Devisen und Anleihen:Neue Italien-Sorgen belasten

Aussagen des stellvertretenden italienischen Ministerpräsidenten Matteo Salvini zur Haushaltspolitik belasten den Euro und die italienischen Staatspapiere.

Die Angst vor einer erneuten Konfrontation zwischen Italien und der EU-Kommission hat den Euro am Mittwoch belastet. Die Gemeinschaftswährung fiel bis auf 1,1178 (Vortag: 1,1208) Dollar. Nervös machten Börsianer Äußerungen von Italiens Vize-Ministerpräsidenten Matteo Salvini. Ihm zufolge ist die Regierung in Rom bereit, die Defizit-Regeln der EU zu ignorieren und die Verschuldung auf bis zu 140 von derzeit etwa 130 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung in die Höhe zu treiben, um die Konjunktur anzukurbeln. Offenbar wachse bei Salvini und seiner rechtspopulistischen Lega angesichts eines möglichen Erfolgs bei der anstehenden Europawahl die Zuversicht, Brüssel die Stirn bieten zu können, schrieben die Analysten der Rabobank. Zwar sei die vorangegangene Machtprobe mit der EU um den italienischen Haushalt glimpflich ausgegangen, sagte Commerzbank-Analystin Thu Lan Nguyen. "Doch niemand kann vollkommen ausschließen, dass es beim nächsten Mal nicht doch zu einem politischen Unfall kommt."

Vor diesem Hintergrund trennten sich Anleger von italienischen Staatsanleihen. Dies trieb die Rendite der zehnjährigen Titel auf ein Zweieinhalb-Monats-Hoch von 2,807 Prozent. Da Investoren verstärkt zu den als sicher geltenden Bundespapieren griffen, rentierten die zehnjährigen Bonds mit minus 0,123 Prozent so niedrig wie zuletzt vor zweieinhalb Jahren.

Die türkische Lira blieb unter Druck. Die Türkei stemmte sich am Mittwoch erneut gegen die Abwertung. Durch die Erhebung einer Steuer auf bestimmte Verkäufe einiger Fremdwährungen in Höhe von 0,1 Prozent versuche das Land, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, sagte Tufan Comert vom Handelshaus Garanti Securities. "Dieser Schritt scheint auf höhere Staatseinnahmen zu zielen und darauf, die Landsleute von Fremdwährungen fernzuhalten." Der Lira gab das am Mittwoch aber zunächst keinen Auftrieb.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: