DBM Energy:Wunderauto, abgebrannt

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Unlängst sorgte ein Elektrofahrzeug für Furor, das mit einer Akku-Ladung ungewöhnlich weit gefahren war. Wirtschaftsminister Brüderle feierte, andere blieben misstrauisch. Mittlerweile ist das Auto verbrannt.

Thomas Fromm

Als der gelb-lila-lackierte A2 in Berlin einrollte, kam der Wirtschaftsminister ins Schwärmen. "Jetzt kommt es darauf an, dass aus dieser Meisterleistung made in Berlin ein Welterfolg wird", sagte Rainer Brüderle (FDP). Und die Veranstalter sprachen - nur wenig bescheiden - von einem "Weltrekord".

Das im vergangenen Jahr durch eine Weltrekordfahrt bekanntgewordene Elektroauto der Berliner Firma DBM Energy ist aus bisher ungeklärten Gründen verbrannt. (Foto: dpa)

Das war am Morgen des 26. Oktober 2010. 600 Kilometer war der Elektro-Audi von München nach Berlin gefahren. Die ganze Nacht durch, ohne aufzuladen, Weltrekord. Bisher hatten Elektroautos nur 100 oder 150 Kilometer geschafft. Das Wunderauto des Berliner Technologieunternehmens DBM Energy und des Energieanbieters lekker Energie mit der neuartigen Lithium-Metall-Polymer-Batterie, auch liebevoll Kolibri-Akku genannt, versprach die Wende.

"Professionell neu aufzustellen"

"Die Forschung ist abgeschlossen, jetzt geht das Verkaufen los", sagten die Veranstalter. Kurz danach war das Ganze dann wieder aus den Schlagzeilen verschwunden. Bis jetzt. Vor einigen Wochen ist das Wunderauto, wie erst jetzt bekannt wurde, bei einem Feuer in einer Berliner Lagerhalle verbrannt. Zufall? Gutachter sollen nun klären, ob es die Halle war, die zuerst brannte. Oder ob das Auto zuerst in Brand geriet, vielleicht durch die Wunderbatterie.

Brandstiftung werde derzeit nicht ausgeschlossen, teilte DBM mit. Und stellt fest: "Weder gab es, noch gibt es Sicherheitsprobleme oder Hinweise darauf." Auf der knapp gehaltenen Internetseite der Firma heißt es, man werde "das erste Quartal dazu nutzen, uns für eine erfolgreiche Zukunft grundsätzlich professionell neu aufzustellen". Danach stehe man "zur Verfügung, um Fragen zu beantworten und die erforderlichen Tests durchzuführen".

Fragen stellen sich auch für Rainer Brüderles Ministerium. Zuerst förderte die Politik das Projekt mit 275.000 Euro, jetzt lässt man die Sicherheit der Batterien überprüfen. Kritiker hatten hinter der nächtlichen Deutschland-Fahrt von Anfang an eine reine PR-Aktion gewittert.

Wichtige Angaben hätten gefehlt, ebenso eine Prüfung der Technik durch externe Experten und Erklärungen zu einer möglichen Serienproduktion. Nur wenn die neuartigen Autobatterien zu erschwinglichen Preisen für den Massenbetrieb hergestellt werden können, wäre dies der Quantensprung bei Elektroautos. Das Wunder von Berlin, es bleibt mysteriös.

© SZ vom 19.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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