Test:Welcher Gin passt zu welchem Tonic?

Test: Welche Marken harmonisieren im Glas?

Welche Marken harmonisieren im Glas?

(Foto: Claudia Klein)

Marken für Gin und Tonic gibt es viele. Aber welche passen gut zusammen? Eine Verkostung.

Welcher Gin zum Tonic?

Die Gin-Marke ist an der Bar eine Glaubensfrage, in Verbindung mit Tonic aber wird sie zur Lotterie der Aromen. Für unsere Verkostung wurde die recht süße, derzeit am Tresen oft verlangte Berliner Tonic-Marke Thomas Henry mit vier verschiedenen Gin-Sorten kombiniert (4 cl Gin, 10 cl Tonic, Eis).

Die Mischungen mögen Geschmackssache sein, doch lassen sich nach dem Tasting drei Beobachtungen festhalten: 1. Je komplexer und ausbalancierter ein Gin ist (siehe Bewertungen unten), desto weniger sollte man ihn mit Tonic mischen. 2. Ein komplexer Gin verliert im Longdrink nicht nur an Aroma, seine Nuancen können sich in Kombination mit Tonic sogar als unangenehm erweisen. 3. Ein wenig komplexer Gin kann mit Tonic indes sogar gefälliger werden.

Alle vier Gin Tonics sind trinkbar, ihre Unterschiede aber deutlich weniger markant als beim reinen Gin-Tasting. Von Komplexität oder großen Nuancen kann man bei dieser Mischung ohnehin nicht mehr sprechen. In der Blindverkostung lassen sich die Gin-Sorten nur äußerst schwer herausschmecken, mit Ausnahme von Hendrick's, dessen Gurkenaroma erkennbar bleibt.

Hendrick's gewinnt mit dem Tonic, das dem Gin seine oberflächliche Parfümiertheit nimmt und ihm Körper verleiht. Auch Tanqueray 10, im Einzeltest unangenehm bitter, profitiert von der Mischung und wird gefälliger. Nahezu perfekt verträgt sich Beefeater 24 mit dem Chinin des Tonics, der Drink ist ungewöhnlich erfrischend, gut integriert und harmonisch. Der im Einzeltest so weiche und hochkomplexe The Botanist verliert mit Tonic dagegen extrem. Seine 22 Zutaten rangeln mit der Brause um die Oberhand - ein bitterer Drink.

Welches Tonic zum Gin?

Der sich kosmopolitisch gebende Barbesucher hat längst nicht mehr nur einen Lieblings-Gin, sondern auch eine bevorzugte Tonic-Marke. Dabei mag es oft um die Pose gehen, aber eben nicht immer, wie die Verkostung von Bombay Sapphire - ein Gin der unteren Mittelklasse, der häufig zu Tonic geordert wird - mit vier verschiedenen Tonic-Sorten zeigt. Denn die Wahl des Tonics beeinflusst das Ergebnis des Drinks dann doch erheblich.

Klare Regeln lassen sich von dem Versuch eher nicht ableiten, doch zeigte sich in der Verkostung: Die Künstlichkeit eines Tonics im Einzeltest wirkte sich negativ auf die Bitternote im Drink (4 cl Gin, 10 cl Tonic, Eis) aus. Besonders ungünstig reagiert der Gin auf Aqua Monaco (Limo-Aroma, herb-klare Chinin-Note): Der Bittergeschmack im Longdrink ist fast schon brutal und dürfte vor allem am späten Abend für trockene Münder sorgen.

Ähnlich wenig Raum für andere Aromen als Bitterkeit lässt die Kombination mit der Berliner Trendmarke Thomas Henry (im Einzeltest fast klebrig am Gaumen), zudem beanstandete der Sommelier Noten von verbranntem Gummi. Deutlich balancierter indes: der Allerwelts-Gin Tonic aus Bombay Sapphire und Schweppes, ein Tonic, das allein dominant und fast scharf ist, sich aber mit dem Gin gut verträgt: immer noch recht süß, aber erfrischend und etwas vanillig mit leicht billiger Tennisclub-Assoziation.

Am ausgewogensten und interessantesten wirkt der Drink dann mit Fentimans, ein Tonic mit natürlichen Anklängen von Heu, Stall und Muschelkalk, dessen runde Würzigkeit dem Gin etwas mehr Tiefe verleiht. Am Ende muss jeder seine Mischung selbst finden - eine komplexe Aufgabe.

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