Flüchtlinge:Schaffen wir das?

Kurzzeitig war Deutschland mit der Aufnahme vieler Flüchtlinge überfordert. Dann ist einiges passiert.

Von Bernd Kastner

Flüchtlinge: Aus diesen Gebieten kamen 2015 die meisten Flüchtlinge.

Aus diesen Gebieten kamen 2015 die meisten Flüchtlinge.

(Foto: SZ)

Es ist der wahrscheinlich berühmteste und wichtigste Satz, den Angela Merkel je gesagt hat: "Wir schaffen das!" Und weil ihr das so wichtig ist, hat es die Bundeskanzlerin mehrmals gesagt. Deutschland soll Flüchtlinge freundlich empfangen und ihnen helfen. Auch dann, wenn so viele wie noch nie kommen. In diesem Jahr sind es etwa eine Million. Die meisten davon sind aus Syrien geflohen, aus dem Krieg. Und ja, Deutschland schafft sehr viel.

Es ist erst ein Jahr her, als in einer der größten Flüchtlingsunterkünfte des Landes Chaos ausbrach. Das war in München, in der Bayernkaserne. Damals kamen gerade mal ein paar Hundert Flüchtlinge pro Tag an, aber die Behörden waren schlecht darauf vorbereitet. Es war Herbst und nachts schon kalt, viele mussten im Freien schlafen, manche sogar ohne Decken. Das hat viele Bürger und Politiker sehr erschreckt.

Flüchtlinge: In Europa kümmern sich viele freiwillige Helfer um Flüchtlingskinder.

In Europa kümmern sich viele freiwillige Helfer um Flüchtlingskinder.

(Foto: Stephan Rumpf)

Seither haben die verantwortlichen Behörden vieles verbessert. Vor allem haben sie neue Notunterkünfte eröffnet, in früheren Bürogebäuden, Möbelhäusern, notfalls in Turnhallen oder Zelten. Jetzt hat jeder Flüchtling zumindest ein Dach überm Kopf. Und es melden sich immer mehr Freiwillige, die in ihrer Freizeit den Flüchtlingen helfen.

Wie wichtig das ist, hat man im September gesehen. Damals lagerten Tausende Flüchtlinge unter schlimmen Bedingungen in der ungarischen Hauptstadt Budapest. Viele waren so verzweifelt, dass sie sich auf den Autobahnen zu Fuß auf den Weg nach Deutschland machten. Die Bundeskanzlerin hat gesagt, dass sie nicht zurückgeschickt werden. Seither kommen jeden Tag einige Tausend nach Deutschland. Nicht wegen Merkel, sondern weil in ihrer Heimat Bomben fallen oder bittere Armut herrscht. Jeder erinnert sich an die vielen Helfer am Münchner Hauptbahnhof, die diese Flüchtlinge freundlich begrüßten und ihnen Essen und Getränke reichten.

Jahresrückblick 2015 - Akteure in der Flüchtlingskrise

Ein Geflüchteter macht ein Bild mit Kanzlerin Angela Merkel.

(Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa)

Inzwischen werden die Flüchtlinge schon an der deutschen Grenze in Empfang genommen. Dort kontrollieren Polizisten jetzt wieder, so wie es vor vielen Jahren üblich war. Denn Deutschland will wissen, wer ins Land einreist. Nach ein paar Stunden oder Tagen in einem der Grenzorte reisen die Flüchtlinge mit Zügen oder Bussen in andere deutsche Städte weiter. Die Bahn lässt jeden Tag Sonderzüge durchs Land fahren, um die Menschen möglichst schnell zu ihrer neuen Unterkunft zu bringen. Viele Städte beherbergen Asylsuchende. Oft sind die Unterkünfte sehr groß, manchmal leben mehrere Tausend Menschen dort zusammen. Soldaten und Mitarbeiter des Roten Kreuzes helfen mit, sie zu versorgen.

Deutschland hat also schon sehr viel geschafft und wird das weiter schaffen, wenn der gute Wille bleibt. Gewiss, Politiker streiten sich heftig und laut: Wie soll es weitergehen? Wie viele Fremde kann Deutschland aufnehmen, ohne dass es Konflikte gibt? Viele Bürger aber reden nicht lange herum, sie packen einfach an. Sie helfen denen, die aus großer Not kommen. Und oft ist schon ein Lächeln Gold wert, für die Flüchtlinge und für die Helfer.

Asyl - Was ist das?

Die meisten Ausländer brauchen nicht nur einen Reisepass, um nach Europa reisen zu können. Sie müssen vorher bei einem EU-Land eine Genehmigung (ein Visum) beantragen. Ausnahme: Wer es als Flüchtling irgendwie bis nach Europa schafft, kann Asyl beantragen. Denn die EU-Länder geben Menschen Zuflucht, die in ihrer Heimat von einem Herrscher verfolgt oder durch Krieg bedroht werden. Im Jahr 2015 kamen sehr viele Menschen nach Europa, die Asyl beantragten. Die Länder prüfen streng, wer bleiben darf. Die Entscheidung dauert Wochen, Monate oder sogar Jahre. Bis dahin werden die Flüchtlinge untergebracht und versorgt.

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