsächlich steigen die Buchungen an. "Auf einigen Strecken, die von der Lufthansa bedient werden, bemerken wir kurzfristig eine höhere Nachfrage", sagt eine Sprecherin der Fluglinie. Vor allem auf den "Rennstrecken", etwa bei der Verbindung zwischen München und Berlin, sei dies deutlich zu spüren.

Sollten die Anfragen von Montag an noch stärker zunehmen, plant Air Berlin, die Flotte an die neuen Bedingungen anpassen. Auf den stärker frequentierten Strecken würden dann größere Flugzeuge eingesetzt, sagte die Sprecherin.

Auch die Konkurrenz von Germanwings bietet innerdeutsche Flüge an. Im Kundencenter bemerkt man bereits seit Tagen eine leicht steigende Nachfrage - ein regelrechter Ansturm sei jedoch nicht zu spüren. Damit rechnet man bei Germanwings erst am Montag. Trotzdem: "Es tut sich was", sagte eine Sprecherin - und zwar vor allem bei Strecken, die "in kurzer Zeit mit der Bahn nicht machbar sind".

Mietwagen zum Sonderpreis

Profitieren vom Lufthansa-Streik wird voraussichtlich auch die Deutsche Bahn, denn die Flugpassagiere können notfalls auf die Bahn umbuchen. Eine Anfrage der Lufthansa hat die Bahn nach eigenen Angaben indes noch nicht bekommen. Ein Konzernsprecher erklärte aber, man sei auf alle Fälle gerüstet.

Zusätzliche Kapazitäten schaffen auch die Autovermieter. Sixt bemerkt bereits "eine stärkere Nachfrage", wie ein Sprecher sagte. Das Unternehmen plant bereits, die wichtigen Stationen an den Flughäfen und den Zentren der großen deutschen Städte mit mehr Autos zu bestücken. Das sei Routine, sagte der Sprecher. "Sixt kann sehr flexibel auf eine stärkere Nachfrage reagieren."

Konkurrent Europcar ist ebenfalls "gut vorbereitet", wie eine Sprecherin betonte. Momentan bemerkt der Autovermieter noch keine stärkere Nachfrage - für die Extremsituation sei man jedoch gerüstet. 45.000 Autos umfasst die Europcar-Flotte - und die ließen sich "relativ schnell transferieren", sagte die Sprecherin. Spontan reagiert auch die Marketingabteilung des Unternehmens. Für die kommende Woche hat Europcar eine Rabattaktion nur für die Flughäfen angekündigt.

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