Umoperiert zu Melania Trump:"Ich erschrecke heute noch manchmal"

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Claudia Sierra im April 2017, bevor sie sich umgestalten ließ. Sie selbst empfand sich als hässlich. (Foto: N/A)

Ihr Spiegelbild ist ihr noch manchmal fremd. Dennoch fühlt sich eine Texanerin wohler, seit sie aussieht wie die First Lady.

Interview von Laura Hertreiter

In den USA wollen zahlreiche Frauen wie die First Lady aussehen. Claudia Sierra aus Texas ist eine von ihnen.

SZ: Ms. Sierra, bei allen Frauen auf der Welt - weshalb ausgerechnet Melania?

Claudia Sierra: Ich habe meinem Schönheitschirurgen gesagt, dass ich gern eine schönere, jüngere Version meiner selbst wäre. Er sagte: Wie wär's mit Melania Trump? Ich war sofort überzeugt.

Warum?

Sie hat Eleganz und Stil und unglaubliche Wangenknochen.

Sie hatten deshalb im Sommer mehrere Eingriffe.

Eine Fettabsaugung an Beinen und Rücken, eine Bauchstraffung, eine Brust-OP, eine Nasenkorrektur, Fettverpflanzungen an Stirn und Wangen, ein Po- und Augenlifting, Botox- und Laser-Behandlungen und Injektionen. Außerdem habe ich meine Haare und Fingernägel verlängert, gehe ins Bräunungsstudio, und ich schminke mich wie Melania.

Kommt es nun zu Verwechslungen?

Bisher nicht, aber die Leute fragen mich, ob ich Melanias Schwester sei, weil die Ähnlichkeit so groß ist.

Ist das auch ein politisches Statement?

Hm, momentan verhält sich Trump nicht immer wie ein Präsident.

Aber gewählt haben Sie ihn?

Das würde ich lieber nicht beantworten.

Es bringt Sie also in ein Dilemma, dass Ihre Doppelgängerin untrennbar mit der amerikanischen Politik verbunden ist.

Und wie. Ich kriege viele Hassnachrichten. Weil ich mexikanische Wurzeln habe, können Trump-Gegner erst recht nicht verstehen, warum ich ihrem Feindbild ähnlich sein möchte. Viele schrieben, ich solle zu mir selbst stehen. Aber das sagt sich leicht, wenn man nicht in meiner Haut steckt.

Wann hatten Sie die Idee, dass Sie lieber wie jemand anders aussehen möchten?

Im Sommer 2016. Ich hatte gerade eine Brustkrebs-Therapie hinter mir und ging zum ersten Mal wieder mit einem Mann aus. Er fragte, wie alt ich sei. 41, sagte ich. Er war fassungslos. Er wollte sogar meinen Führerschein sehen, weil er fand, ich sehe so viel älter aus. Da wusste ich: Ich muss was ändern.

Den Mann, hoffentlich.

Wissen Sie, ich wurde schon immer gehänselt wegen meines Äußeren, ich hatte schon immer das Gefühl, die Menschen nehmen mich nicht ernst. Selbst meine Söhne, zwölf und 17 Jahre alt, haben Witzchen über mich gemacht. Der Führerschein-Moment war nur der Punkt, an dem ich dachte: Jetzt reicht's.

Auf Ihren Vorher-Fotos im Internet ist eine schöne Frau zu sehen.

Meine Nase war schief, seit sie mir mein Ex-Freund zertrümmert hat. Weil ich Brustkrebs hatte, waren meine Brüste flach. Ich hatte das Gefühl, dass jeder all diese Geschichten sieht. Ich dachte, wenn ich meinen Körper verändere, sehen mich die Menschen anders.

Tun sie das?

Nein. Ich habe gelernt, dass es darum geht, wie ich mich selbst sehe. Ich war so unzufrieden, dass mich jeder Blick verunsichert hat. Meine Söhne machen auch heute Witze, nur bin ich nicht mehr so verletzbar, weil ich mir selbst gefalle. Aber leider weiß ich jetzt auch, dass ich meine Narben nicht auslöschen kann. Die Erfahrungen bleiben, auch die schlechten. Wenn Sie mich also fragen, ob Gott mit den OPs all meine Gebete erhört hat, muss ich sagen: Sicher nicht.

Viele Ärzte lehnen es ab, Kunden nach prominenten Vorbildern zu verwandeln, weil sie davon ausgehen, dass eine psychische Störung vorliegen könnte.

Jeder hat doch, bewusst oder unbewusst, Idealbilder im Kopf. Ich bin Innenausstatterin und immer froh, wenn die Leute mir Katalogfotos als Vorlage für ihre Wünsche mitbringen. Ob sich eine Frau den Hintern vergrößern lässt, um mehr nach Kardashian auszusehen, oder fünf OPs bucht, sollte ihr überlassen sein. Es ist schrecklich, unter dem eigenen Spiegelbild zu leiden, und unglaublich, davon erlöst zu werden. Und im Grunde trainieren, rasieren und maniküren wir doch alle, um bessere Versionen unserer selbst zu sein.

Wie lange hat es gedauert, bis Sie sich an das neue Spiegelbild gewöhnt haben?

Ich erschrecke heute noch manchmal. Es ist noch immer nicht alles abgeschwollen. Beim Schminken fühle ich mich oft, als würde ich täglich einer anderen Frau Make-up verpassen. Der Blick in den Spiegel ist also jedes Mal eine kleine Überraschung. Aber im Vergleich zu früher eine schöne.

Ihr Chirurg bietet das Melania-Makeover serienmäßig an. Schreckt Sie der Gedanke nicht ab, mehr als einer Doppelgängerin zu begegnen?

Mich kontaktieren Frauen aus aller Welt, die sich informieren wollen, gestern erst hatte ich eine Deutsche am Telefon. Jeder soll tun, was er will. Der Gedanke, dass Schönheit etwas Superindividuelles ist, ist ja sowieso eine Illusion. Man muss ja nur nach Hollywood gucken: Da haben sie alle eine schmale Taille, lange Beine und große Augen.

Kennen Sie auch Männer, die wie Donald Trump aussehen wollen?

Es gibt jedenfalls ein paar, die mir schreiben: Wenn ich wie Donald Trump aussähe - würdest du mich heiraten?

Würden Sie?

Ich wünschte, ich würde endlich mal einen guten Mann kennenlernen, der besser aussieht als Donald Trump.

© SZ vom 13.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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