Davoser Depeschen:Herr Guttenberg, was wäre, wenn?

Im Sportsakko zwischen zwei Hardlinern: Beim Weltwirtschaftsforum in Davos diskutiert Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg über iranische Atomwaffen.

Caspar Busse

Zehn vor vier kommt Karl-Theodor zu Guttenberg im Kongresszentrum von Davos an, rasch eilt er mit federndem Schritt an den Wartenden vorbei, es sind nur noch wenige Minuten bis zum Beginn seiner Diskussionsrunde auf dem Weltwirtschaftsforum. "Was wäre", lautet das Thema, "wenn Iran Nuklearwaffen hätte".

Karl-Theodor zu Guttenberg

Diplomatisch in Davos: Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg bei der Podiumsdiskussion über Irans Atomprogramm.

(Foto: AP)

Die Veranstaltung wird vom arabischen Nachrichtensender al-Arabyia aufgenommen und von einem schlagfertigen Moderator geführt. Das Thema ist schwierig - und die anderen Teilnehmer auch. Neben dem deutschen Verteidigungsminister sitzt der saudi-arabische Prinz Al Faisal Al Saud, der immer wieder aggressiv Israel angreift, auf der anderen Seite der amerikanischen Hardliner Richard Haas, der noch mehr Härte gegen Iran, Pakistan und andere böse Staaten fordert.

Hier ist mal wieder Guttenbergs Geschick gefragt: Der Deutsche im sportlich-schwarzen Sakko, der einzige in der Runde ohne Krawatte, hält sich betont zurück, fordert immer wieder diplomatische Bemühungen zur Beilegung solcher Konflikte, versucht die Wogen zu glätten. Alle Möglichkeiten müssten ausgeschöpft, um Eskalationen zu vermeiden, sagt er.

Guttenberg wirkt müde. Die Woche war schlecht gelaufen, in der Bundestagsdebatte über die Verlängerung des Afghanistan-Mandats war er am Vormittag heftig von SPD-Chef Siegmar Gabriel angegriffen worden. Das sitzt ihm in den Knochen, auch wenn er lächelnd sagt: "Bis auf Herrn Gabriel war es eine niveauvolle Debatte." Gleich nach der Abstimmung hatte er sich dann auf den Weg in die Schweizer Berger gemacht - und war gerade noch pünktlich eingetroffen.

Guttenberg ist Stammgast auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos, und er will bis Sonntag bleiben. Freunde werde er treffen, sagte er. Und er sei froh, jetzt nicht dauern über Verteidigungsthemen sprechen zu müssen, sagt er. Das stimmt: Für Samstagmorgen hat er die deutschen Unternehmenschefs in Davos zu einem informellen Gespräch eingeladen - wie schon im vergangenen Jahr.

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