Forschung:Gegen Käsefüße

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Zeichnung: Jan Reiser (Foto: Jan Reiser)

Wissenschaftler arbeiten daran, dass Schuhe nicht mehr stinken. Sie suchen einen Duft, der den üblen Geruch blockiert.

Von Pia Ratzesberger

Der Schulgong rasselt, jetzt schnell zum Sport: Wenn in der Umkleide ein Dutzend Schüler die Schuhe auszieht, kann schon mal ein gewöhnungsbedürftiger Duft durch den Raum wabern. Menschen schwitzen, an den Füßen riecht man das besonders. Niemand aber will den ganzen Tag übel riechen. Schuhfirmen haben deshalb ein großes Interesse daran, dass ihre Produkte nicht müffeln. Denn damit können sie werben - und die Schuhe teurer verkaufen. Mittlerweile erforschen sogar Wissenschaftler, wie man den Schweißgeruch bekämpft.

Zum Beispiel an der Universität Bochum, dort wollen Forscher einen Gegen-Duft entwickeln: "Füße stinken, weil die Bakterien und Pilze, die wir überall auf unserer Haut haben, sich von Substanzen aus unserem Schweiß und Fetten auf unserer Haut ernähren", sagt Professor Hanns Hatt. Im Schuh, wo es warm und feucht ist, fühlen sich diese Bakterien und Pilze besonders wohl. Sie sind so klein, dass man sie mit dem bloßen Auge nicht sehen kann, sondern nur unter einer speziellen Lupe. Diese Bakterien sind für den Gestank verantwortlich. Eine Substanz, die sie herstellen, riecht besonders intensiv: die Isovaleriansäure. Sie kommt zum Beispiel auch im Harzer Käse vor - deshalb ist es naheliegend, dass man stinkende Füße als "Käsefüße" bezeichnet.

Zu jedem Duft aber gibt es einen Anti-Duft. Den wollen die Wissenschaftler für den Fußschweiß finden. Bisher können sie jedoch nur ziemlich angenehme Gerüche wie zum Beispiel Veilchenduft oder Bananenduft blockieren. Wären sie erfolgreich, könnte man den Anti-Käsefüße-Duft auf die Schuhe sprühen. An der Universität Saarbrücken hat Professor Andreas Schütze eine künstliche Nase entwickelt, damit Firmen schneller und billiger Schuhe entwerfen können, die nicht mehr stinken. Der übel riechende Schuh kommt dabei in eine Art Aquarium, das mit sauberer Luft gefüllt ist. Durch ein Rohr wird der Schweißgeruch aus dem Schuh in eine Kammer geleitet. Dort misst ein Sensor den Geruch, ein Computerprogramm bewertet, wie stark der Schuh stinkt - die künstliche Nase. Normalerweise müssen bei solchen Versuchen mehrere Leute an den Schuhen riechen, der Mensch aber kann hintereinander nicht mehr als fünf oder sechs Gerüche aufnehmen. Will man also herausfinden, ob ein Schuh aus einer bestimmten Plastikart oder Ledersorte mehr oder weniger stinkt, muss man ziemlich viele Leute über einen ziemlich langen Zeitraum ins Labor bitten. Und das ist teuer.

Ob Menschen einen Geruch als angenehm oder unangenehm empfinden, hängt auch von der Situation ab: Lässt man Menschen Fußschweiß riechen und zeigt ihnen ein Bild von Käse, finden sie den Duft "ganz angenehm", sagt Forscher Hans Hatt. Zeigt man ihnen dazu aber ein Bild von Schuhen, sind sie sich sicher: Das stinkt!

© SZ vom 24.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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