Kolumne „In aller Munde“:Dubai sein ist alles

Lesezeit: 2 Min.

Alles grün macht der Trend – aber braucht es das? (Foto: IMAGO/Pond5 Images)

Von Kathrin Hollmer

Alles ist „Dubai“ im Moment, ganz egal, ob es Sinn ergibt oder nicht. Currywurst wird mit Pistazienkernen und Blattgold garniert und die Bratwurst im Pistazienbrötchen verkauft. Natürlich klingt und ist das furchtbar, doch alles, was Dubai im Namen trägt, lässt sich im Moment nicht nur zuverlässig, sondern auch teurer verkaufen. Folgerichtig wollte in den vergangenen Monaten jeder ein Stück von der Dubai-Torte abhaben, ganz im wörtlichen Sinne: In Bäckereien stehen sie direkt neben Dubai-Croissants, -Donuts und -Schnecken in den Auslagen. Schokoladenhersteller haben längst eigene Dubai-Tafeln, -Pralinen, -Riegel und -Bonbons kreiert. Das nächste logische Einsatzgebiet ist nun die Weihnachtsbäckerei.

Der Bäckermeister Andreas Hermisch aus Paderborn sagte der Nachrichtenagentur dpa vor Kurzem, sein Dubai-Stollen, gefüllt unter anderem mit gerösteten Kadayif-Teigfäden und Pistazien, verkaufe sich deutlich besser als der klassische, den er jedes Jahr mache. Auf Weihnachtsmärkten werden Crêpes und Churros nach Dubai-Art gebacken und Dubai-Lebkuchen angeboten. Sogar Adventskalender und Weihnachtsmänner wurden schon gedubait, letztere mit einer Füllung aus Pistazien-Nougat-Kadayif-Creme. Es gibt Dubai-Varianten vom italienischen Weihnachtsgebäck Panettone und von der französischen Bûche de Noël.

Im Internet kursieren außerdem Rezepte für die Adventsbäckerei zu Hause. Die einfachste und naheliegendste Idee: Duba“-Schokoladenkekse aus Mürbteig, gefüllt mit dem Dubai-Trio, gerösteten Kadayif-Teigfäden, Pistazienmus und Sesampaste, verziert mit Schokolade und gehackten Pistazien. Sandra Kiss, ehemalige Teilnehmerin der Show „Das große Backen“, hat fürs Fernsehen Dubai-Spitzbuben kreiert. Auf Instagram und Tiktok findet man Anleitungen für Dubai-Kipferl und -Cookies.

Der Vorteil von selbst gemachten Varianten: Man kann gute Pistaziencreme (mit 100 Prozent Pistazien und möglichst ohne Zucker) verwenden. Oder besser gesagt: Man könnte. In den vergangenen Wochen wurde immer wieder gemeldet, dass unter anderem wegen des Hypes Pistazien knapp werden und die Preise extrem gestiegen sind. In vielen Läden sind Pistaziencremes und -pasten ausverkauft. Dabei schmecken die meisten Dubai-Süßigkeiten kaum nach Pistazie oder Sesam. Nur mit ganz viel Glück ist darin etwas davon zu finden, viele Hersteller nutzen Cremes, die vor allem aus Zucker, Farb- und Aromastoffen bestehen. Deshalb schmecken die gehypten Tafeln pappsüß, sind klebrig, knusprig, was im ersten Bissen spannend ist, danach aber vor allem: zu viel.

Backen kann man mit Pistazien, Sesam und Kadayif-Teigfäden grundsätzlich gut, nur nicht unbedingt in Kombination. In einer Welt, in der Pistazienmakronen, Tahin-Sablés und Baklava existieren, in denen die Komponenten angemessen zur Geltung kommen, benötigt man weder Dubai-Kipferl noch -Lebkuchen. Immerhin ist der Höhepunkt des Hypes in Sicht, zumindest bis zur Faschingszeit Dubai-Krapfen viral gehen. Pistazienkrapfen gibt es übrigens schon lange, fehlt also nur noch das Dubai-Label. Vielleicht könnte man wenigstens den peinlichen Namen abschaffen, die Hysterie um die grüne Zuckerpampe wäre sicher schnell vorbei – und die Pistazienknappheit hoffentlich auch.

Seit die Autorin im Supermarkt keine Pistazien mehr bekommt, nimmt sie den Dubai-Schokoladen-Hype persönlich. (Foto: Bernd Schifferdecker (Illustration))
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