Großbritannien:Britischer Bausektor schrumpft nach Brexit-Votum

Apartments under construction in London

Schon während der Finanzkrise mussten die Werte vieler Immobilien nach unten korrigiert werden - das könnte nun ebenfalls drohen.

(Foto: dpa)
  • Das Brexit-Votum trifft die Immobilienbranche besonders hart, wie ein wichtiger Unternehmensindex zeigt.
  • Er fiel im Juli so schlecht aus wie seit 2009 nicht mehr. Damals hatte Großbritannien mit den Folgen der weltweiten Finanzkrise zu kämpfen.

Auch gut einem Monat, nachdem die Mehrheit der Briten dafür gestimmt hat, die Europäische Union zu verlassen, reißen die negativen Meldungen aus der Wirtschaft nicht ab. Nun kommen auch aus der Immobilienbranche extrem schlechte Zahlen: Der britische Bausektor ist so stark geschrumpft wie seit sieben Jahren nicht mehr.

Das geht aus dem sogenannten Einkaufsmanagerindex des Instituts Markit hervor, der als wichtiger Frühindikator für die Branche gilt. Die Marktforscher befragen dafür Unternehmen danach, wie sie ihre wirtschaftliche Lage in Zukunft einschätzen. Das Ergebnis: ziemlich schlecht.

Bereits im Vormonat hatte der Index auf eine miese Stimmung im Bausektor hingedeutet. Doch nun erreicht der Wert ein neues Tief: Er fiel im Juli auf 45,9 Zähler. Je tiefer der Wert unter 50 liegt, desto stärker schrumpft die Branche.

Um eine noch schlechtere Stimmung im Bausektor zu finden, müsste man bis ins Jahr 2009 zurückblicken. Damals hatte Großbritannien - genau wie viele andere Länder - mit den Folgen der weltweiten Finanzkrise zu kämpfen. Die Werte vieler Immobilien mussten damals teils kräftig nach unten korrigiert werden. Das könnte nun ebenfalls passieren. Bereits im Frühjahr hatte sich angedeutet, dass die Preise für Neubau-Wohnungen in London, die lange als sichere Geldanlage galten, in diesem Jahr fallen dürften.

Wenn Banken das Land verlassen, werden neue Bankgebäude überflüssig

"Der Bau ist eine der am härtesten von dem Brexit-Referendum betroffenen Sparten", sagt auch eine Ökonomin vom Beratungshaus Begbies Traynor gegenüber Reuters. Vor allem bei Firmen, die kommerziell genutzte Gebäude bauen, sorgt die Entscheidung für große Unsicherheit. Die Befürchtung: Große Unternehmen, beispielsweise Bankhäuser, könnten im Falle eines Brexit ihre Büros in andere Länder verlagern. Die Deutsche Bank beispielsweise kündigte bereits an, im Falle eines Brexit Investmentbanker aus London abzuziehen.

Doch es gibt auch positive Signale aus der aktuellen Befragung. Zumindest bei den Neuaufträgen sind die Unternehmer wieder optimistischer als zuletzt. Die Umfragewerte haben sich in diesem Bereich seit dem Brexit-Votum bereits leicht erholt. Bei der schlechten Gesamtstimmung in Großbritanniens Wirtschaft dürfte das jedoch noch etwas dauern.

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