Daimler-Chef Zetsche:Vertragsverlängerung unter Vorbehalt

Dieter Zetsche

Dieter Zetsche bleibt für weitere drei Jahre Daimler-Chef: Bei der Bilanz- Pressekonferenz stellte er vor zwei Wochen die neuesten Zahlen seines Unternehmens vor.

(Foto: dpa)

Dieter Zetsche bleibt Vorstandsvorsitzender von Daimler: Für drei Jahre. Normal wären fünf Jahre gewesen. Die eingeschränkte Vertragsverlängerung zeigt, dass der einst allmächtige Firmenchef angeschlagen ist.

Von Thomas Fromm

Zuletzt war er kurzzeitig zu einem Mann des Boulevards geworden. Daimler-Chef Dieter Zetsche, der Mann, den sie in seiner USA-Zeit bei Chrysler "Dr. Z" nannten, und die Schauspielerin Désirée Nosbusch - der Automanager und die Schöne, sie waren ein Paar. Die Sache war gerade publik, da begann das übliche Ritual: Bilder von einem gemeinsamen Restaurantbesuch, gemeinsamen Bühnenauftritten, Spekulationen über den neuen Alltag des Paares.

Möglich, dass Zetsche die privaten Geschichten gar nicht so ungelegen kamen. Denn hinter den Kulissen gab es in jenen Tagen noch ganz andere Dinge. Unangenehme Themen wie die Frage, wie der Traditionsautobauer, der seit längerem hinter den Rivalen Audi und BMW liegt, wieder aufholen kann. Oder die Sache mit Zetsches milliardenschwerem Sparprogramm, das konzernintern unter dem Namen "Fit for Leadership" läuft. Und die Frage, wie es mit Dr. Z bei Daimler weitergehen würde.

Einige glaubten an einen Neuanfang. Andere waren sicher, dass der Aufsichtsrat an diesem Donnerstag seinen Vertrag um weitere fünf Jahre verlängern würde. Dies wäre business as usual gewesen. Dass man seinen Vertrag um drei Jahre verlängert, dies hat dann alle überrascht - wohl auch Zetsche selbst. Nach der Sitzung am Nachmittag dann: Erklärungsversuche. Ein Konzernsprecher wiegelt ab: Alles normal, man habe "aus Gründen der guten Unternehmensführung" entschlossen, "Vorstandsverträge bei Wiederbestellungen nur noch um drei Jahre zu verlängern, wenn die Vorstände 60 Jahre alt sind oder dieses Alter während der Laufzeit des Vertrages erreichen". Das klingt plausibel, denn Zetsche wird im Mai 60.

Machtverlust für Zetsche

Nun gibt es aber auch eine andere, weniger diplomatische Erklärung für den seltsamen Vertrag: Schon vorher hatten einige wichtige Daimler-Aktionäre gefordert, Zetsche nur noch für weitere drei Jahre an Daimler zu binden. Die alte Marke mit dem Stern brauche einen Neuanfang. Etwas Neues, Frisches, mehr Dynamik. Am Ende dann sollen Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat darauf gedrängt haben, es bei drei Jahren zu belassen. So sei die Sache zumindest einstimmig - und gesichtswahrend - durch den 20-köpfigen Aufsichtsrat gegangen. In diesem Fall wäre die Personalie vor allem eines: ein Kompromiss, mit dem alle zufrieden sein können.

Alle, bis auf einen: Dr. Z selbst. Denn ein Manager, der von seinen Kontrolleuren fünf weitere Jahre bekommen kann, tatsächlich aber nur drei bekommt, bleibt zwar im Amt - möglicherweise aber ist er nun geschwächt. Für Zetsche, der seit Anfang 2006 Chef des Stuttgarter Konzerns ist und seit 2005 auch die Stamm-Marke Mercedes-Benz führt, ist das eine neue Situation. Bisher war er mächtig wie sein Markenzeichen, der große Walross-Schnurrbart. Jetzt ist er der Drei-Jahres-Chef. Damit steigt der Druck: Er hat nun zwei Jahre weniger Zeit, um seine Strategien und Pläne umzusetzen.

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