Süddeutsche Zeitung für Kinder:Der Weg zur Freiheit

Die Schwarzen kamen als Sklaven nach Amerika. Sie mussten lange darum kämpfen, gleichberechtigte Bürger zu werden.

Christian Wernicke

First Lady - so nennen die Amerikaner Michelle Obama, die Frau von Präsident Barack Obama. Das bedeutet, dass die US-Bürger diese Frau als "erste" oder "höchste Dame" im Land respektieren. Der Ehrentitel steht jeder Ehefrau zu, die an der Seite ihres Mannes in das Weiße Haus in der Hauptstadt Washington, D.C. zieht. Dort wohnen seit mehr als 200 Jahren alle amerikanischen Präsidenten. Und doch ist die Sache bei Michelle Obama etwas Besonderes: Denn die Obamas sind in der Villa an der Pennsylvania Avenue die allerersten Hausherren mit schwarzer Hautfarbe. Alle 43 Präsidenten vor Barack Obama waren Weiße.

Die Ahnen von Michelle Obama gehörten zu den Ärmsten der Armen, den Sklaven. Das waren Menschen schwarzer Hautfarbe, die von weißen Kaufleuten, den Sklavenhändlern, aus Afrika verschleppt und mit Schiffen nach Amerika gebracht wurden. Reiche Bauern und Besitzer großer Plantagen konnten sie kaufen - wie Tiere. Michelle Obamas Ururgroßvater war ein Sklave, der Reisfelder auf einem großen Gut im Bundesstaat South Carolina beackerte.

Die Schwarzen hatten keinerlei Rechte. Sie mussten jeden Tag acht, zehn oder zwölf Stunden schuften, um in billigen Holzhütten zu hausen und genug zu essen zu bekommen. Nie zahlten die weißen Eigentümer ihren schwarzen Arbeitern, Gärtnern oder Köchinnen einen Lohn. Und sie durften ihre Sklaven nach Lust und Laune verkaufen. Es kam vor, dass schwarze Eltern mit ansehen mussten, wie ihre eigenen Kinder versteigert wurden - meist nur für ein paar Dollar.

Dieses schwere Unrecht begann 1619 und dauerte mehr als 240 Jahre. Dann erkannten auch Weiße, dass die Sklaverei nicht zu den Idealen ihrer jungen Nation passte. Denn: "Alle Menschen sind gleich erschaffen", hatten die Gründerväter der USA geschrieben, als sie 1776 ihre Unabhängigkeit von Großbritannien erklärten. Allerdings dauerte es lange, bis alle Weißen dieser Meinung waren: Erst forderten Menschen im Norden der USA, die Sklaverei zu verbieten und den Schwarzen gleiche Rechte zu geben. Die reichen Landbesitzer im Süden aber wollten ihre billigen Arbeitskräfte nicht freilassen. Sie drohten damit, sich von den USA abzuspalten, wenn die Sklaverei verboten würde.

1861 kam es deshalb zum Krieg. Vier Jahre lang bekämpften sich Nord und Süd. Der damalige Präsident Abraham Lincoln erklärte mitten im Krieg, alle Sklaven seien freie Bürger. Der Norden gewann den Krieg, aber einige Südstaatler wollten Rache: Einer von ihnen erschoss Lincoln. Die Schwarzen mussten noch lange um ihre Rechte kämpfen. Vor allem im Süden blieben sie bitterarm, sie durften nicht auf dieselben Schulen wie die Weißen, nicht in denselben Restaurants oder Kinos sitzen. Und wählen durften sie auch nicht. Sie protestierten, zogen zu Tausenden bis nach Washington. Ihr Anführer war der Priester Martin Luther King, der 1963 eine bewegende Rede hielt über seinen großen Traum, dass weiße und schwarze Amerikaner gleichberechtigt leben.

Auch King wurde später ermordet. Ein Wegbegleiter von King ist der Kongressabgeordnete John Lewis. Er ist ein Freund von Michelle Obama und macht jungen Leuten Mut, sich für eine gerechtere Welt einzusetzen. "Stell dich in den Weg, auch wenn du Ärger kriegst", rät er.

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