Konjunktur in Deutschland und Europa:Krise trübt Erwartungen in Unternehmen

Schlechte Aussichten für Europas Wirtschaft: Immer mehr Unternehmer sehen laut Ifo-Umfrage pessimistisch in die Zukunft, vor allem in den Krisenstaaten. In Deutschland macht die Inflation sorgen: besonders Energie wird viel teurer. Auch die Bürger werden immer pessimistischer.

Die Schuldenkrise trübt die Stimmung in der europäischen Wirtschaft: Die Unternehmer sehen die Konjunkturaussichten deutlich schlechter. Der Ifo-Index des Instituts für Wirtschaftsforschung ist im dritten Quartal drastisch gesunken.

Die Umfrage, für die Wirtschaftsexperten europäischer Unternehmen und Institutionen befragt werden, ergab einen Wert von 110,6 Punkten. Im zweiten Quartal waren es noch 118,9 gewesen. Der jetzige Wert liegt nur noch knapp über dem Durchschnittswert von 110 Punkten. Das Fazit von Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn: "Die Konjunktur im Euro-Raum gerät in schwierigeres Fahrwasser."

Für die nächsten Monate haben die meisten Befragten negative Erwartungen. Damit drohen sich die Befürchtungen zu bewahrheiten, die an den Börsen zuletzt schon für immer weiter fallende Kurse gesorgt haben. In Deutschland werde die Lage zwar weiter als hervorragend eingestuft, in den Krisenstaaten Europas sieht es aber ganz anders aus: In Italien ist die Stimmung schlechter geworden, genau wie in Spanien, Portugal und Irland. Besonders düster sei die Lage in Griechenland. Die Erwartungen für die nächsten sechs Monate stürzten das zweite Quartal in Folge ab, dieses Mal von 95, 1 auf 83,6 Punkte.

Für den Euroraum erwarten die Befragten laut Ifo-Studie eine Inflation von 2,6 Prozent. Die Inflation in Deutschland hat im Juli wie erwartet weiter angezogen. Die Verbraucherpreise kletterten im Vergleich zum Vorjahresmonat um 2,4 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.

Preistreiber waren erneut Energieprodukte wie Heizöl und Kraftstoff. Sie verteuerten sich im Jahresvergleich um 10,6 Prozent. Ohne Berücksichtigung der Energie hätte die Inflationsrate nur bei 1,5 Prozent gelegen.

Butter elf Prozent teurer

Für Nahrungsmittel mussten Verbraucher 2,1 Prozent mehr bezahlen als im Juli 2010. Deutlich teurer geworden sind etwa Margarine und Butter, nämlich je mehr als elf Prozent.

Während die Teuerung in Deutschland anzog, ging sie im Euroraum leicht auf 2,5 Prozent zurück. Da die Rohstoffpreise zuletzt aber angesichts der nachlassenden Konjunktur sanken, dürfte aus Sicht von Ökonomen auch der Preisdruck in Deutschland wieder etwas nachlassen.

Die Inflationsrate verharrt bereits ein halbes Jahr über der Zwei-Prozent-Marke. Das ist die Warnschwelle der Europäischen Zentralbank, die nur bei Teuerungsraten bis knapp unter 2,0 Prozent die Preisstabilität gewahrt sieht. Im Kampf gegen die Inflation hatte die Notenbank Anfang Juli zum zweiten Mal in diesem Jahr die Zinsen angehoben.

Dass es wirtschaftlich bergauf geht, glauben immer weniger Deutsche. Jeder Zweite rechnet damit, dass sich die wirtschaftliche Lage verschlechtern wird - zwei Prozentpunkte mehr als in der Vorwoche. Das geht aus einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage für den Stern und RTL hervor. Nur noch 17 Prozent gehen davon aus, dass es wirtschaftlich bergauf gehen wird - ein Punkt weniger als in der Vorwoche. Das Meinungsforschungsinstitut Forsa hatte im Auftrag von Stern und RTL 2.502 repräsentativ ausgesuchte Bürger im Zeitraum vom 1. bis 5. August befragt - die Stimmung war also schon vor den jüngsten Turbulenzen an den Börsen schlecht.

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