Ladies & Gentlemen:Diese Zuckerbergs

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(Foto: Reuters)

Bei der Amtseinführung von Donald Trump gab es viele Milliardäre und viele Aufreger – das Ehepaar Zuckerberg aber glänzte mit biederer Langeweile.

Von Julia Werner und Max Scharnigg

Für sie: Knapp daneben

Es wäre an dieser Stelle einfach, sich über Melania Trumps Zorro-Hut lustig zu machen oder über die für die ganze Welt inklusive Marc Zuckerberg gut sichtbaren Brüste von Lauren Sánchez, der Freundin von Jeff Bezos. Aber das Leben von Trophy Wives ist anstrengend genug. Den ganzen Tag sind sie mit Instandhaltung beschäftigt, von Körper, Gesicht und Beziehungsstatus. Ein hochkomplexer Beruf ist das, von dem man sich manchmal fragt, ob er nicht vielleicht doch längst professionell organisiert ist: Treffen sich die Damen eigentlich irgendwo für Know-how-Transfer? Beschäftigen wir uns also mit einer Milliardärsgattin, die sich selbst nicht als Trophäe sieht. Und auch nicht so aussieht: Priscilla Chan, Ehefrau des oben genannten Busenstarrers.

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Die Ärztin und Philantropin dachte wohl, sie hätte Outfitberatung nicht nötig für die Amtseinführung des Donald Trump. Zumindest sah sie nicht so aus. Sie trug ein himmelblaues Strick-Ensemble des angesagten Labels Bottega Veneta und warf sich ein paar Perlenketten um den Hals. Strickensembles sind nichts für hochoffizielle Anlässe, eher was für private Familienfeiern, und wenn man sonst nie Perlen trägt, wirken sie wie eine Verkleidung als ausgestorbene Konservative. Der neue Dresscode der Republikaner ist ja jetzt bekanntlich Barbie! Chan also wirkte, trotz 4000-Euro-Strick-Investition, wie ein Kommunionkind, und man fragte sich, ob sie das gleiche Schicksal ereilen wird wie dereinst die brave Ex-Frau des Stereoid-Nerds Jeff Bezos. Wir wissen es nicht. Bleibt nur die alte Gewissheit, dass Geld vielleicht die Welt kaufen kann, guten Stil aber immer noch nicht.

Für ihn: Typisch Mann

Mark Zuckerbergs Forderung nach mehr maskuliner Energie in den Firmenetagen war in einer Woche voller Tiefschläge ein besonders unnötiger. Als Revanche für diesen Neo-Chauvinismus sei ein kritischer Blick erlaubt: Wie genau ist es um die Maskulinität des Herrn selbst beschaffen? Bisher stellte sich die Frage nicht unbedingt, Zuckerberg ist ja eigentlich, wie auch Elon Musk und zehn andere Silicon-Valley-Aristokraten, ein Vertreter jener Nerdkultur, die seit der Jahrtausendwende das klassische Alphamännchen-Gehabe ablöste. Plötzlich waren die reichsten Männer eben keine wetter- und skandalgegerbten Tycoons à la Richard Branson, keine stämmigen Anzuggorillas, sondern eben Computerkids, denen man das Rumsitzen in ungelüfteten Zimmern der Informatik-AG ziemlich ansah: mit Hoodie-Pullover und Käsemauken, egalem Haarschnitt und Nickelbrille zum Konzernchef. Eigentlich war das eine wohltuende Entwicklung, weil die Computer-Jungs scheinbar auf übliche Status- und Machosymbolik verzichten konnten.

(Foto: Reuters)

Doch die Superyacht holt alle irgendwann ein, und mit ihr kommt offenbar eine Sehnsucht nach männlicher Machtentfaltung am eigenen Körper. Zuck selbst hat die Nerd-Rolle ziemlich lange durchgehalten, man erinnere sich an sein seltsam paralysiertes Verhalten bei der Befragung durch den US-Kongress vor einigen Jahren, als er vielleicht außerirdisch wirkte, aber sicherlich nicht markant männlich. Jetzt bei der Trump-Inauguration an der Seite seiner Frau schien er besser in seinen Anzug gewachsen zu sein. Bei weniger formalen Terminen trägt er sonst gerne seltsame Streetwear-Fashion-T-Shirts samt Armbanduhren für knapp eine Million am Handgelenk und wirkt pseudolocker. Ein schlichter blauer Anzug und eine passende Krawatte rücken ihn aber, wie jeden Mann, zumindest optisch in die Nähe eines seriösen Erwachsenen. Ist er so also ein Mann nach seinem eigenen maskulinen Geschmack? Oder doch einfach nur ein weiterer Cheftyp, der seine Unsicherheiten hinter Gesten aus dem Billionair Boys Club versteckt?

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