Test:Das ist der beste Ventilator

Eine kühlende Brise aus der Steckdose gefällig? Wir haben acht Ventilatoren auf Stärke und Geräuschpegel getestet.

Von Felix Knoke

Schnelle Luft ist kälter als langsame. Spätestens wenn die Temperaturen über 30 Grad steigen, werden die Ventilatoren im Handel wieder knapp. Aber welches Gerät kühlt am besten? Diese Frage stellt man Achim Ruth lieber nicht zu oft. Der Ingenieur für Heizungs- und Klimatechnik weist dann mit zunehmender Vehemenz darauf hin, dass Ventilatoren ein schlechtes Wohlfühlgeschäft sind. Sie kühlen zwar vorübergehend die Hautoberfläche, erwärmen aber langfristig die Zimmerluft. Schlimmer noch: Schaltet man den Ventilator ab, steigt die gefühlte Temperatur sprunghaft an. Wer es wirklich kühl haben will, kommt - wenn geöffnete Fenster nichts mehr bringen - um eine Klimaanlage nicht herum.

Wem aber das Gefühl von Kühlung reicht, der sollte folgende Ventilatorregeln einhalten: Gebläse direkt auf sich richten. Nicht zu viel Luftbewegung erzeugen. Und bloß nicht die Decke anblasen - denn dort sammelt sich die warme Luft (und soll da auch bleiben). Deshalb sind Ventilatoren unter der Schlafzimmerdecke Unsinn; offene Stand- und Bodenventilatoren sind dagegen die richtige Wahl, um eine Brise durch große Räume wehen zu lassen oder um frische Luft von einem Fenster tief in den Raum zu tragen. Oszillierende Turmventilatoren sind dagegen kleiner, mobiler und leiser. Sie eigenen sich vor allem, wenn mehrere Menschen im Raum kurz etwas Wind abbekommen sollen. Was man sich sparen kann, sind technische Extras: Luftbefeuchter, -ionisierer und -filter kauft man besser als leistungsfähige, selbständige Geräte.

Koenic KFF 400-M Bodenventilator - Spezialisierter Filmstar

Koenic KFF 400-M Bodenventilator

Koenic KFF 400-M Bodenventilator Koenic KFF 400-M Bodenventilator

(Foto: oh)

Bodenventilatoren erfreuen sich großer Beliebtheit, davon zeugt das große Angebot im Elektrohandel. Liegt das an ihrer Beweglichkeit, der hohen Windstärke oder doch eher daran, dass sie an ein Filmset erinnern? Der Koenic-Ventilator jedenfalls macht so viel Wind wie eine Hollywood-Windmaschine und wirkt durch seine gänzlich metallene Konstruktion auch fast schon filmreif. Wirklich praktisch ist der Griff an der Oberseite, mit dem er auch im Betrieb bequem umplatziert werden kann. Für all das sind 50 Euro wirklich preiswert, findet Experte Achim Ruth. Nur eines bringt ihn in Wallung: "So ein Bodenventilator ist nichts fürs Wohnzimmer. Den muss man in einem großen Büro weit weg aufstellen, um eine angenehme Luftgeschwindigkeit in einem großen Bereich zu erreichen."

  • Lautstärke: Letzte Cabriofahrt
  • Verbrauch: 100 Watt
  • Ausstattung: 3 Stufen, Tragegriff
  • Preis: 49,99 Euro*
  • Bewertung: 7 von 10 Punkten

Tristar Nebel Ventilator VE-5887 - Fragwürdiger Nebelwerfer

Tristar Nebel Ventilator VE-5887

Tristar Nebel Ventilator VE-5887 Tristar Nebel Ventilator VE-5887

(Foto: oh)

Ein Ventilator, der auch einen feinen Wassernebel erzeugt - das klingt leider besser, als es ist. Schon der Aufbau ist kompliziert, im Betrieb wird es nicht besser: Statt Nebelschwaden mit Kühleffekt gibt es nur ein bisschen Dampf. Leider macht das Gerät auch durch seine klobige Form und das billige Plastik nicht viel her. Sein schwerer Standfuß und der klapprige Rest machen ihn eher unbeweglich. Experte Ruth hat wenig Gnade: "Plaste und Elaste, das ist alles." Am meisten stört ihn der Nebeleffekt: "Zwar kühlt der Nebel tatsächlich die Luft, doch der Kühlgewinn wird durch den Energieaufwand für das Vernebeln kompensiert." Ohne Nebelfunktion hat dieser Lüfter aber das Niveau der Billigkonkurrenz - zum sechsfachen Preis.

  • Lautstärke: Helles Summen
  • Verbrauch: 95 Watt
  • Ausstattung: Fernbedienung, Timer, Nebel, Luftionisierer, 3 Stufen
  • Preis: 119,99 Euro*
  • Bewertung: 4 von 10 Punkten

Rowenta Eole Infinite - Rotierende Plasterakete

Rowenta Eole Infinite

Rowenta Eole Infinite Rowenta Eole Infinite

(Foto: oh)

Ist das eine Rakete im Karton? Nein, nur ein Turmventilator mit ein paar Schönheitsmängeln. Erster Eindruck: Das Gerät stinkt nach Lösungsmittel, und der Standfuß könnte beim Zusammenbauen leicht kaputt gehen. Die Mini-Fernbedienung geht leicht verloren, und warum werden auf ihrer Rückseite und in der Anleitung zwei verschiedene Batterietypen dafür angegeben? Dazu kommt, dass das Gerät die Luft nicht im rechten Winkel abgibt, sondern leicht schräg versetzt ausbläst. Dafür hat es eine Temperaturanzeige und einen Kabelaufwickler. Experte Achim Ruth: "Für mich ist der Ventilator in Ordnung. Mich stört nur, dass sowohl seine Geschwindigkeit als auch sein Drehwinkel von 180 Grad nicht besser regelbar sind."

  • Lautstärke: Dösende Klimaanlage
  • Verbrauch: 40 Watt
  • Ausstattung: Fernbedienung, Timer, Kabelaufwickler, Temperaturanzeige, 3 Stufen
  • Preis: 129,99 Euro *
  • Bewertung: 7 von 10 Punkten

Dyson AM07 - Schönes Lüftchen

Dyson AM07

Dyson AM07 Dyson AM07

(Foto: oh)

Mit seinem auffälligen Design sticht der Dyson AM07 klar im Test heraus. Er kann aber auch technisch überzeugen: Mit wenig Energieaufwand macht er ordentlich viel Wind, wenig Lärm und ist dabei auch noch fein regelbar. Das ermöglicht sein einzigartiges Prinzip: Er komprimiert Luft in seinem Sockel und leitet sie durch die ösenförmige Riesendüse, wo sie die Umgebungsluft mitreißt. Luftmultiplikation nennt das der Hersteller. Das funktioniert tatsächlich gut, spart obendrein Strom, hat aber auch seinen Preis. Ein Problem könnte die Reinigung des Gebläses sein, die nur durch den Kundendienst erledigt werden kann. Experte Achim Ruth ist trotzdem angetan: "Wenn Geld keine Rolle spielt, ist das meine klare Empfehlung."

  • Lautstärke: Warmes Rauschen
  • Verbrauch: 56 Watt
  • Ausstattung: magnetische Fernbedienung, 10 Stufen
  • Preis: 429 Euro*
  • Bewertung: 9 von 10 Punkten

OK. OSF 4331-W - Zufriedene Blechklasse

Wenn man nicht viel erwartet, bekommt man mit dem OK.-Ventilator ein zufrieden stellendes Gerät, mit dem man nur etwas vorsichtig umgehen muss. Sein wackliges Blechgestell hält ein windschiefes Plastikgehäuse - das erinnert mehr an einen Einweggrill denn an ein Haushaltsgerät. Tritt man aus Versehen auf den Standfuß, war's das wohl mit dem frischen Lüftchen aus dem Supermarkt. Aber für den Preis stimmt auch einiges: Der Ventilator macht viel Luft - und das gar nicht mal allzu laut. Experte Achim Ruth: "Das ist so ein ganz normaler Ventilator, wie er überall herumsteht. Ich würde ihn nicht kaufen, aber wenn man einen Ventilator will, ist er besser als kein Ventilator." Das ist nicht einmal ein vernichtendes Urteil, wie die schlechter bewerteten Geräte zeigen.

  • Lautstärke: Steife Brise
  • Verbrauch: 50 Watt
  • Ausstattung: 3 Stufen
  • Preis: 24,99 Euro*
  • Bewertung: 5 von 10 Punkten

Honeywell Quietset Fan HYF290E - Stiller Einzelgänger

Was der Dyson kann, kann der Honeywell fast so gut - zu einem Bruchteil des Preises. Der Turmventilator ist zwar optisch etwas gewöhnungsbedürftig, aber er sieht dabei - im Gegensatz zu vielen anderen günstigen Geräten im Test - nicht billig aus. Sein Stromverbrauch und sein wirklich ruhiger Betrieb machen ihn perfekt für Einzelpersonen und Büros, für größere Räume aber reicht sein recht schwacher, schmaler Luftstrom nicht aus. Ein wirkliches Manko ist sein Standfuß, der selbst zusammengebaut werden muss. Ist man dabei nicht sehr vorsichtig, bricht schnell ein Scharnier ab und der ganze Turm wird damit unbrauchbar. Experte Achim Ruth: "Wenn es aufs Geld ankommt, ist das aber eine gute Alternative zum Dyson-Gerät."

  • Lautstärke: Beruhigendes Rauschen
  • Verbrauch: 31 Watt
  • Ausstattung: Timer, Fernbedienung, 8 Stufen
  • Preis: 104,99 Euro*
  • Bewertung: 8 von 10 Punkten

Medion Standventilator MD 17549 - Weiße Brise

Was kann man von einem 25-Euro-Ventilator schon erwarten? Die OK.-Konkurrenz zeigt: mehr als dieser Medion kann. Das billige Plastikgehäuse macht zwar auf den ersten Blick tatsächlich mehr her als die noch billigere Blechkonstruktion. Aber was diesen Ventilator weniger erträglich macht, ist sein Laufgeräusch, so Experte Achim Ruth: "Durch einen Konstruktionsfehler am Käfig des Laufrads entsteht ein tiefes Brumm- und Flattergeräusch, was äußerst unangenehm ist und sich auch nicht durch einen Geschwindigkeitswechsel beheben lässt." Laufrad und Motor ähneln dem Tristar-Ventilator stark. Aber vielleicht ist das auch kein Wunder: Gerade billigere Geräte sind oft baugleich und werden unter verschiedenen Marken verkauft.

  • Lautstärke: Flatterndes Brummen
  • Verbrauch: 40 Watt
  • Ausstattung: 3 Stufen
  • Preis: 24,95 Euro*
  • Bewertung: 2 von 10 Punkten

Stadler Form Otto - Enttäuschende Kreissäge

Der Hersteller wirbt mit Schweizer Qualität, aber das Gerät ist eine Zumutung: Der Rotor ist nicht richtig arretiert und fliegt einfach von der Befestigung, die Gummi-Pinöpel fallen ab und der Geschwindigkeitsschalter könnte billiger nicht sein. Wenn endlich alles läuft, tost das Gerät viel zu laut und erzeugt dabei doch viel zu wenig Wind in einem viel zu engen Winkel. Besser, man lässt diesen Ventilator aus und stellt ihn nur als Zierstück neben sein Loftsofa - oder man trägt ihn wie einen Hundewelpen auf dem Arm, wie es sein Entwickler auf dem beiliegenden Flugblatt tut. Der einzige erkennbare Vorteil: Das Gerät muss nicht erst selbst montiert werden. Das Fazit von Achim Ruth: "Der Otto sieht anspruchsvoll aus, ist aber schlecht verbaut. Ich würde ihn auf keinen Fall kaufen."

  • Lautstärke: Startendes Flugzeug
  • Verbrauch: 45 Watt
  • Ausstattung: 3 Stufen
  • Preis: 199 Euro*
  • Bewertung: 1 von 10 Punkten

Der Experte: Achim Ruth, Jahrgang 1940, betrieb 41 Jahre lang in Frankfurt und Berlin ein Planungsbüro für Heizungs- und Klimatechnik. Er war unter anderem für die Belüftung der ersten IKEA-Häuser, des Historischen Museums und des Museums für Moderne Kunst in Frankfurt am Main verantwortlich. Maßgeblich in die Bewertung der Ventilatoren flossen die Verarbeitung, der Stromverbrauch, die Windqualität und das Betriebsgeräusch ein.

Hinweis der Redaktion: Ein Teil der Produkte wurde von den Herstellern für den Test zur Verfügung gestellt, andere wurden selbst gekauft. Nach dem Test wurden alle Geräte der Bürgerinitiative "Kreuzberg hilft" gespendet.

*Unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers

Foto: Stills Online; Illustration: Dirk Schmid

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