Urban Gardening:Wie Obst und Gemüse auf dem Balkon ein Erfolg werden

Balkonien

Schmackhafte Mini-Tomaten kann man auch auf seinem eigenen Balkon ziehen.

(Foto: ChiccoDodiFC - stock.adobe.com)

Wer aus eigenem Anbau ernten möchte, braucht keinen Garten. Zwergäpfel und exotische Kräuter wachsen auch auf kleinem Raum - wenn man ein paar Tipps beachtet.

Von Kerstin Lottritz

Selbstgezogene Mini-Paprika, schmackhafte Erdbeeren und frische Kräuter: Der Trend, als Stadtbewohner auf dem Balkon Obst und Gemüse anzupflanzen, hält sich hartnäckig. Einer Studie der BBE Handelsberatung zufolge gab jeder Verbraucher im Jahr 2014 im Schnitt etwa 34 Euro für Gartenbedarf aus - und damit ein Drittel mehr als noch zehn Jahre zuvor. Das Problem am Balkongärtnern: Wer sich nicht richtig auskennt, ist schnell gefrustet.

"Obst und Gemüse auf dem Balkon anzupflanzen, lohnt sich eigentlich gar nicht", sagt Gärtner Olaf Beier, der Vorsitzende des Bundesverbandes der Einzelhandelsgärtner. Damit meint er aber nur den Vergleich zwischen Aufwand und Ertrag. Denn auch wenn es günstiger ist, beim Obst- und Gemüsehändler einzukaufen: Hobby-Gärtnern macht mehr Spaß. Jedenfalls wenn man Beiers Tipps beachtet:

1. Geeignete Obst- und Gemüsesorten auswählen

Für sehr kleine Balkone eigenen sich Klassiker wie Balkon-Tomaten, immertragende Erdbeeren oder Mini-Auberginen. Diese Pflanzen bleiben klein, werden nicht höher als 50 Zentimeter, und man kann sie auch prima in einem Blumenkasten miteinander kombinieren. Wenn man dann noch ein paar kriechende Blütenpflanzen wie etwa Zauberglöckchen, Gänseblümchen oder Gelbe Husarenknöpfchen dazu pflanzt, sieht das sehr hübsch aus und gelingt jedem Gärtneranfänger.

Wer es lieber exotisch mag, kann zu Hause auch Wasser- und Zuckermelonen, Andenbeeren oder Ananasminze anbauen. Einziges Manko: Die Pflanzen benötigen einen vergleichsweise großen Topf und sehr viel Wasser. Auch kleine Obstbäume wie Apfel, Birne oder Pfirsich kann man mittlerweile im Kübel anpflanzen. Weil sie intensiv gepflegt werden müssen, sind sie eher für Gärtner-Profis geeignet. Es wäre außerdem besser, die Kübel mit Zwergobstbäumen auf eine Terrasse zu stellen, weil es auf einem Balkon durch die Häuserwände schnell zu heiß für die Pflanzen wird.

2. Den richtigen Standort bestimmen

Für Obst- und Gemüse ist ein sonniger Platz wichtig, damit es reifen kann. Vorteilhaft ist es, wenn man darüber noch ein Dach hat, damit die Pflanzen bei Regen nicht durchweichen und verderben. Zu viel Sonne auf einem Südbalkon kann nicht gefährlich werden, wenn man ausreichend gießt. Auch auf einem Nordbalkon kann man etwas anpflanzen. Hier gedeihen etwa Kräuter wie verschiedene Minze-Arten, Schnittlauch und Petersilie gut, die dann jede Mahlzeit bereichern.

3. Im passenden Kübel und geeigneter Erde anpflanzen

Wichtig ist ein gutes Substrat. Die Pflanzerde muss ausreichend Nährstoffe haben und darf nicht zusammensacken. Beim Fachhändler gibt es beispielsweise spezielle Kübelpflanzenerde. Ansonsten sollte man prüfen, ob auf der Verpackung auf einen hohen Tonanteil hingewiesen wird. Tonhaltige Substrate können Wasser und Nährstoffe besser speichern und verhindern, dass die Pflanzen vertrocknen oder durch Düngefehler absterben. Die billigen Pflanzerden setzen sich aus feinen Materialien zusammen und verschlammen schnell. Ohne ausreichende Sauerstoffversorgung im Kübel sterben die Pflanzenwurzeln ab.

Wer Obst und Gemüse auf dem Balkon oder Terrasse ziehen möchte, braucht außerdem einen ausreichend großen Kübel. Das ist ebenfalls wichtig, damit die Pflanze genügend Wasser und Nährstoffe bekommt. Beim Durchmesser des Kübels gilt die Faustregel: Die Pflanze darf etwas höher sein, als der Kübel breit ist.

4. Gut pflegen

Wenn man möchte, dass die Pflanzen den ganzen Sommer blühen oder Früchte tragen, dann muss man sie auch düngen. Das ist vor allem bei Kübelpflanzen wichtig, da sie einen höheren Nährstoffbedarf haben. Bei dem Thema herrscht eine große Unwissenheit. Weil man das Obst und Gemüse ja auch essen möchte, wollen viele Leute lieber auf Dünger verzichten und kaufen deshalb Bio-Erde. Aber ohne Düngen geht es nun mal nicht. Statt Kunstdünger ist organischer Dünger empfehlenswert. Man kann beim Düngen auch viel falsch machen, zum Beispiel überdüngen - deshalb unbedingt die Angaben auf der Verpackung beachten oder sich vom Gärtner beraten lassen.

Die meisten Gemüsesorten sind keine Pflanzen zum Überwintern. Man erntet sie ab und kann sie dann im Herbst im Kübel etwa durch Heidepflanzen oder Gräser austauschen. Dann sieht der Kübel in der kalten Jahreszeit auch noch hübsch aus. Erdbeeren dagegen kann man im Gefäß lassen, die kommen im nächsten Jahr wieder. Obstgehölze schneidet man zurück, dann kann man im kommenden Sommer wieder ernten. Sie müssen auch im Winter regelmäßig gegossen werden, sonst trocknen sie aus. Zwergobstbäume muss man nicht beschneiden. Sie verlieren im Herbst einfach nur ihre Blätter.

5. Schädlinge bekämpfen

Schädlinge sind immer ein Zeichen dafür, dass keine optimalen Bedingungen für die Pflanze herrschen. Wenn also etwas beim Standort, der Pflanzerde oder der Pflege nicht stimmt, können sich auf Obst- und Gemüsepflanzen schon mal Läuse oder Spinnmilben ausbreiten. Sind nur ein paar Blätter befallen, reicht es, diese abzuschneiden. Ist die Pflanze schon großflächig befallen, hilft nur noch ein Schlädlingsbekämpfungsmittel aus dem Fachhandel - am besten auf Seifenlaugenbasis, dann kann man das Obst und Gemüse völlig unbedenklich verzehren.

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