Trendsetter:Mutige Mode fordert Charakter

Stephenie Meyer, Max Irons And Jake Abel Sign Copies Of 'The Host'

Diane Kruger bauchfrei in Los Angeles. Klicken Sie in das Bild, um es ganz zu sehen.

(Foto: Getty Images)

Mode ist vor allem ein Spiel. Ein Stück, das die Kleiderordnung neu definiert, nennt man deshalb gerne Gamechanger. In dieser Saison verändern freie Bäuche und Karos unsere Looks - zumindest derer, die Charakter haben.

Von Julia Werner und Max Scharnigg

Diane Kruger, bauchfrei

Mode ist ja vor allem ein Spiel. Ein Stück, das die Kleiderordnung neu definiert, nennt die Mode deshalb gerne schnittig: Gamechanger. Mal werden die Röcke länger oder der Blazer wechselt vom Smoking-Stil auf New-Look-tailliert, es geht um Körpersilhouetten. Solche minimalinvasiven Kleiderschrank-Operationen macht die modebewusste Frau natürlich mit, schließlich möchte sie nicht plötzlich very 2010 aussehen.

Operation? Silhouette? Das bringt uns direkt zum furchteinflößendsten Gamechanger seit Langem: Der Bauch ist in der kommenden Saison - noch eine Lektion aus dem Mode-Dictionary - das neue Dekolleté, also das, was bis vor Kurzem noch der Rücken war. Der Bauchfrei-Look trägt aber natürlich einen anderen Namen: Crop Top, verkürztes Oberteil.

Keine falschen Hoffnungen, von Teenagern ist nicht die Rede, es handelt sich um ein ernst gemeintes Modediktat für Erwachsene. Bauchfrei ist ein Trend, der sich vor allem für Filmstars anbietet, deren Alltag neben zwei Drehwochen pro Jahr ausschließlich aus Work-outs besteht. Diane Kruger etwa läuft neuerdings nonstop in Crop Tops herum, Motto: Das wird man ja wohl noch zeigen dürfen!

Aber was ist mit all den Damen, deren Alltag sich eher körpermittefeindlich gestaltet, also aus Bürositzen und zwei Wochen Urlaub im Jahr besteht? Sie müssen nicht verzagen: Wenn die Taille noch ansatzweise vorhanden ist, können sie ein locker geschnittenes Crop-Top mit einem hoch sitzenden Pencil Skirt kombinieren. Neu und wichtig ist, und Diane Kruger macht es hier formvollendet vor: Der Bauchnabel darf auf gar keinen Fall zu sehen sein. Das wäre schließlich very 1995.

Drei verschiedene Checkmuster in einem einzigen Look

Creatures Of The Wind - Front Row - Mercedes-Benz Fashion Week Spring 2014

Hamish Bowles bei der Fashion Week New York. Klicken Sie in das Bild, um es ganz zu sehen.

(Foto: AFP)

Hamish Bowles, Caro

Es ist ein bisschen unfair, hier ein Bild von Hamish Bowles zu zeigen. Das ist, als würde an jeder Minigolfanlage ein Bild von Bernhard Langer beim Abschlag hängen. Bowles bekleidet ja im wahrsten Sinne das Amt des Editor at Large bei der US-Vogue und beherrscht wie sonst noch kaum einer den Dandy klassischer Ausprägung, der stilistischen Wagemut mit Esprit und Intellekt vereint.

Er weiß so viel über Mode, dass man bei der Vogue schon scherzhaft von der Hamishsphäre spricht. So einer kann spielend drei verschiedene Checkmuster in einem einzigen Look unterbringen. Das Karo des Anzugs wird hier noch mal von einem weißen Überkaro durchkreuzt, was es formal zu einem Prince-of-Wales-Check macht, auch wenn der echte Prince of Wales es wohl nie in einem derart unverhohlenen Blau in Auftrag gegeben hätte.

Darunter nimmt Bowles ein gegengewürfeltes Hemd, wo jede Räson zu einem einfarbigen geraten hätte, und erdet das Durcheinander mit perfekt abgetragenen Monkstraps - fertig ist ein Bonvivant von Welt, der kein bisschen kleinkariert aussieht. Man muss einen solch auffälligen Look nicht mit breiten Schultern durchboxen.

Mode, wenn sie mutig ist, fordert mehr als nur einen Körper, sie fordert Charakter. Nichts ist tragischer als einer, der daheim vorm Spiegel kühn war und dann öffentlich nicht zu seinen Kapriolen stehen möchte. Frauen haben in diesen kritischen Momenten meist die größere Chuzpe und ziehen die Sache durch. Männer fürchten sich schon daheim vor dem Fauxpas, deswegen ist Männermode im Alltag so selten aufregend. Umso wichtiger, dass es Typen wie Bowles gibt. Ein Bild von ihm in jede Bürolobby!

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