EU-Förderung:Subventionierte Dürre

Die Europäische Union verschärft mit ihren Milliarden-Förderungen die Wasserknappheit in Spanien - weil Geld nach dem Gießkannenprinzip verteilt wird.

Silvia Liebrich

Die Umweltschutzorganisation WWF prangert die große Verschwendung von Steuergeld für Wassersubventionen in der Europäischen Union an. Als besonders negatives Beispiel gilt Spanien. Allein für die Wassernutzung im Agrarsektor des Landes wurden in den vergangenen sechs Jahren 5,4 Milliarden Euro gezahlt. Die gesamten Beihilfen für Wasser im EU-Mittelmeerraum werden vom WWF auf weit mehr als 15 Milliarden Euro geschätzt. Zu diesem Schluss kommt die Umweltschutzorganisation nach Auswertung der EU-Subventionsprogramme. Die Ergebnisse, die der Süddeutschen Zeitung vorliegen, werden diesen Freitag bei der Weltausstellung Expo im spanischen Saragossa vorgelegt.

Andalusien, dpa

Olivenhain in Andalusien: Der WWF prangert die Wasserverschwendung infolge einer falschen Förderpolitik an.

(Foto: Foto: dpa)

Eine nachhaltige, sinnvolle und effiziente Bewässerung spiele bei der Vergabe der Mittel keine Rolle, sagte der WWF-Wasserexperte Martin Geiger. "Im Gegenteil. Die Subventionen fördern die Wasserverschwendung in der spanischen Landwirtschaft und verschärfen das Problem, anstatt es zu bekämpfen." Die illegale Wassernutzung, etwa durch nicht genehmigte Brunnen, habe in den vergangenen Jahrzehnten zu einer dramatischen Absenkung des Grundwasserspiegels geführt. "Noch immer werden große Staudämme und Entsalzungsanlagen für Meerwasser als Lösung der Wasserbewirtschaftung gesehen, obwohl dies bei weitem nicht ausreicht, um den wachsenden Wasserbedarf zu decken", ergänzte Geiger, der vor einer ökologischen und ökonomischen Katastrophe auf der Iberischen Halbinsel warnt.

Zoff um die Baumwolle

Wer in der spanischen Landwirtschaft Wasser verbraucht, kommt laut Geiger in den Genuss von finanziellen Hilfen aus EU-Fördertöpfen. Deshalb sei es längst gängige Praxis, auch Olivenhaine und Weinreben zu bewässern, die eigentlich auch ohne künstliche Bewässerung auskommen würden. "Diese Verteilung von Subventionen nach dem Gießkannenprinzip fördert die schamlose Wasserverschwendung der spanischen Agrarindustrie", sagte er.

Besonders umstritten sind die darüber hinaus gezahlten Fördermittel für die Produktion von Baumwolle. Der WWF schätzt, dass allein Spanien jährlich nach wie vor etwa 800 Millionen Euro für eine Anbaufläche von etwa 80000 Hektar Baumwolle erhält - die Zahlungen für 2007 und 2008 wurden von der EU noch nicht veröffentlicht. Noch stärker gefördert wird nach Angaben des WWF nur noch die Produktion im ebenfalls wasserarmen Griechenland. Damit zahlt die EU die höchsten Subventionen für Baumwolle weltweit noch vor den Vereinigten Staaten. Die geplante weitgehende Abschaffung von Baumwollsubventionen in der EU verhinderte Spanien 2007 mit einer erfolgreichen Klage vor dem Europäischen Gerichtshof.

Baumwolle wird meist in riesigen Monokulturen angebaut, unter massivem Einsatz von Insektiziden. 24 Prozent der weltweit verkauften Pflanzenschutzmittel werden auf Baumwollfeldern versprüht und vergiften das Grundwasser. Der Wasserbedarf der Pflanzen ist hoch und liegt bei bis zu 1200 Liter Wasser je Quadratmeter. Welche Umweltschäden der industriell organisierte Baumwollanbau verursachen kann, wird im Süden der ehemaligen Sowjetunion deutlich sichtbar: Weil das Wasser der Zuflüsse zum Aralsee seit Jahrzehnten zur Bewässerung riesiger Plantagen verwendet wird, ist der einst viertgrößte Binnensee der Erde seit 1950 auf ein Siebtel seiner ursprünglichen Fläche geschrumpft. In der Region bahnt sich deshalb eine Klimakatastrophe an.

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