Negativzinsen:Nehmt unser Geld!

Online-Vergleichsportale liefern sich eine verrückte Preisschlacht. Zurzeit bekommen Kunden sogar Geld dafür gezahlt, dass sie einen Kredit aufnehmen. Die Unternehmen zahlen drauf. Einen Haken hat die Sache aber.

Von Nils Wischmeyer

Es ist ein irres Duell, das sich der Kreditanbieter Smava aus Berlin und die Vergleichsseite Check24 aus München liefern. Beide Unternehmen bieten zurzeit Negativzinsen von fünf Prozent auf einen ausgewählten Kredit. Wer sich bei Check24 zurzeit 1000 Euro leiht, zahlt über ein Jahr hinweg nur 972,49 Euro zurück. Bei Smava muss der Nutzer für die gleiche Summe über 36 Monate insgesamt 923,04 Euro zurücküberweisen.

Dass die Unternehmen Geld verschenken, wirkt zunächst merkwürdig. Hinter der Aktion verbirgt sich natürlich auch ein PR-Gag: Beide Firmen liefern sich seit geraumer Zeit ein teils skurriles Wettrennen um das beste Kreditangebot in Deutschland. Smava rühmt sich seit jeher, "Deutschlands günstigsten Online-Kredit" anzubieten. 2015 verlangte das Berliner Unternehmen erstmals null Prozent für einen Kredit. Der Münchner Konkurrent Check24 zog 2016 nach. Christian Nau, Geschäftsführer bei Check24, sagt: "Wir bieten Kunden grundsätzlich immer das günstigste Angebot am Markt."

Als dann am Sonntagabend Check24 einen Kredit mit Negativzinsen von minus 1,5 Prozent anbot, eskalierte der Wettstreit. Bereits am nächsten Tag zog das Kreditportal Smava nach und senkte seinerseits die Zinsen auf minus drei Prozent. Das Ganze schaukelte sich so lange hoch, bis am Ende bei beiden Portalen eine fünf hinter dem Minus stand. Da sich beide Firmen das Geld zu normalen Zinsen bei einer Bank leihen müssen, zahlen sie doppelt drauf: einmal an die Bank und einmal an die Kunden. Smava kostet ein Kredit etwa 147 Euro, Check24 wohl 42 Euro. Am Dienstag verkündete ein drittes Portal, Finanzcheck.de, dass es 100 Kredite mit Zinsen von Minus 100 Prozent vergibt.

Oder anders: Es verschenkt das Geld komplett. Was irre klingt, ist nicht uneigennützig. Die Unternehmen versuchen mit dem Angebot, neue Kunden und deren Daten zu gewinnen. "Aus Sicht der Anbieter mag der Ankauf der Daten mit so einer Marketingaktion preiswert sein", sagt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Er warnt davor, zu viele Kredite aufzunehmen, selbst, wenn einem egal ist, wo die Daten landen. "Kreditanfragen können zu einer schlechteren Bewertung der eigenen Bonität führen. Das kann sich negativ auswirken auf die Konditionen weiterer Kredite". Auch die Schufa weist daraufhin, dass die kostenlosen Kredite in ihrem Score auftauchen. Ob diese negativ bewertet werden, sagt ein Sprecher, hänge aber von den persönlichen Umständen ab. Verbraucher sollten zumindest vorsichtig sein.

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