Airbus:Führungswechsel 

Guillaume Faury löst den langjährigen Konzernchef Tom Enders ab. Ab 2020 soll der ehemalige Telekom-Chef René Obermann den Verwaltungsrat leiten.

Von Jens Flottau, Frankfurt/Amsterdam

Der ehemalige Telekom-Chef René Obermann soll von 2020 an den Verwaltungsrat des Luft- und Raumfahrtkonzerns Airbus führen. Obermann würde dann den Franzosen Denis Ranque ablösen, der das Gremium bislang geleitet hat. Mit dem Wechsel an der Spitze des Aufsichtsgremiums wird die wohl umfassendste Personalrochade bei dem Konzern abgeschlossen. Denn mit Ablauf der Hauptversammlung des Unternehmens hat am Mittwoch Guillaume Faury, 51, den langjährigen Konzernchef Tom Enders, 60, abgelöst. Künftig wird also der Vorstandschef Franzose sein, der Verwaltungsratsvorsitzende Deutscher (bisher war es umgekehrt). Mit Enders verließ auch Finanzchef Harald Wilhelm das Unternehmen, er wechselt in gleicher Funktion zu Daimler. In den vergangenen Monaten waren zahlreiche Manager in den Ruhestand gewechselt, die Enders über viele Jahre um sich geschart hatte.

Faury war erst vor rund einem Jahr an die Spitze der Zivilflugzeugsparte gekommen, nachdem Enders-Rivale Fabrice Brégier das Unternehmen verlassen hatte. Der Verwaltungsrat hatte Brégier deutlich gemacht, dass er Enders nicht nachfolgen könne. Faury war zuvor für die Hubschraubersparte Airbus Helicopters verantwortlich. Auf der Hauptversammlung versprach er den Aktionären Kontinuität in der Strategie des Unternehmens. Er wolle sich darauf konzentrieren, die Produktion zu verbessern. Auch die Digitalisierung werde er vorantreiben und damit eine Lieblingsthema von Enders fortsetzen. Dies werde es Airbus ermöglichen, die Art und Weise, wie Flugzeuge entwickelt werden, deutlich zu verbessern.

Faury bestätigte die Pläne des Unternehmens, die Produktion des Langstreckenjets A350 bei zehn Flugzeugen pro Monat zu stabilisieren. Mitte des Jahres will Airbus zudem 60 Maschinen monatlich der A320-Baureihe für Kurz- und Mittelstrecken produzieren. Insgesamt plant der Konzern 2019, zwischen 880 und 890 Maschinen im Jahr auszuliefern. 2021 will Airbus dann wegen der großen Nachfrage noch mehr Flugzeuge für die Kunden fertigstellen. Zuletzt hatten Lieferanten, aber auch eigene Probleme dafür gesorgt, dass Airbus mit der Produktion in Verzug geraten war. Faury gilt anders als Enders als Manager, der sich auch in Details des Tagesgeschäftes einarbeitet und einmischt. Dringend nötig ist dies auch beim Militärtransporter A400M, der Jahre verspätet ist und erhebliche technische Probleme hatte. Der neue Airbus-Chef hat auch strategische Fragen zu klären. Das Unternehmen erwägt, eine neue Version der A321neo zu bauen, um damit die Lücke zwischen Kurz- und Langstreckenflugzeugen zu füllen. Damit würde Airbus den Markt besetzen, für den Boeing das sogenannte New Mid-Market Airplane (NMA) entwickeln will. Vorentscheidungen könnten beim Aérosalon von Le Bourget fallen, der Mitte Juni stattfindet.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: