Süddeutsche Zeitung

Stilvolle Geschenke:Pack ma's

Weihnachtsmannpapier, Tesafilm und Kunststoffschleife? Aber nicht doch! Wir haben drei Profis gefragt, wie ein Geschenk aussehen sollte.

Von Helena Ott

Es passiert oft in allerletzter Minute, dabei bietet die Verpackung die einzigartige Möglichkeit, Zuneigung zu zeigen, kenntlich zu machen, dass man sich um den Beschenkten persönlich Gedanken gemacht hat. Und natürlich, dass man selbst ziemlich kreativ und einfallsreich ist. Wir haben drei Experten gefragt, wie sie sich das perfekt eingepackte Geschenk vorstellen.

Mit Natur

Anja Shahinniya, 41, Papierkünstlerin: "Ich verpacke oft mit Packpapier. In der Natur suche ich mir dann passende Accessoires. Das können gepresste Blumen vom Spätsommer sein, Tannenzweige oder ein Strauß Trockenblumen. Sehr hübsch ist pures weißes Seidenpapier oder ganz schlicht, Zeitungspapier. Optische Akzente kann man mit leuchtend-neonfarbenen Bändern setzen. Originell wird es auch, wenn man statt Papier Leinen zum Einpacken nimmt. Im Stoffladen gibt es wunderbare Naturtöne wie Beige, Grau oder Cremefarben. Ich finde es sehr schön, sich zu überlegen, was den Beschenkten und die eigene Beziehung zu ihm ausmacht, und einen handgeschriebenen Brief dazuzulegen. Darauf hat mich meine Tante gebracht: Zu Weihnachten hat sie uns immer einen Jahresbrief geschrieben. Das waren persönliche Zeilen mit den schönsten gemeinsamen Momenten des Jahres. Beim Schreiben lasse ich mich von der Kaligrafie oder der modernen Variante, dem Handlettering - also der Kunst des schönen Schreibens - inspirieren. Ich nehme Federkiel und Tusche, je fester man aufdrückt, desto dicker die Linien. Einfaches Papier kann man so mit Ornamenten und Zeichnungen schmücken. Wer mit der Feder nicht vertraut ist, kann einen Kaligrafiestift kaufen, damit bekommt man leicht ein schönes Schriftbild hin."

Mit Kontrasten

Armin Angerer, 53, Geschäftsführer der Designagentur Peter Schmidt: "Beim Schenken geht es für mich darum, emotionale Werte zu transportieren. Wir wollen uns nicht gegenseitig materiell bereichern. Das Einpacken ist also im besten Fall ein reflektierender Moment, bei dem ich an schöne Erlebnisse mit der Person denke. Und es sollte ein stimmiges Gesamtbild herauskommen: Gutes Design muss überraschen und braucht etwas Geheimnisvolles. Ich rate zu Kontrasten: etwa eine Kombination aus mattem und glänzendem schwarzen Papier und dazu ein dünnes Band als Kontrapunkt. Aber auch im Design wird Nachhaltigkeit immer wichtiger. Bei unseren Kundengeschenken haben wir daher an eine japanische Tradition angeknüpft: Japaner wickeln Geschenke in bunte Tücher, sogenannte Furoshiki, die man wiederverwenden kann. Unseren Kunden schenken wir zu Weihnachten solche Tücher aus recyceltem Plastik, das aus dem Meer gefischt wurde."

Mit Accessoires

Kathrin Maier, 48, Leiterin Dekoration beim Kaufhaus Ludwig Beck: "Ich finde, Inhalt und Verpackung eines Geschenks sollten verschmelzen und eine Geschichte erzählen. Es kommt auf die Persönlichkeit an. Einer Freundin, die gerne Hausmannskost mag, schenke ich in diesem Jahr ein Kartoffelkochbuch. Das packe ich nicht so schrill ein, aber verziere es mit einer Kartoffel vom Viktualienmarkt. Da gibt es tolle Sorten in Rot und ausgefallene Formen. Wenn es ein indisches Kochbuch wäre, würde auch die Verpackung farbenfroher. Je nach Saison findet man in der Natur tolle Materialen, mit denen man spielen kann. Jetzt sind Zapfen, Zweige oder Blätter toll. Cellophanfolie und herkömmliche Tesastreifen sind absolut out. Richtig liegt man mit Naturfasern, dicker Wolle oder farbigen Kordeln. Manchmal lege ich meine Geschenke in Säckchen oder Packpapier und nähe sie mit der Nähmaschine zu. Statt einer geraden Naht kann man so auch aufwendige Muster steppen. Bei der Kombination aus Papier und Schleife sollte man auf gute Harmonie achten. Farben passen dann zusammen, wenn sie aus einer Farbfamilie kommen. Wer es auffälliger mag, kann auch Komplementärfarben, wie Gelb und Lila kombinieren. Wer sehr ähnliche Farbtöne wählt, kann dafür bei Material und Haptik mehr variieren."

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Quelle:
SZ vom 21.12.2019/mkoh
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