Wie Frauen ihren Partner umstylen:Die Umkremplerinnen

Wie Frauen ihren Partner umstylen: Colin Firth als bedauernswerter Rentierpulli-Träger Marc Darcy in "Bridget Jones - Schokolade zum Frühstück".

Colin Firth als bedauernswerter Rentierpulli-Träger Marc Darcy in "Bridget Jones - Schokolade zum Frühstück".

(Foto: Imago Stock&People)

Sechs Monate bleiben einem Mann durchschnittlich, um sich von seinen Lieblingsstücken zu verabschieden. Dann übernimmt die Partnerin die Kontrolle über seine Garderobe. Die Methoden, mit denen sie seine modischen Entgleisungen beseitigt, sind nicht immer legitim - aber effektiv.

Von Violetta Simon

Es hätte alles so einfach sein können, damals, als der alleinstehende Marc Darcy bei einer Weihnachtsfeier im Haus seiner Eltern auf die alleinstehende Bridget Jones traf. Wenn Darcy nicht diesen absurd lächerlichen, abgrundtief hässlichen Rentierpullover getragen hätte. Gut, die beiden haben sich dann doch noch gekriegt. Aber nur, weil es im Drehbuch so gewünscht war. Wenn sich eine Frau in einen Mann verliebt, der einen selbstgestrickten Rentierpullover trägt, dann steckt garantiert Hollywood dahinter. Im echten Leben ist so etwas nämlich nicht vorgesehen.

Im echten Leben kriegt der Mann im Rentierpulli niemals eine Frau ab - und wenn doch, dann kann er sich gleich mal von seinem Lieblingsstück verabschieden. Mit seinen anderen heißgeliebten Modesünden bleiben ihm dann noch etwa sechs Monate. So lange dauert es, bis der Partnerin die rosa Brille von der Nase fällt und sie beginnt, die Kontrolle über seine Garderobe zu übernehmen. Das ergab eine Umfrage der britischen Einzelhandelskette Marks and Spencer (M&S) und der Entwicklungshilfeorganisation Oxfam. Die beiden Unternehmen starteten kürzlich die "Shwopping"-Initiative (Wortmix aus shopping und swapping, tauschen), die Kunden dazu motivieren soll, ausrangierte Kleidung zu spenden bzw. recyclen zu lassen - in Großbritannien landen jedes Jahr eine Milliarde Kleidungsstücke auf dem Müll.

Doch wie bringt man einen Mann dazu, freiwillig auf seine ausgebeulte Lieblingscordhose, das speckige Sakko mit den aufgenähten Ellbogenflicken und die Trekkingsandalen zu verzichten? Gar nicht. Jedenfalls nicht mit legalen Methoden. Wie die Daily Mail in ihrer Onlineausgabe berichtet, hat fast die Hälfte der befragten Damen zugegeben, hin und wieder Kleidung ihres Partners in die Tonne zu befördern - und zwar heimlich.

Hinter solchen Gemeinheiten steckt mitnichten Nächstenliebe, sondern Sorge ums eigene Image: Die meisten der Befragten bekannten, sie würden am Stil ihres Partners feilen, um ihn in ein "perfektes Mode-Accessoire" zu verwandeln, so der Bericht.

Dabei scheint die Härte der Maßnahme sich mitunter nach dem Grad der modischen Desorientierung zu richten, frei nach dem Motto: Der Zweck heiligt die Mittel. Oft mag bereits eine dezente Bemerkung genügen - "Oh, so willst Du aus dem Haus?" - oder eine Ermunterung: "Steht Dir gut!" Bei manchen Kleidungsstücken ist es jedoch vorbei mit der Toleranz. Zu den schlimmsten Entgleisungen, deren Abschaffung sich Frauen mit Inbrunst widmen, gehört zweifellos die Outdoor-und Freizeit-Mode.

bequem = ausgebeult?

Noch immer gibt es Männer, die glauben, Cargohosen mit Beinen in Dreiviertel-Länge oder Trekkingsandalen seien nicht nur ein geeignetes Urlaubskostüm, sondern auch eine bequeme Lösung für den Alltag. Wer es bequem mag, soll sich einen "Onesie" zulegen und den Rest seines Lebens in einer Hängematte verbringen. Oder nach Hollywood gehen. Dort gehören Männer in albern bedruckten Stramplern zum Straßenbild - zumindest, wenn sie mit Nachnamen Biber, Pitt oder Hilton heißen. Was den Begriff "bequem" betrifft, gehen die Meinungen zwischen den Geschlechtern ohnehin auseinander: Ist damit wirklich ein ärmelloses Unterhemd als T-Shirt-Ersatz gemeint? Unter bequem versteht eine Frau zum Beispiel "dehnbar", bei den Herren bedeutet es hingegen fast immer "ausgebeult" - an Knien, Ellbogen, Po. Auch "bequeme" Schuhe wie Flip-Flops und andere Zehenteiler-Schlappen an Männerfüßen sind nur als Notfall-Alternative zu Adiletten akzeptabel. Überhaupt, Adiletten: Die Dinger gehören selbst an Bademeistern verboten.

Nerd

Nein, das war nicht Mutti. Dieser Mann wurde von seiner Partnerin umgekrempelt.

(Foto: Maria Vaorin /Photocase.de)

Zugegeben, ein Mann im bunt bedruckten Strampelanzug sollte wirklich zur Vernunft gebracht werden. Doch was, wenn er die stilistische Fürsorge seiner Partnerin nicht zu schätzen weiß? Wenn er die weibliche Manipulation als Angriff auf seinen Lebensstil empfindet und Widerstand leistet? In dem Fall greift immerhin jede siebte Frau zu drastischeren Maßnahmen: Die Problemtextilien landen "versehentlich" im falschen Waschgang.

Wenn also der geliebte Schurwollpullover mit den Rentiermotiven und den Ellbogenflicken eines Tages als verfilztes Brettchen endet, dann muss sich ein Mann fragen, ob etwas mit der Waschmaschine nicht stimmt - oder mit seinem Geschmack.

Die Auseinandersetzung mit der Wahrheit dürfte für beide Seiten eine unangenehme Erfahrung bedeuten. Sicher, eine ausgeleierte Jogginhose zu Trekkingsandalen kann die Partnerschaft belasten. Andererseits ist der Kleidergeschmack ein Teil unserer Persönlichkeit. Was soll ein Mann davon halten, wenn seine Partnerin sich davon derart abgestoßen fühlt, dass sie es am liebsten im Müll entsorgen würde? Das dürfte sich auf Dauer ebenfalls negativ auf die Beziehung auswirken.

Wenn der Mann also die Beziehung - und seine Garderobe - retten will, muss er schnell sein. Solange sich seine Lebensgefährtin noch in der Verliebtheitsphase befindet, wird sie mit glückseliger Ahnungslosigkeit über seine Fashion-Fauxpas hinwegsehen. Doch je vertrauter der Umgang, desto niedriger wird die Toleranzschwelle. Und die Bereitschaft, mit seinen textilen Entgleisungen unter einem Dach zu leben.

Mit anderen Worten: Klamotten außer Reichweite bringen, bevor die Schonfrist abgelaufen ist. Und hin und wieder einen Köder auslegen, den sie kleinwaschen kann, um sie davon abzuhalten, den Schrank zu durchwühlen. Wo die wahren Schätze lagern - und der Rentierpullover.

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