Die Erleichterung ist groß, die Mautanlage hat in den ersten hundert Tagen seit ihrem Start rund um die Uhr reibungslos funktioniert. Auf den Autobahnen wurden mittlerweile etwa 4,8 Milliarden von den Lastwagen gefahrene Kilometer sauber erfasst.
Die Pannenserie von einst verblasst, alles deutet darauf hin, dass dieses größte mobile Computersystem der Welt auch seine zweite Herausforderung schaffen wird. Vom Januar 2006 an soll das System hochflexibel sein. Die Gebühren lassen sich dann bei laufendem Betrieb verändern.
Auch neu gebaute Autobahnabschnitte oder als Ausweichstrecken missbrauchte Bundesstraßen können endlich mit einer Mautpflicht belegt werden. Dies alles hat der Betreiber Toll Collect dem Bund verbindlich zugesagt.
Zeit also für eine erste Zwischenbilanz. Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe schaut vor allem auf die Mauteinnahmen, die er dringend für den Ausbau von Straßen, Schienenstrecken und Wasserwegen braucht. In den ersten drei Monate liegen die Erlöse mit 663 Millionen Euro erfreulicherweise über Plan.
Die Lkw sind allerdings rein rechnerisch noch nicht für die Bundeskasse gefahren, sondern für Toll Collect sowie deren Eigner Deutsche Telekom und DaimlerChrysler. Die Konzerne erhalten für Aufbau und Betrieb ihrer Mautanlage jährlich 600 Millionen Euro. Das Erfassungssystem ist technisch hochmodern und einzigartig, aber auch sehr teuer.
Ob die von Stolpe erwarteten Gesamterlöse von drei Milliarden Euro tatsächlich fließen werden, muss sich erst noch zeigen. Es kommt jetzt auf den Zeitraum bis August an, der als besonders verkehrsreich gilt. Die Monatseinnahmen müssen auf deutlich über 300 Millionen Euro steigen.
Die Optimisten unter den Verkehrsexperten zweifeln nicht daran; sie erwarten sogar einen Jahreserlös von 3,5 Milliarden Euro. Der zerrupfte Verkehrsetat könnten diesen Geldsegen gut gebrauchen.
Darüber hinaus zeigt die Mautanlage immer deutlicher ihre Stärke als umweltpolitisches Steuerungsinstrument. Nicht nur, dass die Lkw nun für einen Teil ihre Wegekosten aufkommen. Seit dem Start richten sich die Mautgebühren zudem nach den Schadstoffklassen der Lkw-Dieselmotoren.
Wer mit vergleichsweise sauberen Lastwagen über die Autobahnen fährt, zahlt weniger. Dieser Anreiz soll im Kampf gegen den gefährlichen Feinstaub weiter verstärkt werden, damit möglichst viele Speditionen rasch Rußfilter in ihre Lkw einbauen lassen. Damit entwickelt sich die Maut zu einem Erfolgsprojekt der rot-grünen Regierung.