Deutsch-chinesische Konsultationen:Milliardendeals beim Staatsbesuch

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Hier unterschreiben, bitte: Bei den deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen geben sich deutsche Manager den Füllfederhalter in die Hand und unterschreiben Großaufträge. Airbus verkauft 88 Flieger, VW baut zwei neue Fabriken - und Chinas Premier Wen gibt den Helfer in der Euro-Krise.

Es ist "der wichtigste Pfeiler der breiten Brücke, die unsere beiden Länder verbindet", sagt die Kanzlerin und meint damit die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und China. Über diese Brücke sollen künftig noch mehr Kapital und Waren hin- und hergeschoben werden. Bei den Regierungskonsultationen zwischen Angela Merkel und dem chinesischen Ministerpräsidenten Wen Jiabao wurden Milliardendeals vereinbart.

Xu Jianyi (l.), Chef von China FAW, und Martin Winterkorn (r.), Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG unterzeichnen ein Abkommen über die Zusammenarbeit der Unternehmen -  alles unter den strengen Blicken des chinesischen Ministerpräsidenten Wen Jiabao und Bundeskanzlerin Angela Merkel. (Foto: dapd)

Wenn Wen Jiabao kommt, geht es um Politik, aber mindestens genauso sehr ums Geldverdienen. Das Handelsvolumen zwischen beiden Ländern soll in fünf Jahren von mehr als 130 Milliarden auf 200 Milliarden Euro steigern. Manager deutscher Großunternehmen gaben sich den Füllfederhalter in die Hand, um Verträge mit chinesischen Partnern zu unterzeichnen:

[] Airbus unterschrieb einen Großauftrag über 88 Mittelstrecken-Maschinen aus der A320-Familie mit der chinesischen Flugzeug-Holdinggesellschaft CAS. Davon gehen 42 Flugzeuge an die Leasingsparte der chinesischen Großbank ICBC. Bei den Maschinen handelt es sich um den langjährigen Kassenschlager der EADS-Tochter Airbus. Laut Preisliste hat der Gesamtauftrag ein Volumen von mehr als 5,3 Milliarden Euro, für die Großbestellung könnten die Chinesen jedoch einen saftigen Rabatt erhalten. Der Kauf der Airbus-Maschinen war lange umstritten, da China von der EU eine Ausnahme von der anstehenden CO2-Abgabe für den Flugverkehr in der Europäischen Union gefordert hatte.

[] Volkswagen darf zwei zusätzliche Fabriken in China bauen. Die Werke sind auf eine Jahreskapazität von je 300.000 Fahrzeugen ausgelegt und sollen 2013 anlaufen. Mittelfristig will VW seine Produktionskapazität in China auf drei Millionen Autos pro Jahr erhöhen.

[] China bleibt auch für andere Autobauer eine gute Adresse: Daimler unterzeichnete einen "strategischen Rahmenvertrag". Insgesamt will das Unternehmen mit seinen Partnern in den nächsten Jahren drei Milliarden Euro in China investieren. Daimler will ab 2011 den kleinen Geländewagen GLK sowie ab 2013 drei Baureihen von Kompaktwagen zusätzlich in China bauen.

Beide Länder schlossen insgesamt 14 Verträge miteinander ab, laut Wen im Wert von mehr als zehn Milliarden Euro. Dazu gehören eine Vereinbarung über China als Partnerland der Hannovermesse 2012, zur Erleichterung gegenseitiger Investitionen und die Errichtung eines deutschen Generalkonsulats in der chinesischen Metropole Shenyang. Beide Seiten vereinbarten zudem einen engeren Austausch in den Bereichen Justiz, Klimaschutz und erneuerbare Energien.

Besondere Chancen gibt es laut Merkel auch bei der Entwicklung von Elektroautos:"Deutschland und China sind in diesem Bereich ideale Partner."

Auch die Euro-Krise war Thema bei den Gesprächen - hier kann China seine wirtschaftliche Potenz demonstrieren: Wen sagte, sein Land werde je nach Bedarf und in gewissem Umfang Staatsanleihen einiger Euro-Länder kaufen. "Wenn Europa Schwierigkeiten hat, dann strecken wir die helfende Hand aus." In Ungarn hat China damit bereits begonnen.

Wirtschaftlich gesehen also alles in Ordnung - doch dann war da noch die unangenehme Menschenrechtsfrage. Die Kanzlerin verkündete stolz, sie habe die Verfahren gegen Ai Weiwei und Hu Jia immerhin angesprochen.

Es wird nicht die letzte Möglichkeit gewesen sein, darüber zu reden: Nach Angaben Merkels soll der "enge Arbeitsaustausch" mit der chinesischen Regierung beibehalten werden; einen Termin für die nächsten Konsultationen nannte sie aber nicht.

© dpa/AFP/dapd/Reuters/jab - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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