Datenreport 2013:Reiches Deutschland, armes Deutschland

Datenreport 2013: In der Lebensmittelausgabe der Berliner Hilfsorganisation Lichtenberger Hilfe für Menschen e.V.

In der Lebensmittelausgabe der Berliner Hilfsorganisation Lichtenberger Hilfe für Menschen e.V.

(Foto: Imago Stock&People)

So viele Erwerbstätige wie nie, aber auch ein höheres Armutsrisiko als in den vergangenen Jahren: Zu diesem beunruhigenden Ergebnis kommt der Datenreport 2013. Die Armut wirkt sich auch auf die Gesundheit der Menschen aus.

Im Datenreport 2013 (PDF) haben Statistiker und Sozialforscher aktuelle Zahlen und Befunde in einen größeren Zusammenhang gestellt. Herausgegeben wird der "Sozialreport" vom Statistischen Bundesamt, der Bundeszentrale für politische Bildung, dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung und dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. Die wichtigsten Erkenntnisse zu Arbeit und Sozialem im Überblick:

  • In Deutschland gibt es so viele Erwerbstätige wie nie zuvor. Im vergangenen Jahr hatten 41,6 Millionen Menschen einen Job.
  • Dennoch haben mehr Menschen mit Armut zu kämpfen als in den vergangenen Jahren. Zu diesem, auf den ersten Blick paradoxen Ergebnis kommt der Datenreport 2013. 2011 lag der Anteil armutsgefährdeter Personen in Deutschland bei 16,1 Prozent, stellen die Autoren fest - ein Anstieg um 0,9 Prozentpunkte im Vergleich zum Jahr 2007. Als armutsgefährdet gilt in diesem Zusammenhang, wer im Vergleich zum Durchschnitt der Bevölkerung eine festgelegte Einkommensgrenze unterschreitet.
  • Besonders armutsgefährdet waren 2010 zwei Altersgruppen: 19 Prozent der 18- bis 24-Jährigen und 20,4 Prozent der 55- bis 64-Jährigen. Die Armutsgefährdung junger Menschen lässt sich damit erklären, dass sie sich oft noch in einer Ausbildung oder erst am Anfang ihres Berufslebens befinden.
  • In zwei Altersgruppen zeigt sich zudem: Frauen sind öfter von Armut betroffen als Männer. So waren fast 22 Prozent der jungen Frauen armutsgefährdet, unter den gleichaltrigen Männern waren es nur 16,2 Prozent. Ähnlich hoch war der Geschlechterunterschied bei 65­-Jährigen und Älteren, 16,2 Prozent der Frauen und nur 12 Prozent der Männer waren von Armut betroffen.
  • Die dauerhafte Armut hat zugenommen. Als arm galt 2011, wer weniger als 980 Euro im Monat zur Verfügung hatte. Von den im Jahr 2011 armutsgefährdeten Personen war mehr als ein Drittel bereits in den fünf Jahren zuvor arm.
  • Mögliche Gründe für das zunehmende Armutsrisiko trotz Beschäftigungsbooms könnten in der Art der Jobs liegen. Das Arbeitsvolumen ist niedriger als etwa 1991, stellen die Autoren des Reports fest. Die durchschnittliche Zahl der Arbeitsstunden hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten stetig abgenommen. Jeder fünfte Erwerbstätige hatte 2012 eine atypische Beschäftigung, also etwa eine Zeitarbeit oder Teilzeitarbeit.
  • Armut hat Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen. So liegt die durchschnittliche Lebenserwartung von Männern in der niedrigsten Einkommensgruppe bei der Geburt fast elf Jahre unter der von Männern der hohen Einkommensgruppe. Bei Frauen beträgt die Differenz immerhin acht Jahre.
  • Arm und Reich driften weiter auseinander: Das zeigt zum Beispiel der Unterschied in der Verteilung der verfügbaren Einkommen privater Haushalte. Er hat sich in Deutschland erhöht. Die ärmsten 20 Prozent der Bevölkerung verfügten 2011 nur über neun Prozent des monatlichen Gesamteinkommens. Die reichsten 20 Prozent hingegen hatten fast 37 Prozent davon zur Verfügung.
  • Die Aufstiegschancen sind schlechter geworden. Das Risiko, im einkommensschwächsten unteren Fünftel der Bevölkerung zu bleiben, hat sich von 54 Prozent in den Neunziger Jahren auf 64 Prozent (2007-2011) erhöht. Für die 20 Prozent der reichsten Deutschen sind die Abstiegsrisiken gesunken.
  • Bildung schützt vor Arbeitslosigkeit, zeigen die Zahlen: 2012 waren 11,7 Prozent der Personen ohne berufliche Qualifikation erwerbslos, aber nur 2,5 Prozent derjenigen mit einem Hochschulabschluss. Insgesamt waren 2012 in Deutschland 2,3 Millionen Menschen erwerbslos.
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