Weniger ist mehr - das gilt heuer besonders für die Tracht auf der Wiesn. Der bayerische Traditionshersteller Brückner beruft sich bei seiner Firmenphilosophie auf ein Brecht-Zitat: "Man muss vom Alten lernen, um Neues zu machen."
Nie war die Dirndlbluse weiter weg von Puffärmeln und Herz-Ausschnitt. Die eng anliegenden Modelle (hier von Julia Trentini) sind hochgeschlossen, Spitze und Lochstickereien lassen jedoch Haut durchschimmern.
Das Münchner Label setzt auch beim Dirndl auf hochgeschlossen - und bereitet so die Bühne für versilberte Kugelknöpfe und Lodenkragen.
Anmutiger Stilbruch: traditionelles Dirndl von "Gottseidank" mit Schlitz und Knopf statt Dekolleté, dazu schwarze, halterlose Trachtenstrümpfe und Stiefletten mit Absatz.
Leinenmieder trifft Seidenschürze: Lodenfrey spielt mit Materialmix - dafür in einheitlicher Farbe. Bleibt die Frage: Schleife links, rechts oder in der Mitte? Was soll die Botschaft sein: ledig (wie hier im Bild), gebunden - oder unentschieden?
Schmuckschließen zur Schürze (hier ein Modell der Passauer Firma Marjo) werden immer beliebter. Nicht nur für Dirndlträgerinnen, die sich nicht entscheiden können, sind sie eine praktische Alternative. Sie ersparen auch das Anpassen der Schleife - und dehnen sich, damit noch ein Hendl Platz hat.
Aparte Details statt Muster: Handgefertigte Herzrüschen, Borten oder Reliefstickereien kommen auf unifarbenem Hintergrund optimal zur Geltung. Farblich aufeinander abgestimmt: die Weste zur Stickerei auf der Lederhose.
Es muss nicht immer ein kompettes Dirndl sein. Lola Paltinger, die von Prominenten für ihren exzentrischen Stil geschätzt wird, zelebriert den Rock als Statement mit Taft, Blumenbouquets und Borten. Hier eine verhältnismäßig schlichte Lola-Variante, zu dem das geschlossene Mieder aus Leinenmix perfekt passt.
Welcher Schuh zum Dirndl? Ein klassischer Trachtenschuh mit Schnalle, zum Pump erhöht (wie hier von Angermeier), geht immer.
Wem hohe Absätze zu unbequem sind: Auch flache Wildlederpumps in Rosé Grün- oder Blautönen passen zum Trachtenlook.
Der Mann kommt in einer Trachtenweste (hier von Angermeier) groß raus. Sie wird geschlossen getragen, aber keine Angst: Die Elasthaneinsätze am Rücken erlauben locker eine Extra-Brezn.
Trachtenstrümpfe sind alles andere als grau, es gibt sie in den unterschiedlichsten Farben, sogar in hellgelb. Somit gibt es keine Ausrede mehr, warum man sie nicht passend zur Weste (hier ein Modell aus Schurwolle mit Silberknöpfen von disorted people) kombinieren sollte.
Überaus traditionell, doch nur selten zu sehen: Die sogenannten Loferl - kein Wunder, sie erfordern eine gewisse Wadenstärke.
Der Charivari - eine Silberkette mit Talismanen und Trophäen. Man kann ihn ohne Anhänger kaufen und im Laufe der Jahre mit persönlichen Erinnerungsstücken verzieren. Vielleicht kommt heuer wieder eins dazu.