Twitter:Paella mit Wurst: Jamie Oliver kränkt Spanier

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Jamie Oliver ist bekannt dafür, dass er traditionelle Gerichte neu interpretiert. Für seine Paella erntet er Spott. (Foto: Arthur Mola)

Der britische Koch interpretiert das spanische Reisgericht neu. Viele Spanier sind wütend.

Die Paella ist für die Spanier, was für die Deutschen der Eintopf ist - ein Resteessen mit Kultstatus. Je nach Jahreszeit und Region schmeckt das Reisgericht unterschiedlich. Mal wird es mit Fleisch, mal mit Fisch und Meeresfrüchten zubereitet.

Jetzt hat es der britische Koch Jamie Oliver gewagt, das spanische Traditionsgericht neu zu interpretieren und damit zahlreiche Spanier gegen sich aufgebracht. Auch sein Lob, "es gibt kein besseres spanisches Essen als Paella", konnte die aufgebrachten Twitternutzer nicht besänftigen. Sein Vergehen: Oliver veröffentlichte ein Paellarezept, das nicht nur Hühnchen, sondern auch Chorizo enthält.

Zwar ist auch die scharfe spanische Paprikawurst eine traditionsreiche spanische Speise - allerdings auf keinen Fall in Verbindung mit dem Reisgericht. Auf Twitter sind sich viele Spanier einig: Chorizo habe in der Paella nichts zu suchen. Einige fühlen sich von Olivers Rezept in ihrem Nationalstolz verletzt. Das Rezept sei "eine Beleidigung nicht nur für unsere Gastronomie, sondern auch für unsere Kultur", schreibt jemand. Ein Nutzer nennt den Koch sogar einen "Terroristen", wieder andere wünschen ihm, dass ihm beim Korianderhacken das Messer ausrutscht.

Wieso er denn nicht auch mal das britische Nationalgericht Fish and Chips neu interpretiere, fragen andere. Zum Beispiel mit Auberginen und Ente, mit Rindfleisch oder mit Ravioli. Die Diskussion sorgte für so viel Aufmerksamkeit, dass auch die britische Zeitung The Guardian darüber berichtete.

Dass den Spaniern ihre Paella heilig ist, hat bereits Olivers Kollege, der britische Sternekoch Gordon Ramsay, erlebt. Weil er das Reisgericht mit Chili würzen wollte, warf ihm die spanische Zeitung El País vor, er würde Spanien mit Mexiko verwechseln.

Für Oliver ist es nicht der erste Shitstorm, den er wegen eines Reisgerichts erlebt: Bereits 2014 hatte er für eine Neuinterpretation des westafrikanischen Gerichts Jollof-Reis Hunderte Hasskommentare bekommen. Eine Frau erklärte auf Twitter, bei diesem Rezept schmerze ihr die Seele. Ein anderer schrieb: "Unsere Teller werden nicht kolonialisiert."

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Von Julia Weigl
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