Kunstberaterin Amy Cappellazzo:"Die Zielgruppe für nackte Männer ist klein"

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Arbeitet seit Jahresanfang für das Auktionshaus Sotheby's: Amy Cappellazzo.

(Foto: AFP)

Sie ist der Geschmacks-Coach der Superreichen: Kunstberaterin Amy Cappellazzo über astronomische Preise, geheime Deals und unbekleidete Männer.

Von Kathrin Werner

Amy Cappellazzo ist ein Star. Das ist einerseits überraschend, denn alles, was sie tut, ist geheim: Cappellazzo ist die Kunstberaterin der Superreichen. Niemand darf erfahren, welche Bilder sich die Ölscheichs, Hedgefonds-Manager oder chinesischen Aufschwungs-Gewinner übers Sofa hängen. Und erst recht nicht, wie viel sie dafür ausgeben.

Bei den meisten großen Kunstverkäufen bleiben die Käufer anonym, wie auch bei den zwei teuersten aller Zeiten, beide aus dem vergangenen Jahr: Erst ging ein Picasso für 179 Millionen Dollar an einen unbekannten Bieter, dann ein Modigliani für 170,4 Millionen Dollar an einen Käufer, von dem man lediglich weiß, dass er aus China stammt. Solche Summen überraschen Cappellazzo überhaupt nicht. "Warum nicht 270 Millionen Dollar?", fragt sie im Interview mit der Süddeutschen Zeitung.

Nach was suchen ihre Kunden? Cappellazzo erkennt deutliche kommerzielle Grenzen bei Kunst. "Die Zielgruppe für nackte Männer beispielsweise ist nur sehr klein", sagt sie. Schwierig für Verkäufer sei auch, offenbaren zu müssen, dass ein Kunstwerk sich über die Jahre selbst zersetzt. Das wecke "nicht gerade Begehrlichkeiten", sagt sie.

Seit Jahresanfang arbeitet Cappellazzo für Sotheby's. Ihr Wechsel zu dem New Yorker Auktionshaus sorgte für viel Aufregung in der Kunstwelt. Sie hatte erst kurz vorher den Erzrivalen Christie's verlassen und im März 2014 ihre eigene Kunstberatung Art Agency, Partners gegründet. Die übernahm Sotheby's kurze Zeit später für angeblich 50 Millionen Dollar.

Ihre Kunden kommen heute aus der ganzen Welt. Sie mag die neue Globalisierung des Kunstmarkts - und nur weil die Kunden neu in den Kunstmarkt einsteigen, heiße das noch lange nicht, dass sie Kunstbanausen seien. "Ich glaube nicht, dass ein chinesischer Scheich, der einen Hedgefonds managt - um mal alle drei Klischees zu verbinden - eine geringere Verbindung zu einem Kunstwerk hat als irgendjemand anders", sagt Cappelazzo.

Im Interview mit der SZ gibt Cappellazzo einen Einblick in ihre geheime Welt - und nebenbei auch ein paar Tipps für Nachwuchs-Kunstkäufer.

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