Das sind die acht Nominierungen für den Deutschen Sachbuchpreis 2024.
Erotikläden
:Der Sexshop im früheren Kaninchenstall
In der DDR waren sie verboten, nach der Wende boomten sie. Heute betreibt Patrick Heidler einen der letzten Sexshops im Osten. Über eine seltene Spezies, die einiges über die Gesellschaft verrät.
Bremerhaven im DEL-Finale
:Von allen Zwängen befreit
Mit 17 muss Thomas Popiesch in der DDR für vier Jahre ins Gefängnis. Erst im zweiten Versuch glückt ihm die Flucht in den Westen. Nun hat er Bremerhaven aus der zweiten Liga ins Eishockey-Finale geführt. Gegner Berlin weckt Erinnerungen.
Abriss Ost
:In diese Pools warf sich der Osten und dann ganz Berlin
Das Sport- und Erholungszentrum, SEZ, in Berlin steht vor dem Abriss. Kann Protest beim Senat noch eine Rettung bewirken?
International Booker Prize
:Im Ausland ein Weltstar
Jenny Erpenbeck steht mit "Kairos" auf der Shortlist des International Booker Prize. Dass sie in Großbritannien und den USA als wichtigste deutsche Schriftstellerin gilt, hat man hier noch nicht so richtig mitgekriegt. Let's go.
Nachruf
:Ehrlicher als die meisten
Für den "Tatort" wurde er ein ostdeutscher Columbo, für die Linken kandidierte er als Bundespräsident. Seine Lebensaufgabe fand er am Theater. Zum Tod von Peter Sodann.
Das Politische Buch
:Sowjetisch bedrohte Zone
Christian Neef schildert die Schreckensherrschaft der Geheimdienste in Ostdeutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Von den "Säuberungen" im Sinne Stalins lernte auch KGB-Mann Putin für sein Willkürregime.
Christoph Hein zum 80. Geburtstag
:Großes vollbringen, dann schweigen
So pathosscheu, machtskeptisch und liebevoll besingt die Gegenwartsdeutschen sonst niemand: Der Schriftsteller Christoph Hein wird 80 Jahre alt.
Das Politische Buch
:Verschlungene Pfade
Ursula Weidenfeld hat eine deutsche Parallelgeschichte von 1949 bis 1990 geschrieben - über Demokratie und Diktatur und die Offenheit vieler Entwicklungen. Das Ergebnis ist lesenswert, farbig und vor allem fair.
Fußball-Sachbuch? Deutschland-Sachbuch!
:1:0 für die DDR
Ein exzellentes Buch: In "1974 - Eine deutsche Begegnung" erzählt Ronald Reng die ganze Geschichte über ein legendäres Fußballspiel und eine sonderbare Epoche.
Ostdeutschland
:Internationale Solidaritätärätä!
"Völkerfreundschaft" und "Ausländer aufklatschen": Gleich zwei Ausstellungen beleuchten alte Stereotype über die DDR. Zeit wird es.
DDR-Verbrechen
:Tod am Tränenpalast
Im März 1974 wird ein Pole an der Berliner Sektorengrenze hinterrücks erschossen. Nun ist ein früherer Stasi-Mann deshalb wegen Mordes angeklagt. Vor Gericht schweigt er.
Gröschner, Mädler, Seemann über den Osten
:Schnack mit Schnaps
"Drei ostdeutsche Frauen betrinken sich und gründen den idealen Staat" - klingt wie ein Witz, ist aber ein lesenswertes Langgespräch über Prägung, Sein und Zukunft im Osten.
Haus der Geschichte
:Verzettelt
Es gibt eine Notiz von Günter Schabowski, die eine zentrale Rolle spielte beim Mauerfall. Lange war sie verschwunden, bis 2015. Fall erledigt? Von wegen. Über den Streit um ein Stück Papier, bei dem es um viel Geld geht, aber auch ums Prinzip.
Nachruf auf Ruth Wolf-Rehfeldt
:Die Maschinistin
Sie machte Kunst mit der Schreibmaschine, wurde wegen ihrer Mail Art von der Stasi überwacht und erlebte ihren Durchbruch mit 85 Jahren. Nun ist Ruth Wolf-Rehfeldt gestorben.
Das Politische Buch
:Tod am Eisernen Vorhang im "Bruderstaat"
Viele fluchtwillige DDR-Bürger glaubten irrigerweise, die Außengrenzen des Ostblocks seien leichter zu überwinden als die innerdeutschen Sperranlagen. Ein Team um den Politologen Jochen Staadt hat die Biografien der getöteten Flüchtlinge erforscht.
Lesung in München
:Wie es in der DDR aussah
Charlotte Gneuß liest in der Münchner Seidlvilla aus ihrem erfolgreichen und viel diskutierten Roman "Gittersee".
Lesung
:Von der besten Feindin zur Freundin
Die Schauspielerinnen Martina Gedeck und Johanna Wokalek lesen im Münchner Prinzregententheater aus den Briefen der Schriftstellerinnen Brigitte Reimann und Christa Wolf.
Favoriten der Woche
:Die Republik umgraben
Aus seinen Fotografien der Wendejahre birgt Arwed Messmer die Trümmer von Ost und West: Diese und weitere Empfehlungen aus dem SZ-Feuilleton.
Leute
:"Ich schreie, hüpfe, juble vor Glück"
Andrea Kiewels Lebensgefährte kehrt aus dem Gazastreifen zurück. Barack Obama mag Sandra Hüller. Und Oliver Welke neigt zur Ostalgie.
Das Politische Buch
:Die wichtigsten Bücher des Jahres
Die Top 20 der Redaktion "Das Politische Buch" zeigen, welche Analysen zum Multikrisen-Jahr 2023 aus der Masse hervorstechen. Und sie stellen Spitzentitel zu den Krisen vor, die möglicherweise bald bevorstehen.
Von „Kufiya“ zu „Palästinensertuch“ und zurück
:Das Problemtuch
Ist die „Kufiya“ hier und heute noch tragbar? Unter dem Namen „Pali“ gehörte das Tuch sogar lange zum deutsch-deutschen Trachtenbestand. Aber diese Zeiten sind vorbei.
"Muttersprache Mameloschn" am Berliner Gorki Theater
:Wie aus dem Traum ein Trauma wird
"Muttersprache Mameloschn" von Sasha Marianna Salzmann über eine jüdische Familie in der DDR ist schon mehr als zehn Jahre alt. Wie gut ist der Text gealtert?
Judentum
:Mit der Spitzhacke gegen die Erinnerung
Peter Seibert legt den beschämenden Umgang der BRD und der DDR mit jüdischen Sakralbauten nach dem Zweiten Weltkrieg offen. Die Motive reichten von Antisemitismus bis zur völligen Gleichgültigkeit.
Anja Reichs Essay "Simone"
:Systemisches Leid
Warum starb Simone? Anja Reich sucht nach Ursachen für den Suizid ihrer besten Freundin in den Neunzigerjahren - und stößt auf verdrängte Geschichte.
Berlin
:Zurückbleiben, bitte
In Berlin werden die "Cola-Dosen" genannten S-Bahnen verschrottet. Ein Stück DDR-Geschichte geht verloren.
Das Politische Buch
:Als die Deutschen wieder "gut" sein wollten
Frank Trentmanns monumentale, 80 Jahre umfassende Moralgeschichte folgt zahllosen Menschen zwischen Selbstrechtfertigung und Selbstvergewisserung . Und zeigt, wie ihnen immer wieder die komplexe Realität im Wege stand.
Unvergessen - Deutschlands große Kriminalfälle
:Das vorgespielte Leben
Ute und Richard Baier führen eine ruhige Ehe – bis er festgenommen wird und sie sich fragen muss: Wer ist der Mann, den ich geheiratet habe?
ExklusivRede des Büchnerpreisträgers Lutz Seiler
:Das Radiumohr - eine Geschichte der Geringsten
Georg Büchner, meine Familie und ich: Die Rede des großen Erzählers und Lyrikers Lutz Seiler zur Verleihung des Büchnerpreises.
Zum Tod von Jutta Müller
:Die Eis-Prinzipalin
Mit Hingabe, Drill und Disziplin: Jutta Müller, die erfolgreichste Eiskunstlauftrainerin der DDR, hat 57 internationale Medaillen erobert - und der Weltkarriere von Katarina Witt den letzten Schliff gegeben. Ein Nachruf.
Reden wir über Geld
:"Die Verhältnisse sind stellenweise erbärmlich"
Mit 23 Jahren floh Axel Plaß aus der DDR in den Westen, heute leitet er eine Speditionsfirma. Er klagt über fehlende Lkw-Fahrer, Probleme mit dem Elektro-Antrieb und der Lade-Infrastruktur.
DDR-Sport
:Eiskunstlauftrainerin Jutta Müller gestorben
Die gebürtige Chemnitzerin war die Frau, mit deren Hilfe Katarina Witt in den 80er-Jahren zur Spitzenläuferin wurde. Sie wurde 94 Jahre alt.
DDR-Spionage
:Ende Legende
Die Auslandsspionage der Stasi galt als eine der besten der Welt, mit Quellen hoch bis zu Kanzler Willy Brandt. Aber war sie das wirklich? Der Historiker Michael Wala hat in die Archive geschaut und kommt zu einem anderen Urteil.
Das Politische Buch
:Demokratiehunger und Eigensinn
Die Historikerin Christina Morina erzählt fulminant eine Ost- und Westdeutschland vergleichende Demokratiegeschichte seit den 1980er-Jahren. Im Fokus stehen die Bürger und ihr Staatsverständnis - und das erklärt viele ostdeutsche Besonderheiten bis hin zur Anfälligkeit für AfD-Verlockungen.
DDR
:Der Mann, der Erich Honecker bei sich zu Hause aufnahm, ist tot
Im Januar 1990 stand Uwe Holmer schlagartig im internationalen Rampenlicht: Der Pastor ließ den gestürzten Machthaber und seine Ehefrau Margot bei sich einziehen. Bereut hat er es nie.
Wer erzählt wie über die DDR?
:Vergiftete Debatte
Im Streit um Charlotte Gneuß' Roman "Gittersee" äußert sich jetzt die Autorin selbst. Und versucht auf ihr eigentliches Thema zurück zu kommen.
Ziviler Widerstand
:Orange? Na, logo
Vom Brandenburger Tor geht die Farbe der "Letzten Generation" nicht mehr ab. Nicht so schlimm, wirklich nicht.
Stilkritik: Lecker
:Lecker op de Schnüss!
Eine Autorin aus dem Westen baut in ihren DDR-Roman das Wort "lecker" ein. Ist das schon Sprachkolonisation?
Klaus Kordon zum 80. Geburtstag
:Chronist von unten
Klaus Kordon, der mit seinen Jugendbüchern deutsche Geschichte lebendig macht, wird 80. Eine Gratulation.
Streit um Debütroman "Gittersee"
:"Der Osten bleibt dabei hin und wieder unterbelichtet"
Der Schriftsteller Ingo Schulze fand Fehler im DDR-Roman der West-Autorin Charlotte Gneuß. Seine Kritik erreichte die Jury des Deutschen Buchpreises. Im Interview erläutert er seine Mängelliste - und verteidigt die Autorin.
Denkmalschutz in Berlin
:„Es blutet einem das Herz“
Einst haben die Sowjets das Generalshotel erbaut. Die DDR empfing Staatsgäste wie Castro, Breschnew oder auch Marlene Dietrich. Doch jetzt muss das Haus einem Parkplatz für Regierungsflugzeuge weichen. Was nutzt also der Denkmalschutz, wenn er das Denkmal nicht schützt?
Reden wir über Geld
:"Ich interessiere mich einfach eher für die Schwachen"
Klaus Kordon ist einer der erfolgreichsten Jugendbuchautoren. Und sagt über sich selbst: "Die Weltliteratur hat mich gerettet." Warum er nie Karriere machen wollte und wie ein 100-Mark-Schein sein Leben verändert hat.
Generalshotel am BER
:Rettung in allerletzter Minute?
Wenn der Bund nicht sehr, sehr schnell einlenkt, beginnt dieser Tage tatsächlich der Abriss des Generalshotels am Flughafen BER.
Charlotte Gneuß' Roman "Gittersee"
:Verführerische Funktionäre
Charlotte Gneuß erzählt in ihrem ersten Roman eine Coming-of-Age-Story in der DDR. Darin ist der große Aufbruch der Pubertät mit der Gefahr des Verrats eng verbunden.
Ausstellung im Museum Gunzenhauser
:Proletarier aller Länder, hüpft
Eine Ausstellung im Chemnitzer Museum Gunzenhauser zerlegt Kapitalismuskritik in snackbare Häppchen - instagramtauglich und punktuell tieftraurig.
Interview mit Schauspielerin Claudia Michelsen
:"Wir waren Theaterkinder"
Claudia Michelsen über eine Jugend ohne Westfernsehen, Machtmissbrauch am Filmset - und darüber, warum sie die Generation ihrer Töchter so wunderbar findet.
Rahmenplan für Molkenmarkt
:Berlins neue Altstadt
Der Senat beschließt einen Rahmenplan für den Molkenmarkt: Der historische Kern der Stadt soll nur etwas historisierend werden. Wie kann das funktionieren?
Hanns Zischler und die Heilandskirche von Sacrow
:Neues aus Arkadien
Seit die Sacrower Heilandskirche steht, kritzeln Besucher auf deren Kacheln. Schauspieler Hanns Zischler erzählt in einem Buch von dem historisch wertvollen Vandalismus.
DDR
:Ein bisschen Diktatur? Gibt es nicht
Seit Jahren erzählt Renate Werwigk-Schneider in Schulen über ihre Fluchtversuche aus der DDR, über ihre Zeit im Gefängnis. Es macht sie sprachlos, dass sich so viele heute von der Demokratie abwenden und „nach der harten Hand sehnen“. Ernsthaft?
Reiner Kunze wird 90
:Widerstand in Jeans
Als Dichter in der DDR geriet er rasch in Konflikt mit dem Regime. Zum 90. Geburtstag von Reiner Kunze.