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SZ für Kinder:Gib mir die Kugel

Von Ananas bis Zabaione: Die Deutschen lieben ihr Eis. Was ist drin und wer hat's erfunden?

Die Temperatur einer Kugel Eis beträgt ungefähr acht Grad minus - das ist ein Kälteschock für die Zunge, allerdings ein ziemlich leckerer. Im Mund schmilzt die Masse sofort und entfaltet ihren süßen Geschmack. Wenn das Eis im Magen anlangt, ist es nur noch Soße und hat um die 20 Grad.

Fleisch gibt's beim Metzger, Brot beim Bäcker. Und Eis? Das gibt es beim Speiseeishersteller - so heißt der Beruf offiziell. Zwei Jahre dauert die Ausbildung. Man lernt Eismaschinen zu bedienen, Rezepte für neue Eissorten zu entwickeln oder auszurechnen, wie viel eine Kugel kosten muss, damit die Eisdiele keinen Verlust macht.

Die meisten deutschen Eiscafés gehören italienischen Eismachern, den Gelatieri. Ihre Familien stammen fast alle aus zwei benachbarten Tälern in den Dolomiten, einer Gebirgskette der Alpen. Früher verkauften die Menschen dort Birnen und Maroni, aber irgendwann verdienten sie damit nicht mehr genug zum Leben. Sie suchten nach neuen Geschäftsideen. Als vor rund 150 Jahren ein sizilianischer Eismacher die Gegend besuchte, hatten sie sie gefunden. Sie lernten bei ihm das Handwerk und zogen dann jeden Sommer als Eisverkäufer erst ins nahe Österreich und später nach ganz Europa. Bald wurden sie für ihr Eis berühmt. Bevor es elektrische Tiefkühltruhen gab, funktionierte Eismachen so: Man füllte einen Bottich mit Salz und Natureis. Das hackte man im Winter aus gefrorenen Seen und lagerte es in speziellen Kellern. In das extrem kalte Salz-Eis-Gemisch stellte man einen Kübel mit einer Masse aus Milch, Eiern und Zucker. Während sie darin gefror, musste man sie immer wieder umrühren, damit sie cremig blieb.

Schnee mit Honig, Fruchtsaft oder Wein verrühren - fertig. Mit dieser Mischung erfrischten sich vor mehr als 2000 Jahren die Griechen und Römer. Allerdings gab es die antike Eiscreme nur für Reiche. Der Schnee musste von hohen Berggipfeln geholt werden, und das war aufwendig und teuer. Gelagert wurde er in Erdgruben, die mit Gletschereis ausgelegt waren. Die Chinesen sollen sogar schon vor 5000 Jahren aus Schnee eine Art Eis hergestellt haben.

Welche Zutaten heute ins Eis dürfen, ist in der Speiseeisverordnung geregelt: Milcheis muss mindestens zu 70 Prozent aus Milch oder Joghurt bestehen, Fruchteis zu 20 Prozent aus Früchten. Manche Hersteller tricksen und ersetzen das Obst durch künstliche Aromen - etwa Erdbeeraroma. Das ist billiger. Aber sie dürfen ihre Kaltspeise dann nicht Erdbeereis nennen. Also Vorsicht, wenn es "Eis mit Erdbeergeschmack" heißt.

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