Süddeutsche Zeitung

Testseite:Lesen wie gedruckt

Vom Einsteigermodell bis zur Luxusausführung - ein Verlagslektor vergleicht sieben Lesegeräte für E-Books.

Von Felix Knoke

Dass Bücher aus Papier sind, war über viele Jahrhunderte hinweg keine Erwähnung wert. Dann kam das E-Book. Anfangs von Romantikern verachtet (kein Geruch, keine Haptik, keine bunten Buchrücken im Regal!), haben sich E-Book-Reader mittlerweile als praktische Alternative etabliert: Sie sind leicht und handlich und können Tausende Bücher abspeichern. Faustregel: Ein Gigabyte Speicherplatz reicht für etwa 300 Bücher. Weniger angenehm ist das Lesen mit E-Readern keineswegs: Die matten Bildschirme zeigen Buchstaben wie gedruckt an - entweder scharf gezeichnet oder organisch ausgefranst, vermitteln sie den Eindruck, als seien sie mit Tinte auf grobem Papier gedruckt. Die Reader strapazieren das Auge viel weniger als die glänzenden, gleißend hellen Bildschirme von Tablets oder Handys. Weil die meisten E-Book-Reader hintergrundbeleuchtet sind, funktionieren sie auch bei schlechten Lichtverhältnissen. Manche Geräte regeln sogar abends ihre Leuchtintensität und den Anteil blauen Lichts herunter, um Augen und Bettnachbarn zu schonen.

Wer oft fremdsprachige Titel liest, wird sich außerdem über eingebaute Wörterbücher und Vokabeltrainer freuen. Menschen mit Seh- und Leseschwäche helfen spezielle Schriftarten und frei einstellbare Schriftgrößen und Laufweiten. Vor allem aber sind E-Reader vielseitig, da sie nicht nur E-Bücher, sondern auch abgespeicherte Artikel aus dem Internet oder andere digitale Formate darstellen können. Und sie halten etwas aus: Die meisten E-Buch-Lesegeräte sind wirklich robust, viel robuster als Papierbücher. Ihre Bildschirme verkratzen kaum, ihre Gehäuse halten Sand und Wasserspritzer aus und ihr Akku hält oft wochenlang.

Der deutsche E-Reader-Markt ist erstaunlich übersichtlich: Zwei Platzhirsche haben ihn unter sich aufgeteilt - der Kindle von Amazon und der Tolino, das Lesegerät von vier großen deutschen Buchhändlern und der Deutschen Telekom. Den Konkurrenten bleiben Nischen - für besonderes Design oder luxuriöse Zusatzfunktionen. Zur Beruhigung bei der Auswahl: Mit keinem Gerät auf dem Markt macht man wirklich etwas falsch.

Der Experte: Tom Müller, 34, ist Lektor beim Berliner Blumenbar Verlag. Er liest drei bis zehn Bücher pro Woche, als E-Buch, PDF oder Textdatei auf seinem Reader. Für unseren Test hat er sieben Lesegeräte getestet. Seine wichtigsten Kriterien waren Verarbeitung, Bedienbarkeit und Lesekomfort.

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Quelle:
SZ vom 17.12.2016
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