Abgasaffäre:Dobrindt wirft Fiat Manipulation der Abgaswerte vor

Abgasaffäre: Erstmals nach dem Fall Volkswagen wirft eine Behörde einem Autobauer eine so gezielte Manipulation bei der Abgasbehandlung vor.

Erstmals nach dem Fall Volkswagen wirft eine Behörde einem Autobauer eine so gezielte Manipulation bei der Abgasbehandlung vor.

(Foto: AFP)
  • Das Bundesverkehrsministerium wirft Fiat den Einsatz einer unzulässigen Abschalteinrichtung vor. Das geht aus einem Schreiben an die EU-Kommission hervor.
  • Einen ersten Verdacht hatte es bereits im Mai gegeben.
  • Verkehrsminister Dobrindt fordert nun die EU-Kommission und das italienische Verkehrsministerium auf, gemeinsam eine Lösung herbeizuführen.

Im Abgasstreit mit Fiat erhebt das Bundesverkehrsministerium (BMVI) neue Vorwürfe. Der italienisch-amerikanische Autobauer soll unzulässige Abschalteinrichtungen bei Dieselmotoren verwendet haben. In einem Schreiben an die EU-Kommission unter dem Betreff "Unregelmäßigkeiten in der Abgasnachbehandlung an Fahrzeugen des Herstellers Fiat Chrysler Automobiles (FCA)" schreibt das Ministerium, dass der "Nachweis des Einsatzes einer unzulässigen Abschalteinrichtung erbracht" sei.

Einen ersten Verdacht gab es demnach bereits im Mai bei einem Fiat 500X. Konkret geht es um den Vorwurf, dass die Abgasreinigung bei einigen Fiat-Modellen nach einer bestimmten Zeit heruntergeregelt werde. Die Abgasreinigung soll sich nach 22 Minuten abschalten; ein Test auf dem Prüfstand dauert normalerweise 20 Minuten.

In dem BMVI-Schreiben heißt es, auf den ersten Verdacht hin habe das deutsche Kraftfahrt-Bundesamt im Auftrag des Ministeriums weitere vier Fahrzeuge von Fiat-Chrysler untersucht. Dazu zählten zwei weitere Fiat 500X, ein Fiat Doblo und der Geländewagen Jeep Renegade. Die Ergebnisse zeigten deutlich, dass bei allen überprüften Fahrzeugen ein ähnliches Verhalten beim Anstieg von Stickoxidemissionen vorliege.

"Die Ansicht der italienischen Typengenehmigungsbehörde, die Abschalteinrichtung werde aus Gründen des Motorschutzes verwendet, kann Deutschland nicht teilen", heißt es in dem BMVI-Schreiben, das auch an das italienische Verkehrsministerium verschickt wurde und über das die Wirtschaftswoche zuerst berichtete.

Verkehrsminister Dobrindt fordert nun die EU-Kommission auf, in Zusammenarbeit mit den italienischen Behörden "eine Lösung herbeizuführen". Das italienische Verkehrsministerium fordert er dazu auf, "die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, dass die hergestellten Fahrzeuge wieder mit dem genehmigten Typ in Übereinstimmung gebracht werden". Weder vom deutschen noch vom italienischen Verkehrsministerium war zunächst eine Stellungnahme zu erhalten, auch Fiat lehnte einen Kommentar ab.

Volkswagen hatte im vergangenen Jahr den Einsatz einer Software zugegeben. Diese erkennt, ob ein Wagen auf dem Prüfstand steht - und hält auch nur dann die Abgasgrenzwerte ein. Im normalen Verkehr auf der Straße ist der Schadstoffausstoß um ein Vielfaches höher. Weltweit sind davon bis zu elf Millionen Fahrzeuge des Wolfsburger Autokonzerns betroffen.

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