Konjunktur:Lichtblick im Jammertal

Bei allem Krisengerede gibt es sie noch, die positiven Nachrichten: Die Konjunktur trotzte in Deutschland dem harten Winter und sogar der Euro zog wieder deutlich an.

Die positiven Signale für die deutsche Wirtschaft mehren sich. Im ersten Quartal 2010 legte sie trotz des harten Winters zu - das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs im Vergleich zum Vorquartal um real 0,2 Prozent.

Maschinenbau, Foto: dpa

Großrohrwerk in Rostock: Der Maschinenbau mit seiner Exportstärke erwies sich einmal mehr als Stütze der Konjunktur.

(Foto: Foto: dpa)

Das Statistische Bundesamt bestätigte damit seine Schätzung von Anfang Mai. Der Aufwärtstrend setzte sich fort, wenn auch etwas abgeschwächt. Im letzten Quartal 2009 lag das Wachstum ebenfalls bei 0,2 Prozent, davor waren es im zweiten Quartal 0,4 und im dritten Quartal 0,7 Prozent.

Für das laufende Vierteljahr rechnen Ökonomen mit einem kräftigen BIP-Wachstum um mehr als ein Prozent. Wachstumsimpulse gab es in den ersten drei Monaten des Jahres 2010 unter anderem durch die Exporte, die um 2,6 Prozent zulegten. Allerdings zogen die mit 6,1 Prozent noch stärker gestiegenen Importe den Außenbeitrag insgesamt ins Minus. Als Bremsfaktoren erwiesen sich ein schwacher Konsum und sinkende Bauinvestitionen.

Euro über 1,26 Dollar

Nach Einschätzung von Analysten profitierte der Export auch von der jüngsten Euro-Schwäche. Die europäische Gemeinschaftswährung erholte sich zuletzt aber spürbar von ihrem Sinkflug der vergangenen Wochen und stieg über die Marke von 1,26 Dollar.

Im frühen Freitagshandel kostete der Euro 1,2615 Dollar, nachdem er am Vortag im Tief bei 1,23 Dollar notiert hatte. Ein Dollar war damit 0,7927 Euro wert.

Experten nannten mehrere Gründe für den festeren Euro. So wurde zum einen auf Spekulationen über Deviseninterventionen von Zentralbanken verwiesen. Darüber hinaus scheint es der Markt zusehends zu honorieren, dass sich die europäische Politik der Verschuldungsproblematik nachhaltig widmet. "Es macht sich so etwas wie Optimismus breit, dass die Politiker in Europa die Lage langsam in den Griff bekommen", hieß es bei der Commerzbank.

Optimismus für das zweite Quartal

Analysten bewerteten die Zahlen in ersten Reaktionen verhalten positiv: "Auf den ersten Blick sieht es besser aus als ursprünglich gedacht. Die Qualität ist aber immer noch schwach", sagte Ulrike Kastens von Sal. Oppenheim. Der Lageraufbau habe deutlich zum Wachstum beigetragen, diese Investitionen seien aber sehr volatil. Sie erwarte, dass das zweite Quartal deutlich besser werde, sagte Kastens. "Dafür sprechen die guten Auftragseingänge. Auch sei die Kapazitätsauslastung wieder gestiegen. Die Ausrüstungsinvestitionen werden ebenfalls leicht anziehen."

Alexander Koch von Unicredit verwies auf die Wettereinflüsse, die vor allem auf dem Bau gebremst hätten. "Hier sind aber Nachholeffekte für das zweite Quartal zu erwarten. Auch die jüngsten Industriedaten legen nahe, dass wir im Frühjahr ein kräftiges Wachstum sehen werden", sagte der Analyst. Positiv interpretierte Koch die die stark gestiegenen Importe. Diese flössen zu einem großen Maße wieder in die Produktion und die Exporte ein.

Optimistisch gab sich Koch auch in Hinblick auf den privaten Konsum. Dieser werde sich wieder bessern; die jüngste Schwäche hier habe mit dem Auslaufen der Abwrackprämie zu tun. "Deswegen erwarten wir eine Verbesserung im Frühjahr, wir rechnen mit einem Wachstum von 0,9 Prozent", sagte der Experte.

Der Schuldenkrise in Griechenland gewann Koch für den Augenblick positive Aspekte ab. Denn die deutsche Wirtschaft profitierte noch vom schwachen Euro. "Die schon eingeschlagenen Sparanstrengungen und weitere Kürzungen in anderen Ländern werden sich später aber dämpfend auswirken", sagte er.

Ifo-Index überraschend schwächer

Die jüngsten Entwicklungen im Euroraum könnten auch dazu beigetragen haben, dass sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft im Mai ganz leicht eingetrübt haben. Der Ifo-Geschäftsklimaindex ging überraschend von 101,6 Punkten im April minimal auf 101,5 Punkte zurück, wie das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung mitteilte.

Damit habe der Index nahezu auf dem Niveau des Vormonats verharrt, erklärte Ifo-Chef Hans-Werner Sinn. "Die wirtschaftliche Erholung in Deutschland erweist sich als robust." Der Ifo-Index gilt als wichtigster Frühindikator der deutschen Wirtschaft. Die meisten Experten hatten mit einem erneuten Anstieg des Konjunkturbarometers gerechnet.

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