Deutsche Bank:Zurück in die Verlustzone

Der Umbau der Deutschen Bank soll bis zu fünf Milliarden Euro kosten. Dafür müsste der Konzern einen Verlust im laufenden Jahr hinnehmen.

Von Jan Willmroth, Frankfurt

Die Deutsche Bank ist offenbar bereit, für den Umbau des Konzerns einen Verlust im laufenden Geschäftsjahr hinzunehmen. Die Pläne von Konzernchef Christian Sewing für einen Kahlschlag vor allem im Investmentbanking sollen schätzungsweise zwischen drei und fünf Milliarden Euro kosten, berichtete die Zeitung Financial Times am Mittwoch unter Berufung auf drei informierte Personen. Bauen Banken Stellen ab oder schließen ganze Geschäftsbereiche, kostet sie das unmittelbar viel Geld. Ohne eine weitere Kapitalerhöhung würde die Bank damit im laufenden Jahr wohl wieder in die Verlustzone rutschen, nachdem sie im Jahr 2018 erstmals seit drei Jahren einen Gewinn geschrieben hatte.

Die Aktionäre zum fünften Mal in neun Jahren um frisches Geld zu bitten, war aber keine Option. Zu tief ist der Aktienkurs gesunken, zu gering ist der Rückhalt unter den Großaktionären, die eine weitere Kapitalerhöhung kaum mitgetragen hätten. Auch ein Teilverkauf der eigens börsennotierten Fondstochter DWS ist kein Thema. Stattdessen plant Sewing wohl, den Umbau aus eigener Kraft zu stemmen. Seine Pläne sehen vor, bis zu 20 000 Stellen abzubauen, gut ein Fünftel der Belegschaft. Außerhalb Europas dürfte das Institut seine Aktienhandels- und Zinshandelsgeschäfte deutlich verkleinern oder sogar ganz schließen. Davon wird vor allem das US-Geschäft betroffen sein: Von der starken Präsenz der Deutschen Bank an der Wall Street, die vor 20 Jahren mit der Übernahme der Investmentbank Bankers Trust begann, dürfte nicht mehr viel bleiben.

Um den teuren Um- und Abbau zu finanzieren, wird die Bank aller Voraussicht nach ihr Eigenkapital verwenden. Die harte Kernkapitalquote werde von derzeit 13,7 auf unter 13 Prozent sinken, berichtete die FT. Als neue Untergrenze werde die Bank die Marke von 12,5 Prozent festlegen, bestätigte eine mit den Plänen vertraute Person. Damit läge sie noch deutlich über dem von der Aufsicht geforderten Minimum.

Am Wochenende entscheidet sich das Schicksal einiger Vorstände des Instituts

Die Bank hat angekündigt, sobald wie möglich über den Umbau zu informieren. Dem Vernehmen nach dürfte am Wochenende mehr bekannt werden: Der Aufsichtsrat der Bank kommt am Sonntag zu einer Sitzung zusammen.

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