Handel:Der Ton verschärft sich

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Sydney ist bei chinesischen Touristen ein beliebtes Reiseziel. (Foto: Greg Wood/AFP)

Das Verhältnis zwischen Australien und China war schon mal besser. Dabei hängen sie voneinander ab.

Von Jan Bielicki, München

In Chinas Botschaft in der australischen Hauptstadt Canberra hatte man am Montag offenbar ferngesehen - und das Programm des öffentlich-rechtlichen Senders ABC hatte nicht gefallen. Nur "Lügen, Verzerrung und Vorurteil" sah ein Botschaftssprecher in einer "verabscheuungswürdigen" Sendung über die grausame Unterdrückung der uighurischen Minderheit im Westen der Volksrepublik.

Der Tonfall ist bezeichnend für den Stand der Beziehungen zwischen Australien und China, dem bei weitem wichtigsten Abnehmer für die Rohstoffe des Kontinents. Denn die chinesische Standpauke sollte nicht nur Journalisten treffen. Als 22 westliche Botschafter in einem Brief die Behandlung der Uighuren beklagten, hatte zum Unwillen Pekings auch Australiens Vertreter unterschrieben. Das Verhältnis der beiden per Handel - und seit 2015 durch ein Freihandelsabkommen - so eng verbundenen Staaten war mal besser.

Dass es sich verschlechtert hat, liegt vor allem daran, dass den Australiern der immer unverhohlener geäußerte Machtanspruch der Chinesen in der Region allmählich unheimlich wird. Schon im vergangenen Jahr beklagte Australiens Geheimdienst, die Bedrohung der Sicherheit des Landes durch ausländische Spionage und Einflussnahme befinde sich auf "noch nie dagewesenem Niveau" - der Finger des Geheimdienstchefs wies dabei Richtung Peking. Besondere Sorge macht den Sicherheitsbehörden der Einfluss des Regimes auf die stark gewachsene chinesische Minderheit in Australiens Städten - und von dort aus auf die Politik. Zahlungen chinastämmiger Geschäftsleute mit Verbindungen zu Pekings Kommunisten an Abgeordnete führten im vergangenen Jahr zu einem Gesetz, das Politspenden aus dem Ausland untersagte und strenge Transparenzvorschriften für Lobbyisten mit Beziehungen zu "fremden Mächten" - sprich: China - vorsieht. Einem chinesischen Milliardär entzogen die Behörden die Aufenthaltsberechtigung. "Die Australier stehen auf", variierte der damalige Premier Malcolm Turnbull im Parlament einen Spruch des Vorsitzenden Mao, auf chinesisch.

China reagierte mit Nadelstichen. Der chinesisch-australische Autor Yang Hengjun wurde unter dem Vorwurf von Vergehen "gegen die nationale Sicherheit" verhaftet. Frachtern, die australische Kohle geladen hatten, wurde vorübergehend die Einfahrt in Häfen verweigert. Der Handelskrieg zwischen seinem wichtigsten Wirtschaftspartner China und seinem engsten militärischen Verbündeten USA verschärft die Lage des Landes noch. Die "Kollateralschäden", warnte Premier Scott Morrison, könnten Australien treffen.

© SZ vom 18.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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