Mögliche Fusion von Kaufhof und Karstadt:"An einem Zusammengehen führt kein Weg vorbei"

Pläne für ein Zusammengehen von Karstadt und Kaufhof gibt es schon lange. Nun nimmt das Gedankenspiel offenbar konkretere Formen an. Der neue Metro-Chef Eckhard Cordes drückt aufs Tempo.

Stefan Weber

Als Vorstandschef des damaligen Karstadt-Quelle-Konzerns (heute Arcandor) hatte Wolfgang Urban vor mehr als vier Jahren einen verwegenen Plan. Er wollte das Warenhausgeschäft von Karstadt mit den Aktivitäten des Konkurrenten Kaufhof zur "Deutschen Warenhaus AG" bündeln. In vertraulichen Gesprächen mit den Großaktionären des Metro-Konzerns, dessen Tochter Kaufhof ist, warb er für diese Idee.

Kaufhof Karstadt

So könnte es aussehen: Unter Eckhard Cordes gibt es für Kaufhof keinen Bestandsschutz mehr.

(Foto: Foto: dpa)

Doch Urban musste rasch erkennen, dass sein Plan keine Aussicht auf Verwirklichung hat. Der wirtschaftliche Druck war noch nicht groß genug für eine weitere Bereinigung der Warenhaus-Landschaft, nachdem in den Jahren zuvor mit Horten und Hertie bereits zwei traditionsreiche Firmen übernommen worden waren. Vor allem aber scheiterten die Gedankenspiele des Karstadt-Quelle-Chefs, weil viele der handelnden Personen damals einander nicht wohlgesinnt waren.

Stabilisator Middelhoff

Das hat sich inzwischen geändert. Und Urban, der seit seinem Rauswurf im Mai 2004 Privatier ist, wird mit Genugtuung registrieren, dass seine Ideen voraussichtlich doch Wirklichkeit werden. Zwar nicht von jetzt auf gleich, wie es in Medienberichten heißt. Wohl aber auf lange Sicht.

Denn Arcandor-Chef Thomas Middelhoff hat den am Ende von Urbans Amtszeit nahezu insolventen Handelskonzern so weit stabilisiert, dass er auch wieder Zukäufe finanzieren kann. In der Öffentlichkeit spielt er das Thema eines Zusammengehens mit Kaufhof zwar herunter. Aber in Konzernkreisen heißt es unmissverständlich: "An einem Zusammengehen von Karstadt mit Kaufhof führt kein Weg vorbei."

Die Voraussetzungen dafür sind auch deshalb besser, weil sich die Verhältnisse beim Kaufhof-Eigner Metro geändert haben. Seit diesem Donnerstag führt dort Eckhard Cordes die Geschäfte, ein Mann, bei dem der Kaufhof keinen Bestandsschutz genießt. Das war unter seinem Vorgänger Hans-Joachim Körber anders. Er hatte Überlegungen, Kaufhof und Karstadt zusammenzuführen, stets mit dem Hinweis auf mögliche Einwände des Kartellamts gebremst. Cordes pflegt zudem engen Kontakt zu Alexander Dibelius, dem Deutschland-Chef der Investmentbank Goldmann Sachs. Und der wiederum arbeitet bereits seit langem mit Middelhoff bei der Umstrukturierung von Arcandor zusammen.

Immenser Marktdruck

Erst vor sechs Wochen hatte Cordes den Arbeitnehmervertretern im Aufsichtsrat der Metro versprochen, es gebe keine Pläne, die Kaufhof-Warenhäuser kurz- und mittelfristig zu verkaufen. Stattdessen müsse es primäres Ziel sein, Kaufhof "mit geeigneten Maßnahmen" operativ wieder "auf Spur" zu bringen. In Analystenkreisen ist es dagegen ausgemachte Sache, dass die beiden letzten verbliebenen großen Warenhausunternehmen irgendwann gemeinsame Sache machen werden. Zu groß sei der Marktdruck und zu verlockend die Aussicht, durch eine Bündelung der Aktivitäten Einsparungen in dreistelliger Millionenhöhe zu erzielen.

Auch die Hürden, die das Kartellamt bei einem Zusammengehen der Warenhausunternehmen aufstellen wird, gelten als nicht unüberwindbar. Eine deutsche Großbank hat für eine "Deutsche Warenhaus AG" bereits sehr konkrete Berechnungen angestellt: Von den 220 Häusern, die Karstadt und Kaufhof derzeit betreiben, so heißt es in einer Studie, werden nach einem Zusammengehen nur gut die Hälfte weiterbetrieben werden. Die übrigen Standorte würden geschlossen oder verkauft.

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