Bedingungsloses Grundeinkommen:Vordenker des Grundeinkommens: "Ich will keine Jobs abschaffen"

Götz Werner, Gründer der Drogeriemarkt-Kette dm

Götz Werner gründete die Drogeriekette dm - und gilt als Vordenker bei der Idee von einem Grundeinkommen.

(Foto: Uli Deck/dpa)

Götz Werner gründete die Drogeriekette dm. Für seine Idee von einem Grundeinkommen wurde er als Verrückter abgetan. Das könnte sich nun ändern.

Von Max Hägler und Lea Hampel

Die Leute von der Drogeriekette dm sind sehr geschickt beim Geschäftemachen, man könnte sogar sagen: ziemliche Schlitzohren. Gerade wurde etwa bekannt, dass die Filialleiter in den 1700 europäischen Märkten mitunter Sonderangebote bei der Konkurrenz aufkaufen und ins Regal stellen sollen - sofern das günstiger ist als bei den eigenen Lieferanten. Es ist wohl so, dass die Kreativität und Beharrlichkeit des Gründers abgefärbt hat auf die heutigen dm-Manager.

Als Götz Werner Ende 20 war, da gründete er seinen ersten Drogeriediscounter.Sein Konzept hat sich durchgesetzt. Doch Werner, einst Deutscher Jugendmeister im Rudern, reichte das bloße Geschäftemachen und Feilschen um ein paar Cents pro Pflegemittelchen nie aus. Er versuchte die Zusammenhänge in der Welt zu verstehen. Was ihm besonders wichtig ist: dass man Menschen bezahlen sollte, damit sie die Möglichkeit zum Arbeiten haben, damit sie sich frei entfalten und einbringen können. Werner denkt Geld und Verdienst gewissermaßen andersherum. Und vor einem Jahrzehnt hat er für sich daraus eine Idee entwickelt: "1000 Euro für jeden. Freiheit, Gleichheit, Grundeinkommen" titelte er sein erstes Sachbuch. Werner gilt seitdem als ein Vordenker des bedingungslosen Grundeinkommens.

Unternehmer fürchten soziale Verwerfungen

Als er sein Buch veröffentlichte, wurde er noch als Verrückter abgetan. Doch jetzt, wo immer öfter Computer, Roboter und allerlei andere Automaten die Arbeit der Menschen machen, findet die Idee plötzlich Anklang: Gerade haben Tesla-Chef Elon Musk und Siemens-Chef Joe Kaeser für ein Grundeinkommen plädiert: Weil sie soziale Verwerfungen fürchten, wenn immer mehr Menschen ihre Jobs an Roboter verlieren. "Die aktuellen Wortmeldungen sind ein enormer Fortschritt in der Debatte", sagt Werner. "Denken fünf bis zehn Prozent so, reicht das für einen Meinungsumschwung."

Doch was ist das nochmal, dieses bedingungslose Grundeinkommen? Das klingt für manche nach Punks, nach Leuten, die faul herumhängen und nichts tun, auf Kosten aller. Das ist gewiss nicht Werners Vorstellung von der Gesellschaft der Zukunft. "Ich will keine Jobs abschaffen", sagt er. Gut gelaunt erklärt Werner, was seine Idee bewirken soll: "Ich will paradiesische Zustände schaffen!" Links, also im politischen Sinne, sei dieser Gedanke ohnehin nicht. Götz Werner hat eine Überzeugung: Am Ende könnten von einem Grundeinkommen beide Seiten proifitieren: Arbeitgeber und Arbeitnehmer.

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