Airbus:A380 - der teuerste Ladenhüter der Wirtschaftsgeschichte?

Der Airbus A 380 Plus

Das überarbeitete Modell, der sparsamere A380plus, soll neue Bestellungen bringen.

(Foto: AFP)

Das größte Verkehrsflugzeug der Welt war für Airbus ein Wagnis. Nur wenige Fluggesellschaften kaufen den 400 Millionen Dollar teuren Jet. Und doch hat sich die Entwicklung für den Konzern gelohnt.

Kommentar von Caspar Busse

Auch zehn Jahre nach der Auslieferung der ersten Maschinen ist der A380 das mit Abstand größte Verkehrsflugzeug der Welt, und er wird es auf absehbare Zeit auch bleiben. Die Ausmaße dieses Riesenfliegers mit vier Triebwerken sind nach wie vor beeindruckend: Die Flügelspannweite beträgt fast 80 Meter, die Höhe 24 Meter, das zulässige Startgewicht 570 Tonnen, es gibt Platz für, je nach Bestuhlung, bis zu 850 Passagiere auf zwei Etagen. Der Mensch wirkt da plötzlich ganz klein. Wo das Vorzeigemodell von Airbus landet oder startet, sorgt es noch immer für Aufsehen. Viele Passagiere lieben den A380, wegen seiner Größe und seines Komforts. Es gibt nicht wenige, die wollen Interkontinentalflüge nur mit einem A380 absolvieren.

Und trotzdem ist dieser Gigant der Lüfte für den deutsch-französischen Luft- und Raumfahrtkonzern zu einer gigantischen Belastung geworden. Der Absatz der Maschinen, die einen Listenpreis von jeweils mehr als 400 Millionen Dollar haben, ist sehr schleppend, die Produktion teuer. Dass die enormen Entwicklungskosten von rund zwölf Milliarden Euro jemals eingespielt werden, darf bezweifelt werden. Vieles spricht dafür, dass sich der Riesenflieger aus rein wirtschaftlicher Sicht als Fehlgriff erweist, auch wenn Airbus das Prestigemodell so schnell nicht aufgeben dürfte. Konkurrent Boeing hat mit seinen Jumbojet 747 auch arge Probleme, den kann man aber wenigstens als Frachtflieger einsetzen.

Riesenflieger wie der A380 werden kaum noch gebraucht

Wird der A380 also irgendwann zum möglicherweise teuersten Ladenhüter der Wirtschaftsgeschichte? Das wollen Airbus-Chef Tom Enders und seine Leute nun mit einigen Änderungen verhindern. Neue abgeknickte Flügelspitzen, sogenannte Winglets, sollen den Spritverbrauch deutlich senken. Außerdem sollen mehr Passagiere im Flugzeug Platz finden, die breite Treppe zwischen Ober- und Unterdeck soll verkleinert, die Stuhlreihen sollen enger werden. Und die Wartungsintervalle sollen verlängert werden. Insgesamt werden so die Kosten verringert, bei höheren Einnahmen durch mehr zahlende Passagiere.

Diese Neuauflage "light" wird aber kaum reichen, um aus dem A380 einen Verkaufsschlager zu machen. Die Welt hat sich inzwischen grundlegend geändert. Vorbei sind die Zeiten, in denen fast alle glaubten, dass der Flugverkehr solche Großmaschinen braucht. Der Verkehr findet eben nicht nur zwischen den Mega-Drehkreuzen dieser Welt statt, sondern zunehmend werden auch mittelgroße Flughäfen verbunden. Die Passagiere fliegen lieber direkt, als umsteigen zu müssen. Außerdem ist der Luftverkehr volatiler geworden, viele Airlines scheuen das ganz große Risiko, kaufen lieber etwas kleinere Flugzeuge, die sie auch in einer möglichen Krise voll bekommen.

Der A380 ist ein Beispiel für mutige und visionäre Entscheidungen

Dazu kommt, dass die beiden großen Flugzeughersteller Airbus und Boeing sozusagen Opfer ihres eigenen Erfolgs sind. Denn die neuen, etwas kleineren Maschinen, A350 oder Dreamliner, sind so gut und wirtschaftlich, dass sie die Riesenflieger fast überflüssig machen.

Endet der große Traum vom neuen Zeitalter der Luftfahrt also als teure Luftnummer? Dafür hatten Ingenieure Unmögliches möglich gemacht. Es gab viele und teure Probleme, so dass sich der Erstflug des A380 immer wieder bis 2005 verzögerte. Ursprünglich hatte Airbus mit 1500 Aufträgen in 20 Jahren geplant, inzwischen liegen nur 317 Bestellungen vor, 210 Maschinen sind ausgeliefert. Ein Teil der Orders gilt inzwischen als wackelig. Die Hauptabnehmer, die Fluggesellschaften am Golf, haben gerade schwer zu kämpfen. Keine schönen Aussichten.

Aber trotzdem war es wichtig und richtig, dass Airbus den A380 einst entwickelt hat. Das Flugzeug ist durchaus ein Beispiel für eine mutige und visionäre Entscheidung, die einen ganzen Konzern voranbringt. Zum einen profitierten auch die anderen Flugzeugmodelle davon, denn viele Innovationen fanden ihren Weg auch in die kleineren Mittelstreckenflugzeuge. Das Großprojekt brachte auch einen enormen Schub für den gesamten Konzern, die europaweite Zusammenarbeit wurde noch enger. Alle im Airbus-Konzern hatten plötzlich ein gemeinsames Ziel, den Bau des größten Verkehrsflugzeugs der Welt. Ohne den A380 wäre Airbus wohl nie zu einem wirklich ebenbürtigen Konkurrenten für den US-Anbieter Boeing geworden. Heute fliegen die beiden durchaus auf Augenhöhe.

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