Schreibgeräte:Luxus-Füller im Test: Auf die Linie achten

Für die handschriftliche Weihnachtspost oder als Geschenk unterm Christbaum: Eine Kalligrafin testet edle Füller von Porsche, Montblanc, Lamy und anderen.

Von Christoph Farkas

Es klingt wie aus dem Tagebuch eines Kulturpessimisten, aber es stimmt wahrscheinlich: Die Handschrift stirbt aus. Von Kugelschreibern verstümmelt, von Tastaturen und Touchscreens vernichtet. Schüler schreiben immer schlechter, und viele Erwachsene krakeln wie Viertklässler. Der Einzige, der die Handschrift noch retten könnte, ist, wie jeder Feingeist weiß, der Füller.

Wer mit ihm schreiben kann, heißt es, dessen Gedanken und Gefühle, ja dessen Seele fließt direkt von der Hand aufs Blatt. Blöd nur, dass viele die Lust daran schon in der Grundschule verlieren. Weil sie nicht lernen, den Füller locker genug und nicht zu steil zu führen. Weil die Füller zu billig sind und klecksen. Oder weil die Zahnbürstenregel nicht beachtet wird: Einen Füller darf man niemals verleihen! Die Feder verbiegt in fremden Händen. Viele Schüler steigen auf Kugelschreiber um, sobald Füller nicht mehr obligatorisch sind - und das war's dann mit der Handschrift. Der Füller hat aber zum Glück eine Nische jenseits des Schulalltags gefunden: als Luxusgegenstand, mit dem sich gleichzeitig leidenschaftlich schreiben und prahlen lässt - und dann vielleicht auch noch die Handschrift retten.

Für unseren Test haben wir bekannte Hersteller gebeten, uns ein möglichst klassisches Modell zu schicken, Preislimit 600 Euro. Eine Kalligrafin hat dann mit jedem Füllfederhalter einige Zeilen geschrieben und Optik, Handling, Schreibgeräusche und Schriftbild beurteilt.

Die Expertin: Kerstin Carbow, 52, arbeitet als Kalligrafin, Illustratorin und Malerin in Hamburg. Carbow war eine der letzten Schülerinnen des Schriftkünstlers Martin Andersch. Seit 30 Jahren lehrt sie selbst an Hochschulen und in Workshops, wie man kunstvoll schönschreibt. Dafür braucht sie nur einen Holzfederhalter mit Bandzugfeder für zwei Euro: "Ein Werkzeug, keine stiftgewordene Rolex." Zu Weihnachten schreibt Kerstin Carbow jedes Jahr 120 Briefe.

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