Süddeutsche Zeitung für Kinder:Satt in der Stadt

Füchse fühlen sich in Siedlungen ziemlich wohl: Denn es gibt dort viel zu essen und es ist warm.

Melanie Staudinger

Olching: FUCHS beim SONNENBAD / Neues GEWERBEGEBIET Geiselbullach / Erschliessung

Diesen Fuchs hat Fotograf Johannes Simon im Gewerbegebiet Geiselbullach bei München beobachtet. Das Tier kam aus dem Kanalrohr...

(Foto: Johannes Simon)

Der Dieb kam immer nachts. Schnell, leise und unauffällig drang er in Gärten ein oder kletterte auf Terrassen. Er hatte es immer auf die gleiche Beute abgesehen: einzelne Schuhe. Die Menschen aus einem kleinen Vorort von München ärgerten sich in der Früh, wenn plötzlich einer ihrer Lieblingsturnschuhe verschwunden war. Das Rätsel löste sich einige Zeit später. Die fehlenden Exemplare tauchten auf einem abgelegenen Gelände wieder auf. Ein Fuchs hatte sie gestohlen und zu seinem Bau geschleppt. Schuhe riechen nach Salz vom Fußschweiß, und Wildtiere mögen Salz.

Olching: FUCHS beim SONNENBAD / Neues GEWERBEGEBIET Geiselbullach / Erschliessung

und hat es sich im Eingangsbereich gemütlich gemacht, um ein Sonnenbad zu nehmen.

(Foto: Johannes Simon)

Doch ist es nicht ungewöhnlich, dass sich ein wildes Tier wie der Fuchs so nah an Menschen herantraut? "Keineswegs", sagt der Münchner Wildtierforscher Andreas König. "Der Fuchs hat gelernt, in Städten ganz gut zurecht zu kommen." In München haust er etwa an Trambahngleisen, unter Gartenhäuschen oder Büschen und Sträuchern - überall dort, wo er sich gut verstecken kann. Er braucht seinen Unterschlupf nicht einmal selbst zu bauen, sondern sich nur ein geeignetes Plätzchen suchen. Der Straßenlärm stört ihn nicht, an die Autos hat er sich längst gewohnt. Das schlaue Tier weiß, dass es nicht einfach auf die Straße laufen kann. Manche Münchner erzählen, dass sie Füchse beobachtet haben, die bei Grün über die Ampel spaziert sind. Anders als in der freien Natur lassen sich die Tiere auch tagsüber blicken. In besiedelten Gebieten haben Füchse keine natürlichen Feinde, Jäger dürfen hier nicht jagen.

Füchse fühlen sich in der Stadt schlichtweg wohl. Überall gibt es Leckereien, die nur darauf warten, verspeist zu werden. Mülltonnen und Komposthaufen durchwühlen sie nach Kartoffeln, gekochten Rüben oder Äpfeln. Beeren und Insekten finden sie in Parks. In Hinterhöfen jagen sie Mäuse und kleine Vögel. Selbst Katzenfutter schmeckt ihnen. Wenn es geregnet hat, tummeln sich Regenwürmer auf den Gehwegen. Der Fuchs braucht sie nur aufzusammeln. Die Stadt bietet so viele Leckereien, dass die Tiere in großen Familien zusammenleben können. Auf dem Land hingegen bleibt ein Fuchspaar alleine in seinem Revier. Sobald die Jungen alt genug sind, müssen sie sich ein neues Zuhause weit weg von den Eltern suchen. Die Nahrung reicht sonst nicht, um alle satt zu machen.

Stadtfüchse müssen auch nicht so frieren wie ihre Artgenossen von außerhalb. Wo viele Menschen zusammenleben, ist das Klima milder. Das kommt von den beheizten Häusern, die ihre Wärme nach draußen abgeben. Die Tiere bekommen schon im Frühling Junge. Die Kleinen haben so mehr Zeit, groß und stark zu werden, bevor der Winter hereinbricht. Optimale Bedingungen also. Wäre da nicht der Mensch. Er füttert den Fuchs und versucht ihn sogar zu streicheln, als wäre er ein Hund oder eine Katze. Das aber mag er nicht. Wenn Menschen ihm zu nahe kommen, schnappt er zu. Der Fuchs ist ein Wildtier und lässt sich nicht zähmen. Deshalb sollte man ihn in Ruhe lassen. Angst haben muss aber keiner: Die Tiere greifen Menschen nur an, wenn sie sich bedroht fühlen.

Deutschland gilt als nahezu tollwutfrei. Trotzdem sollte man Füchse nicht berühren. Auch ihren Kot nicht, durch den der Fuchsbandwurm übertragen werden kann. Wer Stadtfüchse füttert, muss mancherorts mit einem Bußgeld rechnen.

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