Aufgehobene Gehaltsdeckelung:Commerzbank verteidigt Millionengehalt für Vorstand

In der Finanzkrise musste die Commerzbank mit Steuergeld gerettet werden. Das Gehalt des Commerzbank-Vorstands war deshalb gedeckelt worden. Damit ist nun Schluss: Institutschef Martin Blessing bekommt offenbar erheblich mehr Geld. "Selbstverständlich", heißt es aus dem Aufsichtsrat.

Der frühere Finanzminister Peer Steinbrück setzte in der Finanzkrise ein Zeichen: Vorstände von Banken, die mit Staatshilfe gerettet werden, durften höchstens 500.000 Euro Jahresgehalt bekommen. Das galt auch für die Commerzbank, die sich vor allem mit dem Kauf der Dresdner Bank kurz vor der Lehman-Pleite verhoben hatte und viele Milliarden Euro Steuergeld in Anspruch nehmen musste.

Doch mit den mageren Zeiten soll nun Schluss sein. Die Vorstände der teilverstaatlichten Commerzbank bekommen nach vier Jahren wieder mehr Geld, obwohl das Geldhaus immer noch auf Staatshilfen angewiesen ist: Der Aufsichtsrat der Bank hat nach Informationen des Handelsblatts eine Erhöhung der Gehälter für 2012 zugelassen.

Nun erhalte Commerzbank-Chef Martin Blessing für dieses Jahr ein Grundgehalt von 1,3 Millionen Euro. Dies entspricht einem Gehaltszuwachs von 160 Prozent. Die anderen acht Commerzbank-Vorstände verdienen der Zeitung zufolge jeweils 750.000 Euro. Boni können noch hinzu kommen. In Bankenkreisen hieß es, das Gehalt, wie es dieses Jahr der Vorstand erhält, sei bereits 2009 bekannt gegeben worden. Es sei nun lediglich von der Deckelung befreit.

Der Aufsichtsrat habe die Gehaltsgrenze Ende 2011 aufgehoben, weil die Vorgaben des Restrukturierungsgesetzes dies zuließen, berichtet das Handelsblatt. Eine Bank müsse demnach lediglich die Hälfte der staatlichen Gelder zurückzahlen, bevor ihre Vorstände wieder mehr als 500.000 Euro verdienen dürften. "Im Gesetz ist ausdrücklich festgelegt, dass die entsprechenden Regelungen in den Verträgen zu berücksichtigen sind. Dies hat die Bank getan", sagte ein Sprecher der Commerz-Bank.

Im Aufsichtsrat der Bank habe es daher auch keinerlei Diskussion darüber geben, ob die Deckelung ab 2012 abgehoben werden sollte: "Das war selbstverständlich", sagte ein Aufsichtsratmitglied der Nachrichtenagentur Reuters. Dem Handelsblatt zufolge verteidigte auch Aufsichtsrat-Chef Klaus Peter Müller die hohe Gehaltssteigerung des Vorstands: Er habe "exzellente Arbeit" geleistet.

Trotz des Gehaltssprungs gehört Blessing auch in diesem Jahr zu den am schlechtesten bezahlten Vorstandschefs deutscher Großunternehmen. Bei der Deutschen Bank etwa verdiente der scheidende Vorstandschef Joseph Ackermann 2011 etwa 9,4 Millionen Euro. Theoretisch kann Blessing sein Jahresgehalt mit Boni-Auszahlungen auf bis zu 4,8 Millionen Euro steigern. Dafür müsste er aber seine Ziele deutlich übererfüllen. Ein Bonus wird zum Teil erst nach vier Jahren ausbezahlt.

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