Aktienmärkte:Dax rutscht massiv ab

Die meisten Anleger wurden auf dem falschen Fuß erwischt. Hatten sie doch in den letzten Tagen überwiegend auf einen Verbleib der Briten in der EU gewettet. Um so drastischer fallen die Verluste bei vielen Aktien aus.

Mit Panikverkäufen haben Anleger weltweit auf die Entscheidung der Briten zum Ausstieg aus der EU reagiert. Aus Angst vor einer Wirtschaftskrise auf der Insel und einer Abkühlung der weltweiten Konjunktur rauschten die europäischen Aktienindizes teilweise mehr als zehn Prozent in die Tiefe. Viele Börsianer waren schockiert über den Ausgang der Volksabstimmung, hatten sie in den vergangenen Tagen doch auf einen Verbleib Großbritanniens in der Staatengemeinschaft gewettet.

Der Dax brach zur Eröffnung um etwa zehn Prozent auf 9226 Punkte ein. Der Londoner FTSE 100 verlor knapp neun Prozent. Im Verlauf grenzten beide Indizes ihre Verluste etwas ein. Der deutsche Leitindex notierte zum Schluss mit 6,8 Prozent im Minus bei 9557 Punkten, der Footsie stand nur noch 2,2 Prozent tiefer. Besonders deutliche Verluste gab es an den Börsen in Mailand und Madrid, deren Indizes jeweils um elf Prozent absackten. Investoren befürchteten in beiden Staaten ein weiteres Erstarken EU-kritischer Parteien und zogen daher ihr Geld ab.

Verkauft wurden vor allem Finanzwerte, die überdurchschnittlich auf Nachrichten rund um den Brexit reagieren. Britische Geldhäuser wie Royal Bank of Scotland, Barclays oder Lloyds verloren zwischen 15 und 20 Prozent. Deutsche Bank und Commerzbank standen mit Verlusten von 13,6 und 12,7 Prozent am Dax-Ende.

Die zuletzt wieder gut gelaufenen Versorger RWE und Eon gaben mit minus 9,4 und 8,7 Prozent ebenfalls deutlich nach. Beide Konzerne haben Millionen Kunden in Großbritannien, erwarten allerdings nur relativ geringfügige Auswirkungen auf ihr Geschäft durch den Brexit. Die Papiere der Deutschen Börse sowie die Aktien des britischen Börsenbetreibers in London büßten jeweils neun Prozent ein. Trotz des Brexits wollen beide Konzerne an ihrem Fusionsplan festhalten. Am Finanzmarkt wird das zunehmend kritisch gesehen. Gegen den Trend stemmten sich die Papiere von Henkel, deren Kurs zeitweise sogar leicht ins Plus drehte. Der Konsumgüterhersteller hat den Kauf von Sun Products für 3,2 Milliarden Euro vereinbart. Analysten lobten den Schritt als strategisch sinnvoll.

An der Wall Street hielten sich die Verluste in Grenzen. Der Dow Jones beendete den Handel 3,4 Prozent tiefer. Erwartungsgemäß zählten auch hier die Banken zu den größten Verlierern. Aktien von Goldman Sachs und JP Morgan rutschten jeweils um rund sieben Prozent ab.

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